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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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der ich seinen Zorn nicht auf mich ziehe. Mein Blick bleibt an einer schwarzen Stelle im hinteren Teil des Thronsaals hängen, einem Schatten, der sich in die steinerne Mauer eingebrannt hat.
    Der Prinz, der meinem Blick gefolgt ist, verzieht bekümmert das Gesicht.
    »Nicht alle Wissenschaftler haben so viel Glück wie dein Vater«, sagt er. »Bei der Entwicklung der Dampfkutsche hat Dr. Roth eine schreckliche Explosion ausgelöst. Ich musste ihn leider töten lassen, aber seine Dampfkutschen finde ich nach wie vor sehr nützlich. Besitzt du auch eine?«
    Ich schüttle den Kopf. Er weiß es doch ohnehin. Niemand darf sich ohne seine Erlaubnis eine Dampfkutsche kaufen.
    Der Ruß an der Wand sieht so frisch aus, dass er vermutlich an meinem Finger kleben bliebe, wenn ich darüberstreichen würde.
    »Er war gewissermaßen Elliotts Mentor. Hat er dir das erzählt? Elliott hat viele Stunden mit ihm verbracht und alles über den Dampfmotor von ihm gelernt.«
    Die Angst hängt wie eine düstere Wolke über dem Raum. Teuer gekleidete Menschen versammeln sich um den Thron und lauschen gespannt. Der Prinz hebt eine Braue; eine Geste, die mich einen Moment lang an Elliott erinnert.
    »Nur gut, dass ich nicht versehentlich etwas in die Luft gejagt habe, sonst hättest du mich auch hinrichten lassen.« Elliott bemüht sich, lässig zu klingen, doch es gelingt ihm nicht. Mit einem Mal wirkt er eigentümlich unschuldig – ein Begriff, den ich normalerweise nicht verwenden würde, um ihn zu beschreiben. Oder sollte ich lieber verletzlich sagen?
    Ich starre Elliott an und kann nur hoffen, dass ich wie ein bis über beide Ohren verliebtes Mädchen aussehe.
    Die Leute stehen dicht um uns gedrängt. Ich kann mich nicht erinnern, jemals in einem so überfüllten Raum gewesen zu sein, schon gar nicht seit Ausbruch der Seuche, trotzdem gibt es eine Stelle, die die Leute zu meiden scheinen: An der linken Wand des Thronsaals stehen mehrere Tische direkt unter einem Buntglasfenster, durch das dunkelgrünes Licht hereinfällt. Ich erkenne einige der Utensilien auf den Tischen. Ein Mikroskop. Ein kompliziert aussehendes Gerät mit einem Uhrwerk. Teile einer Dampfkutsche. Schließlich bleibt mein Blick auf den Gegenständen hängen, die ich noch nie gesehen habe.
    »Wir haben unsere Mittel und Wege, um den Genies unter uns zu ihrer Inspiration zu verhelfen«, erklärt der Prinz. Inzwischen ist er von seinem Thron herabgestiegen und steht so dicht neben mir, dass mir ein scharfer Geruch in die Nase steigt. Ein zimtartiges Aroma. Ich zwinge mich, ganz ruhig stehen zu bleiben. »Magst du Feste, mein Kind?«
    Folterinstrumente. Er will meinen Vater hierherschaffen und ihn foltern. Und er fragt mich, ob ich Feste mag?
    »Natürlich«, murmle ich.
    Ein freundliches Lächeln tritt auf die Züge des Prinzen, bei dessen Anblick mir das Blut in den Adern gefriert. Seine Zähne sind bräunlich verfärbt. »Vielleicht könnten wir mit meinem nächsten Ball ja eure …« Er bricht ab. »… eure Freundschaft feiern.«
    Er hat mit Absicht das Wort Verlobung nicht in den Mund genommen. Weil er weiß, dass sie nur gespielt ist? Weil er nicht zulassen will, dass sein Neffe mich heiratet?
    »Das klingt wunderbar.« Ich erkenne meine kleinlaute Piepsstimme selbst kaum wieder.
    »Das wird es auch«, erklärt der Prinz. »Es gibt nichts Schöneres als einen Maskenball, um die eigene Wahrnehmung zu verändern. Elliott könnte direkt an dir vorbeigehen, und du würdest es nicht merken.« Sind diese Worte an mich gerichtet oder an Elliott? »Ein Maskenball ist so aufregend und spannend.«
    »Das Problem ist nur, dass wir sowieso schon ständig Masken tragen«, wirft Elliott mit tonloser Stimme ein.
    »Ah, aber diese Masken … die Anonymität kann geradezu berauschend sein, findest du nicht auch?«
    Auch wenn ich anderer Meinung bin und trotz aller Gefahren hat die Aussicht auf einen Maskenball durchaus ihren Reiz. April wäre bestimmt Feuer und Flamme. Ich frage mich, wieso sie nie vorgeschlagen hat, einen Maskenball ihres Onkels zu besuchen.
    Wenn April sich davor gefürchtet hat, an einer der Feiern ihres Onkels teilzunehmen, lässt das keinen anderen Schluss zu, als dass sie in der Tat fürchterlich sein müssen.
    »Hast du schon ein Datum für deinen nächsten Ball festgelegt, Onkel?«
    »Ja. Und natürlich werden wir feiern, wenn deine Schwester zurückkehrt. Falls sie zurückkehrt.«

D REIZEHN
    E ine Folge disharmonischer Glockenklänge ertönt – das

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