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Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Geschöpfe
erschaffen hatte, musste ein wahres Monster gewesen sein.
Einen Moment lang weigerte er sich einfach zu glauben, dass es
Serenas Vater gewesen sein sollte.
»Was tut er da?«, flüsterte Singh.
Mike antwortete nicht gleich, sondern raffte all seinen Mut
zusammen und trat dichter ans Fenster heran. Der Wächter
bewegte sich zur Seite, um ihn genauer ansehen zu können.
Mike schauderte, als er in seine riesigen, starren Haifischaugen
blickte.
»Was tut er?«, fragte Singh noch einmal. Seine Stimme zitterte
und schien kurz davor, einfach umzukippen.
»Ich glaube, sie sind sich nicht sicher«, sagte Mike. »Sie
haben Recht, Trautman. Sie spüren unsere Anwesenheit. Aber
sie fühlen auch die der Lemurer. Sie wissen nicht, was sie tun
sollen.« Er überlegte einen Moment angestrengt, dann winkte
er Serena herbei.
»Serena! Singh! Kommt her!«
Serena setzte sich gehorsam in Bewegung, wie er es erwartet
hatte, aber Singh zögerte endlose Sekunden, ehe er hinter
seinem Pult hervorkam und an Mikes Seite trat. Der
Haifischmann bewegte sich unruhig. Sein Blick tastete über
Mikes und Serenas Gesichter, taxierte einen Moment lang Singh
und kehrte dann zu Mike zurück. Er konnte die Unsicherheit
des Geschöpfes regelrecht spüren.
»Es genügt nicht«, murmelte Trautman. »Wir sind zu wenige!«
Vielleicht stimmte das. Die Kreatur blickte immer wieder von
ihm zu Serena, Singh und wieder zurück, aber ihre Unsicherheit
schien mit jedem Blick noch zu wachsen.
»Wir brauchen die anderen«, murmelte er. Vielleicht reichte
es, wenn er dem Wächter mehr unbeteiligte Menschen zeigte, die
es nicht angreifen durfte. »Astaroth!«
Er bekam keine Antwort und wiederholte seinen Ruf
in
Gedanken und so intensiv er nur konnte. Astaroth! Wo bleibst
du?
Diesmal bekam er sofort eine Antwort. Jetzt hetz mich nicht! maulte der Kater. Ich bin fast da!
Astaroth! Wir haben keine Zeit für Scherze! dachte Mike
konzentriert. Du musst Ben, Chris und Juan hierher bringen!
So schnell wie möglich! Es ist lebenswichtig!
Okay, okay, okay, nörgelte Astaroth. Ich bin schon da. Noch
diese Tür und ...
Plötzlich verstummte die lautlose Stimme des Katers und das
mitten im Wort. Mike wartete eine oder zwei
Sekunden
vergeblich darauf, dass Astaroth weitersprach, dann rief er in
Gedanken ein paar Mal seinen Namen, so intensiv er nur
konnte.
Er bekam keine Antwort.
In seinen Gedanken
herrschte nur Stille.
»Verdammt!«, murmelte er.
»Was ist?«, fragte Singh nervös.
»Astaroth«, antwortete Mike. »Er antwortet nicht! Irgendetwas stimmt da nicht!« Er überlegte nur eine Sekunde,
dann kam er zu einem Entschluss.
»Ich muss zu ihm!«
»Bist du verrückt?«, keuchte Singh. »Du kannst doch nicht
weggehen! Sie werden uns angreifen!«
»Das werden sie sowieso«, antwortete Mike. »Ich muss die
anderen holen. Halt sie auf, irgendwie!«
Er gab Singh gar keine Gelegenheit zu widersprechen, sondern
fuhr herum und rannte aus dem Salon, so schnell er konnte.
Irgendetwas war dort unten passiert und er musste
herausfinden, was. Er wusste einfach, dass es wichtig war.
Vielleicht lebenswichtig.
Der Weg nach unten wurde zu einem wahren Spießrutenlauf. In
der NAUTILUS herrschte eine unglaubliche Enge. Mike hatte
alle Mühe, sich durch den überfüllten Gang zu quetschen.
Männer, Frauen und Kinder drängelten sich buchstäblich auf
jedem Fußbreit Boden. Selbst auf der Treppe nach unten saßen
Menschen und stapelten sich Kisten und Säcke mit mitgebrachten Waren und hier und da entdeckte er auch einige von
Argos’ Kriegern, die ihre Waffen abgegeben hatten, aber zum
Großteil unverletzt waren. Offenbar waren sie klug genug
gewesen, den zahlenmäßig hoffnungslos überlegenen Angreifern
nicht allzu viel Widerstand entgegenzusetzen. Wenn er den
Lärm bedachte, den sie gehört hatten, dann hatte der Kampf
erstaunlich wenige Opfer gefordert.
Da die NAUTILUS hoffnungslos überfüllt war, brauchte er
fast zehn Minuten, um das untere Deck und den Eingang der
Kammer zu erreichen, in der er Ben und die anderen
zurückgelassen hatte.
Die Tür stand weit offen. Zwei der Männer, die er mit an Bord
genommen hatte, waren auf den Gang herausgetreten und sahen
ihm ausdruckslos entgegen und Mikes Herz begann zu klopfen,
während er die letzten Schritte zurücklegte. Seine Fantasie
gaukelte ihm die düstersten Schreckensbilder vor, die hinter
der Tür auf ihn warten mochten.
Der Anblick, der sich ihm bot, war aber vollkommen anders.
Ben, Juan und Chris

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