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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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Gastgeber. »Ich bin gleich wieder hier.«
    Er macht keine Anstalten, mich aufzuhalten. Sobald ich verschwunden bin, kann er sich in Ruhe den Seiten widmen, die ihn in Wirklichkeit interessieren. Den Seiten, die er so sorgsam vor mir verborgen hat.
    Der Korridor vor Elliotts Räumen ist leer und dunkel. Eilig gehe ich in den Teil des Clubs zurück, der mir vertraut ist, und halte Ausschau nach dem Jungen, der April in der Nacht ihres Verschwindens geküsst hat. Man weiß schließlich nie.
    Schließlich betrete ich die Bar, wo ich zu meiner Verblüffung Will stehen sehe. Es ist ungewöhnlich, dass er sich unters Volk mischt. Normalerweise bleibt er die ganze Nacht am Eingang, wo er den endlosen Strom an eintreffenden Gästen untersucht.
    »Araby.«
    Ich bleibe stehen. »Ich war nicht sicher, ob du dich überhaupt an meinen Namen erinnerst.«
    »Doch«, sagt er. »Natürlich erinnere ich mich.«
    Ich gebe dem Barkeeper ein Zeichen, denn solange meine Finger nicht beschäftigt sind, kann ich nur herumstehen und Will anstarren. Doch er bedient gerade ein Mädchen am anderen Ende des Tresens.
    »Ich brauche ein bisschen frische Luft«, sage ich.
    »Dann sieh bloß zu, dass du ins Freie kommst. Wenn dir die Luft schon nicht hilft, einen klaren Kopf zu bekommen, bringt sie dich zumindest um.« Wahrscheinlich will er mich nur ärgern. Aber ganz sicher bin ich mir nicht.
    Endlich bemerkt mich der Barkeeper. Er gießt etwas in ein hohes Glas und schiebt es mir zu, während Will mich am Ellbogen nimmt und wegzieht.
    »Du bist heute Abend so anders als sonst.«
    Ich weiß nicht recht, was er damit meint. Ich nehme mein Glas und trinke einen großen Schluck. Die Erwartungen, die er an mich haben könnte, machen mir Angst.
    »Araby? Ich gehe mit dir nach draußen, damit du frische Luft schnappen kannst. Das vorhin habe ich nicht ernst gemeint.«
    Ich trinke aus und folge ihm. Über eine mit Teppich ausgelegte Treppe führt er mich zwei Stockwerke nach unten zu einer Tür, die mir noch nie aufgefallen ist. Eigentlich dachte ich immer, ich würde jede Ecke des Debauchery Clubs kennen, aber heute Abend fühlt er sich so fremd an, als wären meine Besuche nichts als ein Traum gewesen.
    »Ich will dir etwas zeigen«, flüstert er.
    Wir setzen unsere Masken auf und treten in einen Innenhof, über dem mehrere Stockwerke hohe Gebäude aufragen.
    Der Mond steht direkt über uns. Ich weiß, dass es kalt ist – die Atemwolken vor unseren Masken verraten es mir –, trotzdem spüre ich die Kälte nicht. Wir gehen sechs Schritte über den gepflasterten Boden.
    »Das hier wollte ich dir zeigen.«
    Ich löse den Blick von seinem Gesicht. In der Mitte des Hofs steht ein antiker Blumentopf, eine Art Urne, die auf der einen Seite leicht zerbröckelt ist. Eine Schlingpflanze wächst daraus empor.
    Mit einer einzelnen weißen Blüte daran.
    »Sie geht nur im Mondlicht auf und dann auch nur für ein paar Stunden, wenn der Vollmond direkt über dem Hof steht. Vielleicht hat sie jemand vor der Seuche gepflanzt, als die Welt noch voller Hoffnung war. Am Ende jeder Schicht, wenn ich die Böden geschrubbt und die Pfützen mit Erbrochenem aufgewischt habe, komme ich hierher. Sie erinnert mich daran, dass es auch jetzt noch schöne Dinge auf der Welt gibt.«
    »Sie ist wunderschön«, sage ich, doch statt die Blüte zu betrachten, sehe ich Will an. Mir ist leicht schwindlig, und ich fühle mich ganz seltsam. Glücklich. Ich glaube, ich bin glücklich. Ich wende mich der Blüte zu und betrachte die Blütenblätter, auf denen Tautropfen glitzern. Er hält noch immer meine Hand und steht ganz dicht neben mir. So dicht.
    Mehr als alles andere auf der Welt wünsche ich mir, dass er mich küsst.
    Doch ich bewege meine Finger – der höfliche Versuch, mich seinem Griff zu entwinden. Er ignoriert die Geste und zieht mich behutsam an sich. Aber ich habe meinen Schwur, den ich an Finns Grab geleistet habe, nicht vergessen. Wozu soll er gut sein, wenn er nicht mit Opfern verbunden ist? Ich reiße mich abrupt los. Will gerät für einen Moment ins Wanken, während ich einen taumelnden Schritt vorwärts mache und dabei mit dem Fuß gegen den Blumentopf stoße.
    Der Topf beginnt zu schwanken, und Will macht einen Satz, doch bevor er ihn auffangen kann, kippt er um und zerbricht auf dem Steinboden. Die Schlingpflanze ist abgerissen. Will starrt sie fassungslos an.
    »Ich … darf nicht Händchen halten. Mit niemandem«, flüstere ich.
    Ich schäme mich viel zu sehr, um

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