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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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TEST? WER?
    »He«, brüllte ich. Ich wusste nicht, wo ich die Kamera vermuten sollte. »He, Ashil. Holt Ashil.« Ich gab keine Ruhe, bis er kam. »Ich muss ins Netz.«
    Er brachte mich in einen Computerraum, setzte mich vor ein Ding, das aussah wie ein 486 oder etwas ähnlich vorsintflutliches, ausgestattet mit einem mir fremden Betriebssystem, einer zusammengeschusterten Imitation von Windows, aber Prozessor und Internetzugang ließen nichts zu wünschen übrig. Wir waren zwei von mehreren Nutzern in dem Büro. Ashil stand hinter mir, während ich tippte. Er verfolgte meine Recherche und passte auf, dass ich nicht heimlich E-Mails verschickte.
    »Sie haben freie Fahrt«, sagte er, und er hatte recht. Kostenpflichtige Seiten, passwortgeschützt, öffneten sich nach einem Druck auf die Eingabetaste.
    »Was ist das denn für ein Zugang?« Eine rein rhetorische Frage. Ich suchte Sherman, Rosen, Vijnic. In den Foren, die ich kürzlich durchstöbert hatte, waren diese drei Autoren wüsten Beschimpfungen ausgesetzt. »Sehen Sie.«
    Ich pickte die Namen ihrer bedeutendsten Werke heraus und verschaffte mir bei Amazon einen schnellen Überblick über ihre Thesen. Es dauerte zehn Minuten. Ich lehnte mich zurück.
    »Da haben wir's. Sherman, Rosen, Vijnic sind alle drei absolute Hassfiguren für diese Aus-zwei-mach-eins-Freaks. Warum? Weil sie Bücher geschrieben haben, in denen sie behaupten, Bowden wäre ein Phantast und seine Theorie über die dritte Stadt völlig aus der Luft gegriffen.«
    »Wie er selbst sagt.«
    »Das ist nicht der springende Punkt, Ashil. Sehen Sie sich das an.« Ich nahm das Buch und blätterte. Ich zeigte auf Mahalias erste Anmerkungen, die späteren Kommentare. »Der Punkt ist, dass sie sie zitiert. Zum Schluss. Ihre letzten Eintragungen.« Weiterblätter, da und da und da.
    »Sie hat ihre Meinung geändert«, äußerte er schließlich. Wir schauten uns lange an.
    »Das ganze Gerede über Schmarotzer und im Irrtum sein und feststellen, dass man ein Dieb ist«, sagte ich. »Gottverdammt! Sie wurde nicht ermordet, weil sie eine von den wenigen Auserwählten war, die das geniale Geheimnis von der Existenz der dritten Stadt kannten. Sie wurde nicht getötet, weil ihr aufgegangen war, dass Orciny sie belog, sie benutzte. Das war nicht die Lüge, die sie meinte. Mahalia wurde ermordet, weil sie aufhörte, an Orciny zu glauben.«

26. Kapitel
 
    Obwohl ich bat und bettelte und tobte, wollten Ashil und seine Kollegen mir nicht erlauben, Corwi oder Dhatt anzurufen.
    »Warum nicht, zum Teufel? Sie könnten das übernehmen. Meinetwegen, macht es verdammt noch mal auf eure eigene unnachahmliche Art, findet es heraus. Yorjavic, er ruhe in Frieden, ist unser bester Anhaltspunkt, er oder welche von seinen Genossen. Wir brauchen die genauen Termine, wann Mahalia Schlüsseldienst hatte, und wenn möglich müssen wir in Erfahrung bringen, wo Yorjavic an den betreffenden Abenden gewesen ist. Das verrät uns, ob er derjenige war, der die Lieferung abgeholt hat. Ob er es gewesen sein kann. Die Policzai observiert die Rechten Bürger, da weiß man es vielleicht. Und die Anführer zeigen sich möglicherweise sogar kooperativ, wenn sie wirklich glauben, dass da jemand hinter ihrem Rücken sein eigenes Süppchen gekocht hat. Es wäre auch gut zu wissen, wo Syedr war - jemand, der in der Position ist, in der Kopula etwas zu deichseln, hat bei der Sache mitgemischt.«
    »Die Termine zu beschaffen, ist unmöglich. Sie haben Buidze gehört: Die jungen Leute haben sich nicht an den Plan gehalten.«
    »Lasst mich Corwi anrufen oder Dhatt. Die beiden verstehen sich darauf, Informationen zu sieben.«
    »Sie.« Ashils Ton war eisig. »Sind ein Straftäter, und Ahndung wird über Sie richten. Vergessen Sie das nicht. Sie haben hier nichts zu fordern. Alles, was wir tun, steht im Zusammenhang mit den Ermittlungen zu Ihrem Grenzbruch. Verstanden?«
    Sie erlaubten mir keinen Computer in der Zelle, also saß ich da und verfolgte, wie draußen die Sonne aufging, wie es vor meinem Fenster heller wurde. Ich hatte nicht gemerkt, wie spät es war. Zu guter Letzt schlief ich ein, und als ich aufwachte, war Ashil bei mir im Zimmer. Er trank etwas - ich sah überhaupt zum ersten Mal, dass er etwas zu sich nahm. Ich rieb mir die Augen. Der Morgen war so weit fortgeschritten, dass man von Tag sprechen konnte. Ashil wirkte hellwach und munter. Er warf mir ein Bündel Papier in den Schoß und zeigte auf einen Kaffee neben meinem Bett.
    »Einfacher

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