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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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der Vorstellung festgehalten haben, das Leben würde so weitergehen wie bisher. Die Fahrt zum Schloss dauert über drei Stunden, doch ich sehe mir die Gegend an, deshalb vergeht die Zeit schnell.
    Schlanke immergrüne Bäume säumen die Straße. Am liebsten würde ich aussteigen, zwischen ihnen hindurchspazieren und ihre dunkelgrünen Nadeln berühren.
    Elliott bleibt stehen, als hätte er meine Gedanken gelesen. Er trägt eine Art Schutzbrille, die in Verbindung mit der Maske praktisch sein gesamtes Gesicht verdeckt – ein Anblick, der mir gar nicht gefällt.
    Wir befinden uns auf einem Kamm, von dem aus sich ein Blick über die Festungsanlage seines Onkels bietet. Direkt unter uns befindet sich das riesige Schloss mit seinen Türmchen und einer Zugbrücke.
    Vielleicht liegt es an der Schutzbrille, aber in seinen Augen liegt ein trauriger und versonnener Ausdruck.
    »Elliott?« Wenn ich ihn tröste, kann ich vielleicht meine eigene Traurigkeit vergessen.
    »Ich hasse diesen Ort. Wann immer ich herkomme, halte ich hier an.« Er macht eine ausschweifende Handbewegung. »Um mich daran zu erinnern, dass wir eigentlich nicht allzu weit von der Stadt weg sind. Selbst zu Fuß würde man höchstens einen halben Tag brauchen, und es gibt immer Mittel und Wege, aus dem Palast zu flüchten. Siehst du diese Höhlen dort?« Er deutet auf ein paar dunkle Stellen in einer Felswand, bei denen es sich tatsächlich um Höhleneingänge handeln könnte.
    »Im Palast gibt es Gänge, die zu diesen Höhlen führen«, fährt er fort.
    »Gibt es eigentlich irgendein Gebäude in der Stadt, das keinen unterirdischen Tunnel hat?«, frage ich und muss mir das Lachen verkneifen – es ist absolut lächerlich. All diese Wege und Gänge, die ich noch nie bemerkt habe und an deren Existenz ich in Wahrheit auch nicht glaube. Aber nicht einmal der Anflug eines Lächelns erscheint auf Elliotts Zügen.
    »In dem Buch, das du mir besorgt hast, steht, dass all die Gänge in der Stadt miteinander verbunden sind. Hätte ich das schon früher gewusst, wäre ich längst in die Stadt geflüchtet, statt all die Jahre als Prosperos Gefangener hierzubleiben.«
    Ich blicke auf die eindrucksvolle Landschaft unter uns. »Es ist nicht zu überhören, dass du dein Leben hier gehasst hast. Das ist sehr beruhigend zu wissen, vor allem, weil wir demnächst hineingehen.«
    »Ich wollte gar nicht, dass du beruhigt dort hineingehst. Du solltest Angst haben, Araby. Liegt dir April genug am Herzen, dass du dich in den Palast traust?«
    Selbst jetzt, im fahlen Nachmittagslicht, sehe ich, dass sämtliche Fenster im Schloss vergittert sind. Wir könnten jederzeit umdrehen und wären noch vor Sonnenuntergang zurück in den Akkadian Towers.
    Aber April wird in diesem Schloss gefangen gehalten. Und sie würde dasselbe auch für mich tun, daran besteht kein Zweifel. Abgesehen davon hat man uns herbefohlen.
    Wieder scheint Elliott zu ahnen, was mir im Kopf herumgeht.
    »Wer würde mir wohl zu Hilfe eilen, wenn ich dort drin wäre?«, fragt er.
    Ich kann die Frage nicht beantworten, weil ich es nicht weiß.
    Elliott greift in seine Tasche und zieht die kleine Schatulle heraus, die er vorhin Mutter gezeigt hat.
    »Würdest du den hier tragen?«, fragt er und wirft mir die Schatulle zu. Ich öffne sie. Die Sonnenstrahlen spiegeln sich in den Facetten eines riesigen Brillanten.
    »Ich …«
    »Es würde nichts bedeuten«, fügt er schnell hinzu. »Es ist nur wegen meinem Onkel.« Sein Haar fällt über den Rand seiner Schutzbrille, und plötzlich sieht er so jung und wehmütig aus. Ich nehme den Ring heraus.
    »Manchmal fällt es mir schwer, dir zu trauen«, räume ich ein.
    »Das solltest du auch nicht tun.« Ich drehe und wende den Ring an meinem Finger. Der Brillant ist scharfkantig und fühlt sich eisig kalt an.
    Wir fahren einen Abhang hinunter und an einem steinernen Wachturm vorbei. Elliott drosselt das Tempo. Der Wachmann verbeugt sich und winkt ihn durch. Als Nächstes gelangen wir zu einem Eisentor mit einem gewaltigen Zaun. Die Tore fallen mit einem lauten Krachen hinter uns zu.
    »Tja, damit wären wir also drinnen. Ich hoffe nur, dass wir auch wieder herauskommen.« Er legt mir die Hand auf den Arm. »Trau mir nicht«, sagt er noch einmal. »Sonst würde ich mich noch schlechter fühlen, wenn du getötet wirst.«
    Die Angst packt mich. Ich will nicht in diesem Schloss sterben.
    Wir biegen scharf um eine Ecke. Vor uns ragt das Schloss auf. Ich hatte nicht damit gerechnet,

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