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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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bisschen besser fühle.
    »Schick mir nächstes Mal vorher eine Nachricht«, sage ich und streiche mir das Haar glatt. »Ich hatte mich nicht zum Ausgehen fertig gemacht.«
    »Ich habe aber keinen Kurier, den ich schicken kann«, gibt Elliott zurück. »Geh einfach davon aus, dass ich jederzeit vor der Tür stehe, dann bist du immer bereit.«
    Ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu. Die Falten auf seiner Stirn verraten mir, dass ihn meine Verärgerung amüsiert.
    In all den Jahren, seit wir Masken tragen müssen, haben wir gelernt, das Mienenspiel unseres Gegenübers zu interpretieren. Augen und Brauen sind die besten Indikatoren dafür, was gerade in jemandem vorgeht. Inzwischen brauche ich meist nicht einmal mehr den Mund zu sehen, um zu wissen, ob mein Gesprächspartner lächelt.
    Ehe ich auf Elliotts Grinsen reagieren kann, wird die Kabine hin und her geworfen. Hektisch drückt der Fahrstuhlführer ein paar Knöpfe. Elliott streckt die Hand aus, wie um mich zu beschützen. Ich trete einen Schritt beiseite. Noch immer belustigt lässt er den Arm sinken und zuckt mit den Schultern.
    Der Aufzug neigt sich gefährlich zur Seite, und ich werde gegen Elliott geschleudert. Ungebremst pralle ich mit der Wange gegen seine Schulter. Es tut weh. Ohne mich anzusehen, legt er einen Arm um mich, während er sich mit der freien Hand an der Kabinenwand abstützt.
    Er wirkt völlig ruhig, doch mir entgeht nicht, dass sich seine Handfläche schweißfeucht auf meiner nackten Haut anfühlt. Mein Blick hängt wie gebannt auf dem bleichen Gesicht des Fahrstuhlführers.
    Wieder rumpelt der Aufzug heftig. Ich schnappe nach Luft.
    »Du hast also doch Angst vor dem Tod«, flüstert Elliott mir ins Ohr.
    Die restliche Fahrt über bemühe ich mich, ebenso gelassen zu wirken wie Elliott. Schließlich setzt die Kabine so abrupt im Erdgeschoss auf, dass ich beinahe von den Füßen gerissen werde.
    Der Fahrstuhlführer ist kreidebleich, als er die Türen öffnet. »Tut mir leid, Miss Worth. Die Explosion muss das Kabel beschädigt haben. Ihre Wohnung ist so weit oben.«
    Ich bin heilfroh, endlich den soliden Marmor unter meinen Füßen zu spüren. Elliott hingegen scheint es nicht im Mindesten eilig zu haben. Lächelnd tritt er aus dem Aufzug. Aber auch seine Hand war schweißfeucht. Auch er hat Angst vorm Sterben.
    Er besitzt seine eigene dampfbetriebene Kutsche, die schneller und weniger feudal ist als die von April. Die Sitze sind dicht nebeneinander angebracht, sodass ich mir seiner Nähe überdeutlich bewusst bin, als ich sein Bein an meinem nackten Knie spüre. Doch beim Anblick der Zerstörung auf den Straßen vergesse ich, dass er neben mir sitzt. Leichter Regen hat eingesetzt, und die Stadt zieht in einem verwaschenen Dunst aus tristen grauen Fassaden und rauchgeschwärzten Häusersilhouetten an mir vorbei. Das hier ist viel schlimmer als die vereinzelten Ausbrüche von Vandalismus – die Übergriffe sind Teil eines organisierten Zerstörungsfeldzugs. Links von uns ragen die Überreste einer wunderschönen Kathedrale in die Höhe. Das Dach fehlt, und die Wände sind rußgeschwärzt.
    »Was haben die sonst noch niedergebrannt?«
    »Der Schwerpunkt lag auf den Kirchen.«
    Erstaunt stelle ich fest, wie viele Kirchen es in unserer Stadt gibt, anscheinend in nahezu jedem Häuserblock der Oberstadt, eingebettet zwischen höheren Gebäuden oder allein an einer Straßenecke.
    Beim Anblick der Kirchen muss ich unwillkürlich an Fledermäuse denken. Und bei Fledermäusen kommt mir automatisch April in den Sinn.
    »Hast du etwas von ihr gehört? Ist sie bei eurem Onkel?«
    Natürlich weiß er, dass ich von April rede. »Das ist typisch für meinen Onkel. Sie zu entführen, nur um zu beweisen, dass er dazu in der Lage ist. Hätten die brandschatzenden, plündernden Rebellen oder sonst wer sie in ihre Gewalt gebracht, wüssten wir es inzwischen. Sie hätten längst Forderungen gestellt.«
    »Ich mache mir Sorgen«, sage ich leise.
    Wir fahren an der Ruine eines Apartmentgebäudes vorbei. Ich frage mich, ob die Bewohner im Haus waren, als es in die Luft geflogen ist. Bestimmt war es leer. Ich bringe es nicht über mich, mir vorzustellen, dass es nicht so war.
    »Wenn wir in den Club kommen, musst du etwas für mich holen.« Er wirft mir einen ernsten Blick zu. »Es ist zu riskant für mich, es selbst zu tun.«
    Mein Herzschlag beschleunigt sich, als er mir die Details erklärt. Ich soll ein bestimmtes Buch mit einem grünen Umschlag aus dem

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