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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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oder?«
    »Verflucht, ja, die haben mich ...«
    »Sie müssen mir helfen. Wo ist Bowden? Sie hatten ihn zur Vernehmung auf dem Revier, richtig?«
    »Bowden? Ja, aber wir haben ihn wieder gehen lassen. Warum?«
    »Wo ist er?«
    »Heiliges Licht, Borlú.« Ich konnte hören, wie er sich aufsetzte. Jetzt war er so wach, wie ich es mir wünschte. »In seiner Wohnung. Keine Panik, er wird bewacht.«
    »Ihre Leute sollen zu ihm hineingehen. Tun Sie mir den Gefallen. Schicken Sie Ihre Leute zu ihm hinein. Danke. Melden Sie sich, wenn Sie ihn haben.«
    »Langsam, langsam. Was für eine Nummer ist das? Sie erscheint nicht auf meinem Display.«
    Ich diktierte sie ihm. Auf dem Platz beobachtete ich den heller werdenden Himmel und die über beiden Städten kreisenden Vogelschwärme. Ich wanderte auf und ab, einer von wenigen, aber nicht der Einzige, der um diese Zeit unterwegs war. Ich beobachtete die anderen, die sich verstohlen vorbeidrückten, nach Hause wollten, zurück in ihre Heimatstadt - Besźel, Ul Qoma, Besźel, was immer -, heraus aus dem massiven Grenzbruch, der langsam um sie herum zu heilen begann.
    »Borlú. Er ist weg.«
    »Wie weg?«
    »Wir hatten ein Team vor seiner Wohnung. Zu seinem Schutz, nachdem auf ihn geschossen wurde. Tja, als dann abends der Tumult losging, hieß es, alle Mann an die Front, und sie wurden abgezogen zum Schutz des Vaterlandes. Von dem Wie und Wo habe ich keine genaue Kenntnis, jedenfalls war kurze Zeit niemand vor dem Haus. Ich habe sie wieder auf ihren Posten geschickt, weil die Lage sich allmählich beruhigt. Die Militsya und eure Truppe bemühen sich, die Grenzen wieder zu stabilisieren, trotzdem herrscht da draußen noch das reine Chaos. Wie auch immer, ich habe die Leute zu Bowden zurückgeschickt. Sie haben in seiner Wohnung nachgesehen. Er ist nicht da.«
    »Hurensohn.«
    »Tyad, gibt es etwas, das ich wissen sollte?«
    »Ich bin unterwegs. Können Sie ... Ich weiß nicht, wie man auf Illit sagt. Könnt ihr einen Fahndungsaufruf nach ihm herausgeben?«
    »Ja. Wir nennen es, ›den Scheinwerfer auf jemanden richten‹. Machen wir. Aber Tyad, Sie wissen, was heute Nacht los war, wie es jetzt noch zugeht. Glauben Sie, irgendjemand wird ihn wahrnehmen?«
    »Wir müssen es versuchen. Er will das Land verlassen.«
    »Dann hat er Pech gehabt. Alle Grenzübergänge sind geschlossen. Wenn er auftaucht, wird man ihn festnehmen. Auch wenn er bis nach Besźel gelangt sein sollte, bevor es losging, sind Ihre Leute wohl nicht so inkompetent, jemanden ins Ausland entschlüpfen zu lassen.
    »Okay. Aber vielleicht trotzdem einen Scheinwerfer auf ihn richten?«
    »Meinetwegen. Aber wir werden ihn nicht finden.«
    Krankenwagen waren zahlreich unterwegs, in beiden Städten rasten sie zu den Orten fortdauernder Unruhen. Zivilfahrzeuge konnte man hingegen fast an den Fingern einer Hand abzählen, und sie hielten sich auffallend genau an die Verkehrsregeln ihres jeweiligen Landes, waren ostentativ darauf bedacht, sich keiner Gesetzes- oder Grenzübertretung schuldig zu machen, genau wie die wenigen Passanten. Motorisiert oder zu Fuß, sie mussten gute und triftige Gründe haben, um sich trotz Ausgangssperre draußen bewegen zu dürfen. Ihr Sehen beziehungsweise Nichtsehen zelebrierten sie mit fast bühnenreifer Deutlichkeit.
    Ich fröstelte in der Morgenkälte. Mit Ashils Dietrich, doch ohne sein Geschick, knackte ich ein qomanisches Auto, als Dhatt zurückrief. Seine Stimme klang verändert. Er war, so hörte es sich an, perplex.
    »Ich habe mich geirrt. Wir haben ihn gefunden.«
    »Was? Wo?«
    »Kopula. Die einzigen Militsya, die nicht von ihrem Posten abberufen wurden, waren die an der Grenze. Sie haben sein Foto erkannt. Der Mann hätte sich stundenlang da aufgehalten, sagen sie, wäre vermutlich in die Kopula geflüchtet, als der Ärger losging. Er befand sich im Terminal mit allen anderen, die dort festsaßen, als die Grenze geschlossen wurde. Aber hören Sie zu ...«
    »Was hat er getan?«
    »Nur gewartet.«
    »Haben sie ihn in Gewahrsam genommen?«
    »Tyad, hören Sie zu. Das können sie nicht tun. Es gibt ein Problem.«
    »Was für ein ...«
    »Wenn Sie mich ausreden lassen würden. Sie denken nicht, dass er in Ul Qoma ist.«
    »Er ist über die Grenze? Dann müssen wir mit der Grenzpatrouille besźseits Kontakt aufnehmen ...«
    »Nein, hören Sie doch zu. Sie können nicht sagen, wo er ist.«
    »... Wieso, was macht er denn?«
    »Er ... Er hat einfach nur herumgestanden, direkt vor dem

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