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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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vermeiden, waren die Linien und Schattierungen der Spaltung vorhanden - total, extern, deckungsgleich -, aber nur andeutungsweise, verräterisch dezente Grauschattierungen. Wir saßen da und schauten uns über den Tisch hinweg an.
    »Seht mal«, sagte Drodin endlich. »Ich weiß ... ihr versteht, dass ich nicht gewöhnt bin, zu ... Ihr Leute mögt mich nicht, und das ist in Ordnung, damit kann ich leben.« Wir blieben stumm. Er spielte mit einigen von den Dingen auf seinem Schreibtisch. »Und ich bin auch kein Spitzel.«
    »Meine Güte, Drodin!« Corwi verdrehte die Augen. »Wenn Sie auf eine Absolution aus sind, gehen Sie zu einem Priester.« Doch er redete schon weiter.
    »Es ist nur ... Wenn es darum geht, was sie alles so getrieben hat, dann werden alle denken, dass es auch mit uns zu tun hat. Vielleicht hat es etwas mit uns zu tun, und ich will keinem einen Grund geben, uns aus dem Verkehr zu ziehen. Versteht ihr? Versteht ihr?«
    »Wir haben verstanden«, sagte Corwi. »Sparen Sie sich das Gesülze.« Sie schaute sich in dem Zimmer um. »Ich weiß, ihr haltet euch für schlau, aber ernsthaft, was glauben Sie, wie viele Verstöße ich hier mit einem Blick feststellen kann? Euer Stadtplan zum Beispiel - ihr glaubt vielleicht, da gibt es nichts dran auszusetzen, aber selbst ein nicht stramm patriotischer Ankläger würde ihn in einer Weise interpretieren, dass eure ganze Mannschaft ohne Umweg über Los ins Kittchen wandert. Was noch? Soll ich mir mal euren Lesestoff ansehen? Wie viele von den Schwarten stehen auf dem Index? Und eure Akten? Über eurem Unterschlupf blinkt Landesverrat zweiten Grades in Neonlettern.«
    »Wie in den Vergnügungsbezirken von Ul Qoma«, setzte ich noch eins drauf. »Ul Qoma Neon. Würde Ihnen das gefallen, Drodin? Ziehen Sie es unserer Beleuchtung vor?«
    »Um Tacheles zu reden, Mr. Drodin, obwohl wir Ihre Informationen zu schätzen wissen, machen wir uns doch alle bitte keine Illusionen über Ihre Gründe, uns zu helfen.«
    »Sie verstehen das nicht.« Er nuschelte es. »Ich muss meine Leute schützen. Die Zeiten sind unsicher. Es ist gefährlich da draußen.«
    »Klar doch«, meinte Corwi. »Meinetwegen. Jetzt geben Sie sich einen Ruck, Drodin.« Sie zog das Foto der toten Fulana heraus und legte es vor ihn hin. »Erzählen Sie meinem Chef, was sie angefangen haben, mir zu erzählen.«
    »Ja«, sagte er. »Das ist sie.« Corwi und ich beugten uns vor, perfekt synchron, wie auf Kommando.
    »Ihr Name?«, fragte ich.
    »Sie sagte, ihr Name wäre Byela Mar.« Drodin hob die Achseln. »So hat sie sich vorgestellt. Ich weiß, aber was soll ich euch sagen?«
    Der Name, den sie genannt hatte, war ein auf den ersten Blick erkennbares Pseudonym, ein Phraseonym, genauer gesagt. Byela ist ein für beide Geschlechter gebräuchlicher Vorname in Besźel, Mar als Zuname halbwegs plausibel. Zusammen gesprochen ähneln sie phonetisch der Redensart byé lai mar, wörtlich: »nur der Köderfisch«, ein Anglerspruch, der im übertragenen Sinn bedeutet »nichts Wichtiges«, »nicht der Rede wert«.
    »Das ist nicht ungewöhnlich. Viele von unseren Kontakten und Mitgliedern firmieren unter einem falschen Namen.«
    »Noms«, sagte ich, »de unification«. Seine Miene verriet nicht, ob er es verstand. »Erzählen Sie uns von Byela.« Byela, Fulana, Marya akkumulierte Namen.
    »Sie war vor, ich weiß nicht, drei Jahren hier? Zweieinhalb? Ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen. Sie war eindeutig eine Ausländerin.«
    »Aus Ul Qoma?«
    »Nein. Sie sprach ein gutes Illit, aber nicht fließend. Sie unterhielt sich auf Besź oder Illit oder, nun ja, in der Ursprache. Ich hörte sie nie eine andere Sprache benutzen - sie wollte mir nicht verraten, wo sie herkam. Nach ihrem Akzent zu urteilen, würde ich vermuten, sie war Engländerin, US-Amerikanerin vielleicht. Ich weiß nichts von ihr. In unseren Kreisen ist es nicht ... es gilt als unhöflich, Leute auszufragen.«
    »Was hat sie nun hier gemacht? An Treffen teilgenommen? Treffen organisiert?« Corwi wandte sich an mich und sagte, ohne ihre Stimme zu dämpfen: »Ich habe nicht den geringsten Schimmer, was diese Wirrköpfe hier tun, Chef. Ich weiß nicht einmal, was ich für Fragen stellen soll.« Drodin schaute sie an, aber nicht mehr und nicht weniger mürrisch als schon die ganze Zeit über.
    »Wie gesagt, vor ein paar Jahren tauchte sie auf. Sie wollte unsere Bibliothek benutzen. Wir haben Broschüren und alte Schriften über - nun ja, über die Stadt. Eine

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