Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
Vom Netzwerk:
Masken jedem Bürger zur Verfügung stünden. Aber natürlich wäre es wesentlich wirkungsvoller, wenn du, die Tochter des Wissenschaftlers mit dem tragischen Schicksal, die Ausgabe übernehmen würdest. Die Leute wären absolut begeistert.«
    Ist es das, was er in mir sieht? Das Mädchen mit dem tragischen Schicksal? Ist es das, was Will in mir sieht?
    »Ich werde die Informationen beschaffen«, erkläre ich.
    »Aber sei vorsichtig. Dein Vater ist von Spionen umgeben.«
    Nun bin ich diejenige, die lachen muss. »Das wissen wir, glaub mir.« Das taten wir schon die ganze Zeit.
    »Ich werde demnächst wieder auf dich zukommen. Jetzt, wo April verschwunden ist, brauche ich dich.«
    Es gefällt mir, dass seine Stimme für einen kurzen Moment nicht mehr ganz so selbstsicher klingt. Vielleicht könnten wir sogar Freunde werden.
    »Hat April gelogen, oder schreibst du tatsächlich Gedichte?« Ich muss es einfach wissen.
    Einen Moment lang herrscht Stille. »Es stimmt.« Seine Stimme ist kaum hörbar. »Mein Vater war völlig verzweifelt, weil ich nie etwas Anständiges zustande gebracht habe.«
    Er nimmt mich am Ellbogen und führt mich zur Leiter zurück. »Pass gut auf, wenn du wieder nach unten kletterst, Miss Araby Worth.«

S IEBEN
    A ngewidert schlucke ich den bitteren Schlaftrunk, den Vater immer für mich zusammenbraut, weil er es leid ist, von meinen Schreien aus dem Schlaf gerissen zu werden. Aber das Zeug schenkt mir einen tiefen, traumlosen Schlaf. Zumindest meistens.
    Ich bemühe mich, an gar nichts zu denken. Weder an im dunklen Garten aufflackernde Streichhölzer noch an die gefangene April oder an kleine Kinder, die dem Schwärenden Tod schutzlos ausgeliefert sind. Auch nicht an die Soldaten in den Räumen unter mir. Ich atme ganz bewusst ein und aus und kämpfe gegen die Panik an, die mich zu überwältigen droht.
    Nach einer halben Ewigkeit schlafe ich endlich ein und träume von in tiefen Schatten verborgenen Gesichtern.
    Mit einem Schrei fahre ich aus dem Schlaf hoch. Mein ganzes Bett wackelt. Eigentlich sollte ich nicht vor Sonnenaufgang aufwachen. Ich bin völlig benommen, das heißt, das Schlafmittel wirkt noch. Glas zerbirst, und etwas fällt polternd zu Boden. Einen Moment lang ist das Zimmer in taghelles Licht getaucht. Dann beginnt mein Bett erneut zu wackeln.
    Ich presse die Hände auf die Matratze und bete, es möge endlich aufhören. Halluziniere ich?
    In diesem Moment dringen die Stimmen von Mutter und Vater im Nebenzimmer herein. Sie machen sich nicht die Mühe, leise zu sprechen.
    Eine weitere Explosion lässt mein Zimmer erbeben.
    Bereits in der Vergangenheit sind Bomben gefallen. Eine oder zwei, aber noch nie so dicht hintereinander. Das verheißt nichts Gutes.
    Ich schwinge die Beine über die Bettkante und stelle beide Füße fest auf den Boden. Er scheint sich nicht zu bewegen, also stehe ich vorsichtig auf.
    Draußen erhellen Flammen den nächtlichen Himmel.
    Ich gehe zu meinen Eltern hinüber. Meine Zimmertür gibt kein Geräusch von sich, doch sie müssen den Luftzug gespürt haben, denn sie drehen sich beide zu mir um.
    Eine weitere Explosion erschüttert das Penthouse. Wieder ertönt das Splittern von Glas. Mutter wimmert leise.
    Aber ich werde mich nicht von meiner Angst übermannen lassen. Ich beiße die Zähne zusammen. Mutters Benehmen ist absolut lächerlich. So will ich nicht sein.
    Rauch steigt vor den Fenstern auf. »Brennt die ganze Stadt?« Am liebsten würde ich zum Fenster laufen und nach draußen sehen, als könnte ich von hier aus erkennen, ob es Will und seinen Geschwistern gut geht. Stattdessen stehe ich wie angewurzelt da.
    »Diese Idioten«, murmelt Vater. »Brennen alles nieder und plündern die Stadt. Damit machen sie alles nur noch schlimmer.«
    »Was wollen die Leute denn mit den Brandstiftungen erreichen?«, frage ich und muss an vermummte Gestalten denken, an Elliott und seine Sorge, jemand anders könnte die Kontrolle über die Stadt an sich reißen, ehe er die Gelegenheit dazu hat.
    Vater beantwortet meine Frage, als wäre ich noch genauso oberflächlich und unwissend wie vor einer Woche.
    »Sie wollen eine Verbesserung ihrer Lebensumstände erzwingen. Sie kämpfen gegen die Armut, die Verzweiflung, gegen den Staat, in dem sie leben müssen. Verzweiflung und Apathie, mehr ist uns nicht geblieben …« Seine Stimme geht in einer Reihe stakkatoartiger Explosionen unter. »Manchmal wünschte ich, das Schießpulver wäre nie erfunden worden«, sagt er

Weitere Kostenlose Bücher