Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)
Dummköpfe haben das Einzige zerstört, was ihnen Hoffnung geschenkt hat.«
Im Zimmer ist es plötzlich unerträglich heiß.
Elliott starrt Vater an. Vater spricht von neu auftauchenden Krankheiten und der Gefahr, uns damit anzustecken. Ich habe all das schon so oft gehört, dass ich es bis ins Detail auswendig kenne.
»Aber viele Menschen haben doch Masken«, wirft Mutter ein.
Aber der kleine Henry nicht. Genauso wenig wie die Tochter unseres Kuriers.
Vater räuspert sich. »Vielleicht gehe ich morgen hin und biete ihnen meine Unterstützung an. Vielleicht geht es dann ja schneller. Immerhin habe ich ihnen mein Wissen zur …«
»Sie haben große Hilfe geleistet, Sir, daran besteht kein Zweifel. Aber Sie haben ihnen nicht Ihr Wissen zur Verfügung gestellt«, wirft Elliott ein.
Mutter und Vater wenden sich Elliott, dem Neffen des Prinzen, zu und starren ihn aufgebracht an, doch Elliott zeigt sich nicht im Mindesten beeindruckt von ihrer Verärgerung.
»Sie haben meinem Onkel das Wissen zur Verfügung gestellt, und er hat es unter Verschluss gehalten.«
»Wenn Sie mich nicht mehr brauchen, gehe ich jetzt auf meinen Posten zurück.« Der Kurier ist sichtlich nervös. Auf dem Weg hinaus hebt er eine Rose auf, die mir aus der Hand gefallen ist, und reicht sie mir. »Danke«, flüstert er. »Meine Tochter … es war sehr nett von Ihnen, es wenigstens zu versuchen.«
Einen Moment lang stehen wir wortlos da, während er durch die Diele und zurück zu seinem Stuhl auf dem Korridor hastet.
»Sie könnten den Menschen immer noch helfen, Sir«, sagt Elliott. »Sie könnten die Pläne mir geben, und ich würde dafür sorgen, dass sie eine angemessene Verwendung finden.«
»Sie wissen genau, dass das nicht geht«, fährt Vater ihn an. »Und Sie wissen auch, weshalb.«
Ich sehe von einem zum anderen. Die Papiere kratzen auf meiner Haut. Ich bin drauf und dran, genau das zu tun, was Vater nicht tun wird. Und ich weiß, dass es ein Fehler ist.
»Ich werde tun, was ich kann«, fährt Vater fort. »Das können Ihre Erfinderfreunde wohl nur bestätigen.«
Elliott nickt.
Vater wendet sich ab, als wolle er sein Verständnis nicht einmal zur Kenntnis nehmen. »Aber in Wahrheit können wir rein gar nichts tun«, fährt er verbittert fort. »Nicht, solange die Leute weiterhin alles zerstören …« Vater macht kehrt und schlurft mit hängenden Schultern in sein Labor. Die Tür schließt sich leise hinter ihm. In den Akkadian Towers gibt es keine zuknallenden Türen.
»Wir sollten gehen«, sagt Elliott und lächelt traurig. »Heute Abend kann keiner von uns die Menschheit retten.« Seine Hand, die sich behutsam um mein Handgelenk legt, sagt allerdings etwas anderes.
Ich reiche Mutter die einzelne Rose. Die anderen hat sie inzwischen in eine Vase gestellt. Am liebsten würde ich etwas sagen, »Auf Wiedersehen« oder »Alles wird gut« oder vielleicht auch »Ich hab dich lieb«, doch sie widmet sich bereits hingebungsvoll den Blumen.
Elliott beugt sich zu ihr hinüber, als wir die wenigen Schritte zur Tür gehen. »Es war schön, Sie wiederzusehen, Catherine«, sagt er leise.
Mutters Blick streift erst mich, dann Elliotts Gesicht, dann schweift er wieder zu mir. Sie schüttelt den Kopf, als wolle sie sagen, dass sie sich nicht über das Wiedersehen gefreut hat, aber das kann wohl kaum ihr Ernst sein. Sie ist sichtlich nervös. Die beiden sind einander also schon einmal begegnet.
»Deine Eltern mögen mich nicht«, stellt Elliott fest, als wir den Flur hinuntergehen. Ich würde gern etwas Nettes sagen, doch er gibt mir keine Gelegenheit dazu. »Aber ich bin daran gewöhnt. Eltern können mich oft nicht leiden.«
Ich könnte ihn fragen, ob er mit vielen Mädchen ausgeht. Aber dann denkt er vielleicht, dass es mir wichtig ist. »Sind deine Männer immer noch unten?«, frage ich stattdessen.
»Ja. Noch ein paar Tage. Ich will ein paar Mann hierlassen, damit sie ein Auge auf dich und meine Mutter haben. Und auf April, wenn sie zurückkommt.«
Inzwischen stehen wir vor der verschlossenen Tür zum Dach. Früher, bevor April aufgetaucht ist, bin ich diese Treppe jeden Tag hinaufgegangen. Sie dachte, sie könnte mich beschützen, als sie das schwere silberne Schloss hat anbringen lassen.
Elliott schließt die Tür auf und tritt mit einer knappen Verbeugung beiseite, um mich hindurchtreten zu lassen.
»Wieso eigentlich die Blumen?«, frage ich über die Schulter.
»Ich musste mir doch einen Grund einfallen lassen, weshalb ich
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