Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
Vom Netzwerk:
zerstören können.«
    Missbilligendes Schweigen. Das war Ketzerei – und früher hätte sie Jeserac selbst als eine solche verdammt.
    Der Präsident unterbrach ihn.
    »Gibt es nicht eine Legende, nach der die Invasoren die Erde nur unter der Bedingung schonten, dass der Mensch nie mehr in den Weltraum vordringen werde? Und haben wir diesen Vertrag nicht gebrochen?«
    »Eine Legende, ja«, sagte Jeserac. »Wir nehmen viele Dinge hin, ohne sie in Frage zu stellen, und dazu gehört diese Legende. Es gibt keinerlei Beweise dafür. Mir persönlich fällt es reichlich schwer zu glauben, dass etwas von solcher Wichtigkeit nicht im Gedächtnis des Zentralgehirns aufgezeichnet sein sollte, aber es weiß nichts von einem solchen Vertrag. Ich habe mich danach erkundigt, wenn auch nur über die Auskunftsmaschinen. Vielleicht beliebt es dem Rat, die Fragen direkt zu stellen.«
    Jeserac sah nicht ein, warum er eine zweite Ermahnung riskieren sollte, und wartete die Antwort des Präsidenten ab.
    Sie kam nie, denn in diesem Augenblick ging ein Ruck durch die Abgeordneten von Lys, und ihre Gesichter erstarrten in Ungläubigkeit und Schrecken. Sie schienen zu lauschen, während eine unsichtbare Stimme ihnen eine Botschaft zukommen ließ.
    Die Ratsmitglieder warteten; ihre eigenen Befürchtungen wurden umso größer, je länger das stumme Gespräch dauerte. Dann schreckte der Leiter der Delegation aus seiner Entrückung hoch und wandte sich entschuldigend an den Präsidenten.
    »Wir haben eben sehr seltsame und beunruhigende Nachrichten aus Lys erhalten«, sagte er.
    »Ist Alvin zur Erde zurückgekehrt?«, fragte der Präsident.
    »Nein – nicht Alvin. Etwas anderes.«
    Als er mit seinem treuen Schiff über die Lichtung von Airlee zur Landung ansetzte, fragte sich Alvin, ob je in der menschlichen Geschichte irgendein Schiff eine solche Fracht zur Erde gebracht hatte – wenn sich Vanamonde wirklich im Schiff befand. Auf der Fahrt war nichts von ihm zu spüren gewesen; Hilvar glaubte, dass nur Vanamondes Aufmerksamkeitssphäre einen Platz im Raum besitzen konnte. Vanamonde selbst befand sich nirgendwo – vielleicht auch »nirgendwann«.
    Seranis und fünf Senatoren erwarteten sie bei ihrer Ankunft. Einen der Senatoren hatte Alvin schon bei seinem letzten Besuch kennengelernt; die anderen beiden befanden sich wohl in Diaspar. Er fragte sich, wie es der Abordnung gehen mochte und wie Diaspar auf die Anwesenheit der ersten Eindringlinge seit so vielen Jahrmillionen wohl reagiert hatte.
    »Es scheint, Alvin«, sagte Seranis trocken, nachdem sie ihren Sohn begrüßt hatte, »dass Sie ein Talent für die Ent deckung bemerkenswerter Wesen besitzen. Trotzdem dürfte es einige Zeit dauern, bis Sie Ihren jetzigen Erfolg überbieten können.«
    Diesmal war Alvin überrascht.
    »Vanamonde ist schon hier?«
    »Ja, seit Stunden. Irgendwie gelang es ihm, den Weg Ihres Schiffes zurückzuverfolgen, den es auf seiner Fahrt zu den vielen Sonnen geflogen ist – eine überwältigende Tat, die mit interessanten philosophischen Fragen verknüpft ist. Es gibt einige Beweise dafür, dass er Lys in demselben Augenblick erreichte, als ihr ihn entdeckt habt, so dass er also unendlicher Geschwindigkeiten fähig ist. Und das ist noch nicht alles. In den letzten Stunden hat er uns mehr Geschichte gelehrt, als wir für möglich gehalten hätten.«
    Alvin sah sie überrascht an. Dann verstand er; man konnte sich unschwer vorstellen, welche Wirkung Vanamonde auf diese Leute mit ihrem scharfen Verstand aus geübt haben musste. Sie hatten mit erstaunlicher Geschwin digkeit reagiert, und er sah plötzlich ein widersinniges Bild Vanamondes vor Augen, wie er, vielleicht etwas verängstigt, von den gierigen Intelligenzen Lys’ umgeben war.
    »Hat sich herausgestellt, was er ist?«, fragte Alvin.
    »Ja. Das war einfach, obwohl wir seinen Ursprung noch nicht kennen. Er ist ein reiner Geist oder Verstand, wenn Sie so wollen, und sein Wissen scheint unbegrenzt. Aber er ist kindlich, und das meine ich ganz wörtlich!«
    »Natürlich!«, rief Hilvar. »Ich hätte es wissen müssen!«
    Alvin sah ihn verwirrt an, und Seranis klärte ihn auf: »Ich meine damit, dass Vanamonde, obwohl er einen gewaltigen, vielleicht sogar unbegrenzten Verstand besitzt, unreif und unentwickelt ist. Seine tatsächliche Intelligenz erreicht nicht einmal die eines menschlichen Wesens«, sie lächelte ein wenig wehmütig, »obwohl seine Gedankenvorgänge viel schneller ablaufen und er sehr schnell

Weitere Kostenlose Bücher