Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
Vom Netzwerk:
übernehme ich«, sagte sie und ging zu einem Einbauschrank. »Am besten ist es, wir nehmen den Weg am GRID entlang. Das geht aber nur, wenn wir die Druckanzüge tragen.«
    Sie öffnete den Schrank und deutete auf eine Reihe dunkelgrauer Anzüge mit Plastikhelmen und Sauerstoffflaschen.
    Reanny wollte sich gerade in Bewegung setzen. Im gleichen Augenblick hörte er das alles durchdringende Aufkreischen von vielen hundert Sirenen.
    »Meteoralarm!« rief Mona de Fries erschrocken, »schnell – das müssen wir ausnutzen!«
    Sie griff zwischen die Druckanzüge, suchte kurz und zerrte dann zwei Kombinationen hervor.
    »In acht Sekunden wird es knallen«, sagte sie hastig, »das ist das beste, was uns passieren kann.« Sie stieg in ihren Overall und drückte die magnetischen Verschlußleisten gegeneinander.
    Reanny verstand überhaupt nichts mehr. Er mußte sich jetzt auf das Mädchen verlassen. Er bückte sich und kletterte unbeholfen in den weichen Druckanzug. Doch ehe er das System der Kombination verstanden hatte, verlor er das Gleichgewicht. Der Boden unter ihm wankte. Ein krachendes Bersten jaulte durch die Wände. Die Lichtstreifen flackerten. Dem ersten Stoß folgten ein zweiter und ein dritter, ziemlich nah.
    »Der Meteor«, rief das Mädchen, »schnell, raus hier, ehe die Bergungseinheiten auftauchen!«
    »Sie sind tot«, sagte der Arzt, »beide ...« Er richtete sich auf. Als Mitglied des Senats hatte er von Vierzehnmann, dem obersten Gremium der schwebenden Stadt, den Auftrag erhalten, die beiden Toten zu untersuchen.
    Die Reaktion der vierzehn für LEVITAD verantwortlichen Ressortchefs fiel vollkommen unterschiedlich aus. In einem Halbkreis standen sie um die beiden fahrbaren Tragbahren herum. Wortlos packte der Arzt seine Geräte in eine Tasche. Es war Lavrans, der das drückende Schweigen schließlich beendete.
    Der amtierende Sprecher der vierzehn Ressortchefs trat an eine der Bahren, streckte die Hand aus und zog vorsichtig das weiße Kunststofflaken zurück. Sein schmales, von vielen hundert Falten zerfurchtes Gesicht verzog sich kaum merklich. Sein gebräunter, haarloser Schädel glänzte im indirekten Licht der Leuchtstreifen an der Decke des Versammlungsraums. Ein Tablett mit Erfrischungsgetränken kam klirrend aus dem Ausgabetisch an der Wand.
    »Wir müssen sie vernichten«, sagte Lavrans und räusperte sich. Mit einer Kopfbewegung bedeutete er dem Arzt zu gehen. Erst als sie wieder unter sich waren, lockerte sich die verkrampfte Erstarrung der Männer. Sie waren alt. Ein Teil von ihnen war vor dem Schwarzen Krieg mit Herzschäden von der Erde nach LEVITAD geschickt worden. Andere waren in der fliegenden Stadt geboren. Sie hatten sie mit aufgebaut und fühlten sich für sie verantwortlich. Seit vielen Jahren hüteten sie das Erbe der vernichteten Menschheit.
    »Das hätte nicht passieren dürfen«, stellte Lavrans sachlich fest. Er blickte zu Dr. Ragano hinüber. Der Leiter des Instituts für Sicherheit und öffentliche Ordnung nahm den Vorwurf nicht an.
    »Bereits vor zwei Jahren habe ich eine Erhöhung meiner Haushaltsmittel beantragt. Damals ist mein Antrag zugunsten des Ausbaus der Monte-Rosa-Anlagen abgelehnt worden.«
    »Regen Sie sich nicht auf, Doktor«, sagte der Chef des Gesundheitsamtes, »durch den Ausbau der Kuranlagen auf dem Monte-Rosa-Plateau haben wir nur eine längst fällige Entlastung von Palmyra erreicht.«
    »Meine Herren«, meinte Lavrans und drehte sich um, »ich glaube nicht, daß jetzt der geeignete Zeitpunkt für Grundsatzdiskussionen ist. Vor uns liegen zwei Tote. Wenn ihre Existenz in der Stadt bekannt wird, müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen. Darüber, meine Herren, dürften wir uns doch alle klar sein.«
    Der Chef von EX-GEO schüttelte den Kopf. Er lag im ständigen Krieg mit dem Leiter der zentralen Rohstoffbeschaffung.
    »Diese beiden Männer können nur mit einem Schürftrichter in unsere Stadt gekommen sein. Mich würde interessieren, was die mineralogische Abteilung dazu zu sagen hat!«
    »Die beiden Männer wiegen zusammen hundertsechzig Kilogramm, es fehlen weitere neunzig Kilogramm, die nicht durch einen Verdampfungsverlust in der Magmamasse erklärt werden können. Nach meiner Meinung muß es noch eine dritte Person gegeben haben, die jetzt irgendwo ...«
    Automatisch blickten alle zu Dr. Ragano hinüber. Der Chef des Instituts für Sicherheit und öffentliche Ordnung lächelte. »Ich bin ganz Ihrer Meinung«, sagte er und verbeugte sich leicht,

Weitere Kostenlose Bücher