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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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werden Sie nicht warten müssen.« Keine US-Botschaft in Ul Qoma, natürlich nicht, nur eine sich durch Grämlichkeit auszeichnende Ständige Vertretung.
    »Und Sie haben gesagt, dieser - Fall wird nun von Ahndung bearbeitet?«, fragte Mrs. Geary. »Sie haben gesagt, dass nicht Ul Qoma die Ermittlungen durchführt, sondern dieses Ahndung, ist das richtig?« Sie fixierte mich mit einem Blick voller Misstrauen. »Wann können wir mit den Leuten dort sprechen?«
    Ich schaute Thacker an. »Das wird nicht möglich sein«, erklärte ich. »Ahndung ist nicht wie wir.«
    Mrs. Geary starrte mich an. »›Wir‹, die ... die Policzai?«
    Das »wir« hatte sie mit einschließen sollen. »Nun ja, unter anderem. Sie sind nicht wie die Polizei in Besźel oder in Ul Qoma.«
    »Ich verstehe nicht ...«
    »Inspektor Borlú, wenn Sie erlauben, möchte ich das erklären«, mischte Thacker sich ein. Und zögerte. Er hätte gern gesehen, dass ich kurz hinausgegangen wäre. Jede Erklärung in meiner Gegenwart musste notgedrungen diplomatisch formuliert werden, allein mit seinen Landsleuten konnte er sich rückhaltlos darüber auslassen, wie albern und schwierig diese beiden Städte waren, wie sehr er und seine Kollegen die zusätzlichen Komplikationen eines in Besźel begangenen Verbrechens bedauerten und so weiter. Er konnte Andeutungen machen. Es wäre eine Zumutung, unerträglich, mit einer so anderen Macht wie Ahndung konfrontiert zu sein.
    »Ich weiß nicht, wie genau Sie in Bezug auf Ahndung informiert sind, Mr. und Mrs. Geary, aber es ist ... es ist nicht wie andere Institutionen. Haben Sie eine Vorstellung von seinen Fähigkeiten? Ahndung ist ... Es verfügt über unvergleichliche Macht. Und gefällt sich in extremer Geheimniskrämerei. Wir, die Botschaft, haben keinerlei Kontakt mit ... irgendeinem Repräsentanten von Ahndung. Ich bin mir bewusst, wie befremdlich sich das anhören muss, aber ... Wenigstens kann ich Ihnen versichern, die Erfolgsquote von Ahndung in der Aufklärung von Verbrechen ist, äh, gewaltig. Beeindruckend. Man wird uns über die Fortschritte auf dem Laufenden halten und über die Maßnahmen zur Bestrafung der Person, die als Täter ermittelt wurde.«
    »Heißt das ...?« Mr. Geary schaute uns der Reihe nach an. »Man hat hier die Todesstrafe, richtig?«
    »Und in Ul Qoma?«, setzte seine Frau hinzu.
    »Auch«, sagte Thacker. »Aber das steht nicht zur Debatte. Mr. und Mrs. Geary, unsere Freunde in Besźel und die Behörden in Ul Qoma stehen im Begriff, ein Ersuchen an Ahndung zu richten, um den Mord an Ihrer Tochter aufzuklären, insofern sind die Gesetze in Besźel respektive Ul Qoma nicht mehr relevant. Die, äh, Sanktionen, die Ahndung zu Gebote stehen, sind nahezu unbegrenzt.«
    »Ersuchen?«, fragte Mrs. Geary.
    »Teil eines Protokolls«, erläuterte ich, »das befolgt werden muss. Bevor Ahndung in Aktion tritt und sich der Sache annimmt.«
    Mr. Geary: »Und das Gerichtsverfahren ...«
    »Findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Tribunale ...« - ich hatte in Gedanken Entscheidungen und Handlungen ausprobiert - »sind geheim.«
    »Wir werden nicht aussagen? Wir werden nichts davon mitbekommen?« Mr. Geary war fassungslos. Über all das musste man ihn und seine Frau vorher in Kenntnis gesetzt haben, aber man weiß ja. Mrs. Geary schüttelte verärgert den Kopf, doch wirkte sie nicht überrascht wie ihr Mann.
    »Ich fürchte, so ist es.« Thacker zuckte bedauernd die Schultern. »Die Situation hier ist ohne Beispiel. Allerdings kann ich Ihnen garantieren, dass, wer immer Ihre Tochter ermordet hat, gnadenlos zur Rechenschaft gezogen werden wird.« Man konnte fast Mitleid haben mit dem Mörder von Mahalia Geary. Ich hatte keins.
    »Aber das ist ...«
    »Ich weiß, Mrs. Geary, es tut mir aufrichtig leid. Im diplomatischen Dienst gibt es keinen anderen Posten wie diesen. Ul Qoma und Besźel und Ahndung ... Das sind Umstände ohne Präzedenz.«
    »Lieber Gott. Wissen Sie, es ist ... es geht um all diese Dinge, mit denen Mahalia zu tun hatte«, erregte sich Mr. Geary. »Die Stadt, die Stadt, die andere Stadt. Besźel« - Bessel sprach er es aus - »Ul Qoma. Und irrsinnig.« Ich verstand nicht, was er meinte.
    »Or«, sagte Mrs. Geary. »Or. Es heißt Orciny, Schatz.«
    Thacker, die Lippen in höflichem Nichtverstehen gespitzt, schüttelte ratlos den Kopf.
    »Was soll das sein, Mrs. Geary?«, fragte ich. Sie fummelte an ihrer Handtasche herum. Corwi klappte diskret den Notizblock auf.
    »Orciny,

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