Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
Vom Netzwerk:
müssen. Weitere Nachforschungen waren sinnlose Arbeitsbeschaffung, teilte Gadlem mir durch die Blume mit, und entzogen der Abteilung meine wertvolle Arbeitskraft, also nimm den Fuß vom Gas. Ich machte und las Notizen, die niemand außer mir entziffern konnte und ich selbst nach ein paar Stunden auch nicht mehr. Trotzdem behielt ich sie und nahm sie zu den Akten - meine übliche Methodik. Ich las Gadlems Mail noch einige Male und verdrehte die Augen. Wahrscheinlich knurrte ich den ein oder anderen wenig respektvollen Kommentar.
    Eine ganze Weile war ich damit beschäftigt, Telefonnummern herauszufinden, online und mit Hilfe eines echten, lebendigen Fräuleins vom Amt am anderen Ende der Leitung. Ich tätigte einen Anruf, der knackend die Stationen der internationalen Vermittlungen passierte. »Bol Ye'an Sekretariat.« Zwei Mal hatte ich bereits mein Glück versucht, war jedoch an einem automatischen Weiterleitungssystem gescheitert. Jetzt meldete sich zum ersten Mal keine Maschine, sondern der Telefonist. Sein Illit war gut, der Akzent jedoch klang nach Nordamerika, deshalb meldete ich mich auf Englisch: »Guten Tag, ich versuche, Professor Nancy zu erreichen. Ich habe ihr mehrere Nachrichten auf Voicemail hinterlassen, aber ...«
    »Wer spricht denn, bitte?«
    »Inspektor Tyador Borlú von der Abteilung für Kapitalverbrechen in Besźel.«
    »Oh. Oh.« Schlagartig änderte sich der Tonfall der Stimme. »Es geht um Mahalia, nicht wahr? Inspektor, ich bin ... Bleiben Sie dran, ich versuche, Izzy zu finden.« Eine lange, von Hall erfüllte Stille. »Isabelle Nancy am Apparat.« Nervös klingend, Amerikanerin hätte ich geraten, hätte ich nicht gewusst, dass sie aus Toronto stammte. Kaum Ähnlichkeit mit ihrer Voicemail-Stimme.
    »Professor Nancy, ich bin Tyador Borlú von der Policzai Besźel, Mordkommission. Ich glaube, Sie haben mit meiner Kollegin gesprochen, Constable Corwi? Haben Sie meine Nachrichten erhalten?«
    »Inspektor, ja, ich ... Bitte entschuldigen Sie. Ich hatte vor, Sie zurückzurufen, aber es war ... alles war ... es tut mir sehr leid ...« Sie wechselte zwischen Englisch und gutem Besźel hin und her.
    »Ich verstehe. Auch ich bedaure den Tod von Miss Geary. Bestimmt ist die Situation momentan schwierig für Sie und Ihre Kollegen.«
    »Wir alle hier stehen unter Schock, Inspektor. Regelrecht unter Schock. Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll. Mahalia war eine wunderbare junge Frau und ...«
    »Fraglos.«
    »Wo sind Sie jetzt gerade? Sind Sie - vor Ort? Können wir uns treffen?«
    »Leider rufe ich von außerhalb an. Ich befinde mich noch in Besźel.«
    »Ach so. Und wie ... wie kann ich Ihnen helfen, Inspektor? Gibt es ein Problem? Ich meine, abgesehen von diesem ganzen ...« Ich hörte sie atmen. »Ich rechne täglich mit der Ankunft von Mahalias Eltern.«
    »Ja, ich war übrigens eben bei ihnen. Die hiesige Botschaft kümmert sich um die Einreiseformalitäten. Ich denke, man wird sich auf ein beschleunigtes Verfahren einigen können. Nein, ich rufe an, weil ich mehr über Mahalia erfahren möchte, und über ihre Arbeit.«
    »Verzeihung, Inspektor Borlú, aber ich stand unter dem Eindruck, dieses Verbrechen ... Wollten Sie es nicht Ahndung übergeben?« Sie hatte sich beruhigt und sprach jetzt nur Besź, deshalb verzichtete ich auf mein angestrengtes Englisch.
    »Sie haben recht. Der Kontrollausschuss ... entschuldigen Sie, Professor Nancy, ich weiß nicht, wie genau Sie über diese Abläufe im Bilde sind. Aber richtig, der Fall wird einer anderen Institution übertragen. Haben Sie eine Vorstellung von dem Hergang?«
    »Ich denke schon.«
    »Vielen Dank. Nun, ich möchte sozusagen noch letzte Lücken schließen. Man könnte auch sagen, ich bin neugierig, weiter nichts. Wir hören interessante Dinge über Mahalia. Ich möchte etwas über ihre Arbeit erfahren. Können Sie mir Auskunft geben? Sie waren ihre Doktormutter, richtig? Haben Sie ein paar Minuten Zeit, um meine Fragen zu beantworten?«
    »Selbstverständlich, Inspektor, sie haben lange genug warten müssen. Ich weiß nur nicht recht ...«
    »Ich möchte wissen, woran sie gearbeitet hat. Und wie sie zu Ihnen und zu dem Projekt kam. Und erzählen Sie auch ein wenig über Bol Ye'an. Sie hatte sich auf Orciny spezialisiert, wenn ich das recht verstehe?«
    »Wie bitte?« Isabelle Nancy war pikiert. »Orciny? Auf gar keinen Fall. Bei uns geht es um seriöse Archäologie.«
    »Verzeihung, ich hatte den Eindruck ... Was meinen Sie damit,

Weitere Kostenlose Bücher