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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Geary ...« Ich nutzte Thackers Einwurf und erklärte Corwi auf Besź: »Nicht was Sie denken. Angepisst, das bedeutet, sie waren wütend, stinksauer. Wer fühlte sich angepisst?«, wandte ich mich - wieder auf Englisch - an die beiden Gearys. »Ihre Professoren?«
    »Nein«, sagte Mr. Geary. »Wer zum Teufel glauben Sie, hat das getan?«
    »John, bitte! Bitte ...«
    »Gottverdammt, rücken Sie raus damit! Wer zum Henker sind diese Komavore?«, fuhr Mr. Geary auf. »Sie haben uns nicht einmal gefragt, wer nach unserer Meinung der Täter gewesen ist. Sie haben uns nicht gefragt. Bildet ihr euch ein, wir wüssten es nicht?«
    »Was hat sie gesagt?«, fragte ich. Thacker war aufgesprungen und wedelte beschwichtigend mit den Händen.
    »Ein kleiner Bastard bei einer Konferenz wirft ihr an den Kopf, ihre Arbeit wäre Landesverrat. Vom ersten Tag ihres Aufenthalts an hatte es jemand auf sie abgesehen.«
    »John, sei still, du bringst alles durcheinander. Das erste Mal, als der Mann das behauptet hat, war sie hier, hier hier, Besźel-hier, nicht in Ul Qoma. Es waren die anderen, die hiesigen, Nationalisten oder Rechte Bürger, du erinnerst dich ...«
    »Moment, wie bitte?«, unterbrach ich sie. »Komavore? Und jemand hat sie beschimpft, als sie in Besźel war? Wann?«
    »Hören Sie zu, Chef, es ist ...« Corwi redete sehr schnell in Besź auf mich ein.
    »Ich denke, wir alle sollten mal kurz durchatmen«, meinte Thacker.
    Er redete den Gearys gut zu, als hätte man ihnen Unrecht getan. Ich entschuldigte mich, als wäre ich derjenige gewesen, der ihnen Unrecht tat. Sie hatten begriffen, dass sie im Hotel bleiben sollten. Im Foyer trugen zwei Beamte Sorge, dass sie keine heimlichen Ausflüge unternahmen. Wir versicherten ihnen, sie bekämen Bescheid, sobald ihre Reisedokumente eingetroffen wären, und dass wir am nächsten Tag wiederkommen würden. Bis dahin, falls sie etwas brauchten oder eine Frage hatten - ich gab ihnen die Nummern, unter denen sie mich erreichen konnten.
    »Man wird ihn finden«, sagte Corwi, als wir aufstanden, um zu gehen. »Ahndung wird den erwischen, der das getan hat. Versprochen.« Draußen sagte sie zu mir: »Übrigens heißt es Qoma Vor, nicht Komavore. Wie unsere Rechten Bürger, nur noch tiefer im Untergrund und Gott sei Dank nicht unser Problem.«
    Noch radikaler in ihrer Liebe zu Besźel als sogar Syedrs Nationaler Block, veranstalteten die Rechten Bürger gern Märsche in Quasi-Uniform und schwangen tönende Reden. Legal, aber auf schmalem Grat. Wir hatten ihnen bislang nicht nachweisen können, dass sie für die Anschläge auf Besźels Ul Qomatown verantwortlich waren, auf die Botschaft Ul Qomas, auf Moscheen, Synagogen und linke Buchläden, auf unsere kleine qomanische Immigrantengemeinde. Nach kurzem Schweigen sagte ich: »Vielleicht sollten wir ein wenig herumfragen.«
    »Wie bitte, Chef?« Corwi wandte sich mir zu. Sie sah nicht ärgerlich aus, sondern verblüfft. »Warum haben Sie die Leute überhaupt so ausgequetscht? Die hohen Tiere werden in ein oder zwei Tagen Ahndung ersuchen, und dann wehe dem, der Mahalia den Lebensfaden abgeschnitten hat. Auch wenn wir jetzt noch irgendwelche Spuren finden, jede Minute kann man uns den Fall abnehmen. Wir warten doch nur noch darauf, dass es so weit ist.«
    »Ja.« Ich fuhr einen Schlenker, um einem qomanischen Taxi auszuweichen, ohne es mehr als erlaubt zur Kenntnis zu nehmen. »Ja. Trotzdem. Ich ziehe den Hut vor jedem, der so viele Spinner aufscheuchen kann. Die sich sonst alle gegenseitig an die Gurgel gehen. Besź Nats, Ul Qoma Nats, Anti-Nats ...«
    »Überlassen wir die Sache Ahndung. Sie hatten recht. Sie verdient, dass Ahndung sich um sie kümmert, Chef, wie Sie gesagt haben.«
    »Das verdient sie. Und das wird sie bekommen.« Ich zeigte nach vorn, trat aufs Gaspedal. »Avanti. Für so lange wie man uns lässt, hat sie uns.«

8. Kapitel
 
    Entweder stand er mit übernatürlichen Mächten im Bunde, oder irgendein Techniker hatte auf Kommissar Gadlems Geheiß mein System manipuliert, denn wann immer ich ins Büro kam, fand ich seine E-Mails ganz oben in meinem Posteingang.
    Glückwunsch, stand in seiner jüngsten Nachricht. Wie ich erfahren habe, sind Mr. & Mrs. Geary sicher im Hotel untergebracht. Möchte Sie nicht tagelang mit Papierkram behelligt sehen (bestimmt in Ihrem Sinne), deshalb bitte nur diskretes Schäfchenhüten, bis die Formalitäten erledigt sind. Job erledigt.
    Unsere Ermittlungsergebnisse würden wir am Tag X übergeben

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