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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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finden für die Objekte, die sie auf sein Geheiß hin entwendete, um das Orciny widerfahrene Unrecht gutzumachen.
    »Alles, was gestohlen wurde, waren mechanische Objekte«, sagte ich. »Sear und Core lassen die Artefakte von ihrer Forschungsabteilung untersuchen. Dies ist ein wissenschaftliches Projekt.«
    Seine Informanten waren es gewesen - er, wie alle Politiker Besźels, hatte seine Zuträger -, die Buric davon in Kenntnis setzten, dass man bei Sear and Core herumschnüffelte, dass wir der Wahrheit auf der Spur waren. Womöglich überschätzte er uns, wäre schockiert, wenn er wüsste, dass wir mit diesem Ausgang der Geschichte nicht gerechnet hatten. Für einen Mann in seiner Position war es eine Kleinigkeit, den von der Regierung eingeschleusten Agents provocateurs in den Reihen der bedauernswerten, einfältigen Unifikationisten das Zeichen zu geben, ihr Werk zu beginnen, Ahndung zu beschäftigten, damit er und seine Komplizen sich davonmachen konnten.
    »Sind sie bewaffnet?« Ashil riskierte einen Blick und nickte.
    »Mikhel Buric?«, rief ich. »Buric? Was wollen Rechte Bürger von einem liberalen Opportunisten wie Ihnen? Der zulässt, dass gute Soldaten wie Yorj getötet werden? Der Studenten abmurkst, von denen er fürchtet, sie könnten ihm auf die Schliche kommen?«
    »Verpissen Sie sich, Borlú«, gab er zurück. Er hörte sich nicht einmal verärgert an. »Wir sind alle Patrioten. Man weiß, was ich leiste.« Ein neues Geräusch gesellte sich zu den anderen Geräuschen dieser Nacht. Der Hubschrauberpilot brachte den Motor auf Touren.
    Ashil schaute mich kurz an, dann trat er aus der Deckung hervor.
    »Mikhel Buric«, sagte er mit der Stimme eines Avatars von Ahndung. Er ging wie von ihr gezogen hinter der Pistole in seiner ausgestreckten Hand her, auf den Hubschrauber zu. »Sie werden sich vor Ahndung verantworten. Ich fordere Sie auf, sich zu ergeben und mit mir zu kommen.« Ich folgte ihm. Ashil fasste den Mann neben Buric ins Auge.
    »Ian Croft, hiesiger Chef von CorIntech«, stellte Buric vor. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Richten Sie Ihren Sermon an mich. Und ficken Sie sich ins Knie.« Die Rechten Bürger hatten ebenfalls ihre Pistolen im Anschlag. Buric drehte sich um und wollte zum Hubschrauber gehen.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, sagte Ashil. »Und ihr lasst die Waffen fallen und tretet zurück«, befahl er den beiden Leibwächtern in scharfem Ton. »Ich bin Ahndung.«
    »Na und?«, höhnte Buric. »Seit Jahren schmeiße ich den Laden hier. Ich habe die Unifs auf Linie gehalten, ich habe Besźels Wirtschaft angekurbelt, ich habe den Qomani ihren verfluchten Plunder unter der Nase weggestohlen, und was tut ihr? Ihr schwanzlosen Ahnder? Ihr beschützt Ul Qoma.«
    Bei dieser Anschuldigung fiel Ashil wahrhaftig die Kinnlade herunter.
    »Er schlägt die vaterländische Trommel«, flüsterte ich. »Für die Rechten Bürger.«
    »In einem Punkt haben die Unifs recht«, fuhr Buric fort. »Es gibt nur eine Stadt, und würdet ihr nicht Angst und Aberglauben in der Bevölkerung schüren, wüssten wir alle, dass es nur eine Stadt gibt. Und diese Stadt heißt Besźel. Und Sie wollen Patrioten herumkommandieren? Ich habe sie gewarnt, ich habe ihnen gesagt, dass ihr Spaßvögel auftauchen werdet, obwohl ihr kapiert haben solltet, dass diese Sache euch nichts angeht.«
    »Deshalb haben Sie die Informationen über den Lieferwagen durchsickern lassen«, warf ich ein. »Damit der Fall nicht Ahndung übertragen wird, sondern der Militsya.«
    »Die Prioritäten von Ahndung sind nicht die Prioritäten Besźels«, entgegnete Buric. »Zum Teufel mit Ahndung.« Er sagte es langsam und betont. »Wir erkennen hier nur eine einzige Autorität an, du verschissener kleiner Weder-Noch, und das ist Besźel.«
    Buric forderte Croft mit einer Handbewegung auf, in den Hubschrauber zu steigen. Die Rechten Bürger wirkten unentschlossen. Sie waren noch nicht bereit, auf Ashil zu schießen - ihr Blick verriet eine Art Blasphemie-Trunkenkeit, sie waren berauscht von ihrem skandalösen Ungehorsam, ihrer Auflehnung gegen Ahndung -, doch ebenso wenig ließen sie die Waffe sinken. Schoss er, würden sie zurückschießen, und sie waren zwei.
    Buric treu ergeben, fragten sie nicht, wohin ihr Zahlmeister sich abzusetzen gedachte oder warum. Ihnen genügte, dass er sie beauftragt hatte, ihm dabei den Rücken freizuhalten. Sie waren randvoll mit Macho-Mut.
    »Ich bin nicht Ahndung«, sagte ich.
    Buric drehte sich um und

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