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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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»Eigentlich war sie zu clever. Jung, aber ...«
    »... Ja. Zu guter Letzt ist sie dahintergekommen, aber schwer zu glauben, dass sie Buric überhaupt auf den Leim gegangen ist.«
    »Und dann die Vorgehensweise«, gab ich zu bedenken. »Hätte Buric jemanden ermorden lassen, hätten wir die Leiche nie gefunden.« Buric war einerseits nicht tüchtig genug, andererseits zu tüchtig, und die ganze Geschichte ergab deswegen keinen rechten Sinn. Ich saß still in dem zunehmenden Tageslicht und wartete neben Ashil darauf, dass Hilfe kam. »Sie war Spezialistin«, sagte ich. »Die Geschichte Besźels und Ul Qomas war ihr Spezialgebiet. Buric war gerissen, aber nicht wissenschaftlich gebildet.«
    »Was denken Sie, Tye?« Geräusche aus der Richtung einer der Türen, die auf das Dach führten. Ein Krachen, sie flog auf und spie jemanden aus, eine Frau, die ich vage als Ahnder identifizierte. Sie kam auf uns zu, redete in ihr Funkgerät.
    »Woher wussten sie, wo Yolanda sein würde?«
    »Sie kannten Ihre Pläne«, sagte er. »Haben das Telefon Ihrer Freundin Corwi abgehört ...« Er bot es als Möglichkeit an.
    »Warum haben sie auf Bowden geschossen?«, fragte ich. Ashil schaute mich an. »In der Kopula. Wir dachten, es wäre Orciny, das ihn ausschalten wollte, weil er zufällig die Wahrheit erkannt hatte. Aber es war nicht Orciny. Es geschah ...« Ich richtete den Blick auf den toten Buric. »Es geschah auf seine Veranlassung. Aber warum Bowden?«
    Ashil nickte. Er sprach langsam. »Die waren der Meinung, Mahalia hätte Yolanda alles erzählt, aber ...«
    »Ashil?«, rief die Frau, und Ashil nickte. Er stand auf, aber die Beine versagten ihm den Dienst, und er musste sich wieder hinsetzen.
    »Ashil«, sagte ich.
    »Schon gut, schon gut. Ich will nur ...« Er schloss die Augen. Die Frau war fast bei uns. Plötzlich hob er die Lider und schaute mich an. »Bowden hat Ihnen von Anfang an gesagt, Orciny wäre ein Märchen.«
    »Ja.«
    »Ashil, aufstehen«, sagte die Frau. »Ich bringe dich weg von hier.«
    »Was haben Sie vor?«, fragte ich.
    »Du musst mitkommen, Ashil«, sagte sie. »Du bist geschwächt ...«
    »Ja, das bin ich.« Er selbst fiel ihr ins Wort. »Aber ...« Er hustete. Er musterte mich und ich ihn.
    »Wir müssen mit ihm reden«, sagte ich. »Wir müssen Ahndung veranlassen, dass ...« Aber Ahndung hatte am Ende dieser Nacht immer noch alle Hände voll damit zu tun, den Aufstand niederzuschlagen, und es blieb keine Zeit, jemanden zu überzeugen, dass anderes wichtiger sein könnte.
    »Einen Moment«, sagte Ashil zu seiner Kollegin. Er nahm sein Petschaft und drückte es mir in die Hand, das und einen Schlüsselbund. »Ich genehmige das«, sagte er. Die Frau hob eine Augenbraue, enthielt sich aber eines Kommentars. »Ich glaube, meine Pistole liegt da drüben. Der Rest von Ahndung ist nicht ...«
    »Geben Sie mir Ihr Handy. Wie ist die Nummer? Und jetzt ist es höchste Zeit, dass Sie in die Hände eines Arztes kommen. Ashil, ich übernehme.«

28. Kapitel
 
    Die Ahnderin bei Ashil bat mich nicht um Hilfe. Sie scheuchte mich weg.
    Ich fand seine Waffe. Sie lag schwer in der Hand, der Schalldämpfer wirkte fast organisch, als wäre der Lauf von einer dicken Schicht Gelatine umschlossen. Viel kostbare Zeit verging, bevor ich den Sicherungshebel entdeckt hatte, und ich wagte nicht, die Trommel auszuschwenken, um zu überprüfen, wie viel Schuss mir zur Verfügung standen. Ich steckte die Waffe ein und lief zur Treppe.
    Auf dem Weg nach unten scrollte ich durch die Nummern in der Kontaktliste des Handys: für mich bedeutungslose Buchstabenketten. Ich tippte die Nummer, die ich anrufen wollte, per Hand ein. Einer Eingebung folgend ließ ich den Ländercode weg, und ich hatte recht - die Verbindung wurde hergestellt. Ich war im Foyer angelangt, als es klingelte. Die Sicherheitsleute musterten mich zweifelnd, ich hielt das Petschaft von Ahndung hoch, und sie ließen mich unbehelligt.
    »Was ...Wer ist da?«
    »Dhatt, ich bin's.«
    »Heiliges Licht, Borlú? Wo sind Sie abgeblieben? Wo treiben Sie sich herum? Was ist los?«
    »Dhatt, halten Sie den Mund und hören Sie zu. Ich weiß, es ist noch verdammt früh am Tag, aber wachen Sie auf. Ich brauche Ihre Hilfe. Folgendes ...«
    »Licht, Borlú, glauben Sie, ich schlafe? Wir dachten, Sie wären Ahndung in die Hände gefallen. Wo stecken Sie? Was war das mit den Unifs heute Nacht? Wissen Sie Bescheid?«
    »Ich bin bei Ahndung. Hören Sie zu. Sie sind noch suspendiert,

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