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Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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einzelnen Etagen.
    »Dort«, sagte er plötzlich, »an dieser Stelle wurden die beiden Toten von der Erdoberfläche gefunden, und hier endet das hermetisch abgesicherte Transportsystem für die Schürftrichter. Die Distanz zwischen der Tunnelschleuse und der medizinischen Wachstation beträgt nur fünfzig Meter. Aber das ist noch nicht alles. An der Seite der Wachstation läuft ein Klimaschacht entlang. Er endet – wie Sie bereits vermuten werden – innerhalb des historischen Restaurant, aus dem ich Ihnen eben einige Bilder zeigen konnte.«
    »Ich weiß nicht, was Sie damit beweisen wollen«, sagte der Leiter von EX-GEO spontan.
    Dr. Ragano lächelte ihm zu. Er warf einen Blick zu Lavrans hinüber. »Zur Gruppe der Tafelrunde gehören zwei Männer, die Sie wahrscheinlich kennen. Einer ist Kilian de Fries, ein Astrobiologe, der ohne Grund sein Studium im Levitanium abbrach und Planungstechniker wurde. Bei dem anderen Mann handelt es sich um Nail McMan, einen Mann von EX-GEO.«
    »Was haben Sie gegen McMan?« fragte der Leiter von EX-GEO sofort.
    »Nichts. Ich habe nichts gegen ihn«, antwortete Dr. Ragano, »aber er dürfte eine ganze Menge gegen uns haben. Immerhin haben wir ihm seine Doktorarbeit abgelehnt, in der er nachgewiesen hat, daß in der Nähe von Erdvulkanen auch nach dem Schwarzen Krieg menschliches Leben möglich ist.«
    Lavrans senkte den Kopf.
    »Schwärmer«, meinte der Leiter von EX-GEO mit einer abwehrenden Handbewegung.
    »Irrtum«, gab Dr. Ragano zurück. Seine Stimme klang scharf und schneidend. »Diese Leute sind Rebellen. Sie werden alles tun, um unsere Stadt zur Erdoberfläche zurückzubringen. Wenn sie nachweisen, daß wir auf der Erdoberfläche nicht gefährdet sind, sehe ich schwarz für die Zukunft von LEVITAD.«
    Die Atmosphäre innerhalb des Versammlungsraumes knisterte vor Spannung. Die Ressortchefs begriffen plötzlich die ganze Tragweite von Dr. Ranganos Argumentation.
    Wieder war es Lavrans, der zuerst sprach: »Ich hoffe, Sie haben geeignete Schritte unternommen, Doktor.«
    »Natürlich«, sagte der Chef des Instituts für Sicherheit und öffentliche Ordnung. »Es ist schließlich meine Aufgabe. Wir müssen damit rechnen, daß ein menschliches Wesen von der Oberfläche der Erde in unserer Stadt frei herumläuft.«
    »Eine lebende Zeitbombe«, sagte Lavrans mit einem Aufstöhnen. »Ich flehe Sie an, Doktor, tun Sie etwas – und tun Sie es bald ...«
    *
    Nail McMan war auf einer der künstlichen Seinebrücken, als ihn der Meteoralarm überraschte. Er blieb für eine Sekunde stehen und blickte nach oben. Der schwarze Himmel mit den gleißenden Sternen und dem hellen Glutball der Sonne war alles, was er sah.
    Das tausendfache Auf und Ab der gellenden Sirenen aus allen Teilen der Stadt schmerzte in seinen Ohren. Er ließ seinen Körper nach vorn fallen und rannte los. Niemand wußte, wobei einem derartigen Alarm der Meteor einschlagen würde. Alle Bewohner von LEVITAD kannten die unterschiedlichen Stufen eines Meteoralarms. Neben dem pausenlosen Bombardement durch ungefilterte kosmische Strahlung und der ständigen Bedrohung durch ionisierte Luftschichten in dieser Höhe bildeten Meteoralarme eine ernsthafte Gefahr für die schwebende Stadt.
    Noch während er über die Brücke lief, überlegte Nail McMan, wo der nächste Panzerraum war. Diesmal mußte es ein ziemlich großer Meteor sein, der sich im Anflug auf LEVITAD befand. So groß jedenfalls, daß er vor seinem Aufprall nicht völlig durch die Hitzestrahler auf dem GRID-Wall zerstört werden konnte. Selbst wenn nur noch ein Rest von der Größe eines Tennisballs übrigblieb, konnte der Einschlag eine Katastrophe auslösen. Nur dreimal in der Geschichte der schwebenden Stadt waren bisher Meteore von mehr als hundert Gramm Gewicht in die künstliche Stadt eingeschlagen. Das Verheerende waren ihre große Geschwindigkeit und die damit verbundene gewaltige Durchschlagskraft. Sie zerfetzten Stahlplatten, zerrissen Versorgungsleitungen und zerschmolzen Bündel von Kabelsträngen, ehe sie verdampften. Und jedesmal dauerte es Wochen, bis die Meteorwunden in den überaus empfindlichen Systemen der schwebenden Stadt repariert waren.
    Durch die Behandlung im Traumatikum war Nail McMan noch etwas benommen. Ohne zu denken, erreichte er den Quai de Montebello. Er tauchte im Gewirr enger Straßen unter. Kleine, windschiefe Häuser boten nur wenig Schutz. Überall flüchteten Menschen zu den Levitationsplatten. Sie führten hinab zu den sicheren

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