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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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um die halb zerfallenen Schiffe herumnavigieren müssen, wenn wir später auslaufen.
    »Es gibt auch Gutes auf der Welt. Wir haben diese Stadt erschaffen. Sie ist wunderschön.«
    Es gelingt ihm zwar nicht, mich zu überzeugen, aber es macht mich glücklich, dass er es wenigstens versucht.
    Ich stehe zwischen seinen Armen, die links und rechts neben mir den Weidenkorb umfassen. Sein Körper presst sich an meinen, ganz fest. Trotzdem gelingt es mir mühelos, mich umzudrehen. Er legt die Arme um mich, meine Hände vergraben sich in seinem Haar, und unsere Lippen finden sich. Wir küssen uns, als wäre es das Einzige, das uns noch am Leben erhält.
    Der Korb schwankt leicht hin und her. Ich spüre, wie er erschaudert. Ich schlage die Augen auf und sehe ihn an. Er ist so wunderschön, so unfassbar schön mit seinen geschlossenen Augen und seinem Gesicht dicht vor mir. Er zieht mich enger an sich, ohne die Augen zu öffnen.
    »Will?«
    Er küsst meine Schläfe. »Ich will für immer hier oben bleiben«, flüstert er.
    Wieder küssen wir uns, und es ist, als würde ich gleich ertrinken. So fühlt sich also an, wovon April immer behauptet hat, ich würde es verpassen. Es ist nicht so schmutzig, so chaotisch, wie ich immer dachte. Seine Hände sind in meinem Haar, wandern über meine Schultern und meinen Rücken. Ich fühle mich wackelig auf den Beinen, so als bestünden meine Knochen aus Gummi. Der Schwur, den ich einst geleistet habe, und selbst Finn sind in weite Ferne gerückt.
    Der Ballon hebt und senkt sich leicht.
    Kent zieht uns wieder nach unten.
    »Danke«, sage ich.
    »Du darfst nicht vergessen, dass es immer Gründe gibt weiterzuleben. Dass es zumindest ein paar anständige Leute auf der Welt gibt und dass die Welt auch manchmal schön ist, okay?«
    Ich recke ihm mein Gesicht entgegen, bereit für seinen nächsten Kuss, doch er hält mich zurück.
    »Du wirst es doch nicht vergessen?«
    Wieder wippt der Ballon auf und ab. Seine Augen sind immer noch geschlossen.
    »Wieso machst du die Augen nicht auf?«
    Er öffnet das eine Auge und linst durch den Spalt. »Weil ich Höhenangst habe.«
    Der Korb wippt ein weiteres Mal. »Wir sollten unsere Masken wieder aufsetzen.« Mit zitternden Händen umfasst er mein Gesicht und küsst mich noch einmal. Der Ballon sinkt ziemlich schnell.
    »Ich muss dir etwas sagen«, raunt er in mein Haar. In diesem Moment ertönt eine Explosion, und ich schnappe nach Luft.
    Rote, gelbe und blaue Blitze schießen rings um den Hafen empor.
    »Ein Feuerwerk«, stoße ich atemlos hervor. Raketen steigen über der Discovery hoch, und ich höre die Leute applaudieren. Ich habe erst ein einziges Mal ein Feuerwerk erlebt als kleines Mädchen im Zuge eines feierlichen Anlasses im selben Hafen. Selbst hier oben kann ich das Raunen der Menge hören.
    Ich versuche mich zum Hafen umzudrehen, doch Will und ich stehen eng umschlungen da. Wieder steigen bunte Raketen in die Höhe. Ein unangenehmer, beißender Gestank hängt in der Luft, und das Knallen ist so laut – zu viele Dinge sind in dieser Stadt in die Luft geflogen und niedergebrannt.
    Er reicht mir meine Maske, und ich setze sie auf.
    Wir lösen uns voneinander und steigen aus dem Korb zurück auf das Dach.

D REIUNDZWANZIG
    S cheint, als würden die Feierlichkeiten frühzeitig anfangen«, sagt Kent. »Seine Majestät hat offenbar spitzgekriegt, dass ein paar religiöse Fanatiker seine kleine Party stören wollen.«
    Die Aussicht vom Dach des Morgue ist zwar nicht ganz so gut wie vom Ballon aus, trotzdem sehen wir, wie sich die Menge teilt, um eine Gruppe Soldaten durchzulassen.
    »Der Prinz trifft ein«, stellt Will fest.
    »Das bezweifle ich. Wenn auch nur der Hauch einer Gefahr droht, wird er nicht kommen.« Kent runzelt die Stirn und sieht zu der Plane hinüber, die die Hälfte des Dachs bedeckt.
    »Ich sollte auch da unten sein«, sage ich.
    »In diesem Fall solltest du dich lieber beeilen«, meint Kent. Offenbar ist seine Sorge um den Ballon größer als die um uns, doch dann sieht er mich an und sagt: »Elliott erwartet dich.« Ich werde rot.
    »Das schaffen wir unmöglich. Es ist viel zu weit bis zum Hafen«, sagt Will und hält meine Hand fest.
    »Nehmt doch Elliotts Dampfkutsche«, schlägt Kent vor, während er die Seile am Korb überprüft. »Ihr müsst nur den Wachmann bitten, sie zurückzubringen. Er hat sie mir überlassen, damit ich die Vorräte für unser Projekt herbringen kann.« Wieder sieht er mich dabei an.
    Mit Will im

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