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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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Widerstand die Tatsache, dass ein unendlich mächtigerer Verstand seinen Geist durchforschte. Aber seine Annahme stimmte nicht ganz.
    Vanamonde bemerkte sofort, dass eines dieser Gehirne mitfühlender und leichter zugänglicher war als das andere. Er spürte, dass beide über seine Gegenwart staunten, und das überraschte ihn gewaltig. Es war kaum zu glauben, dass sie etwas vergessen haben sollten; das Vergessen lag, wie die Sterblichkeit, außerhalb Vanamondes Begriffsvermögen.
    Die Verständigung gestaltete sich sehr schwierig; viele ihrer Gedankenbilder waren so fremdartig, dass er sie kaum erkennen konnte. Die ständig wiederkehrende Furcht vor den Invasoren verwirrte und ängstigte ihn ein wenig; sie erinnerte ihn an seine eigenen Gefühle, als er die Schwarze Sonne zum ersten Mal bemerkt hatte.
    Aber sie wussten nichts von der Schwarzen Sonne, und jetzt begannen sich ihre Fragen in seinem Geist zu regen.
    »Was bist du?«
    Er gab die einzige Antwort, die ihm möglich war.
    »Ich bin Vanamonde.«
    Es gab eine lange Pause, dann wurde die Frage wiederholt. Sie hatten ihn nicht verstanden; das war seltsam, denn ihr Volk hatte ihm doch diesen Namen mitgegeben.
    Wieder kämpften sich ihre winzigen Gedanken in sein Bewusstsein.
    »Wo sind die Leute, die die Sieben Sonnen erschufen? Was ist mit ihnen geschehen?«
    Er wusste es nicht; sie wollten ihm kaum glauben, und ihre Enttäuschung drang deutlich und klar über die Kluft hinüber, die seinen Verstand von dem ihren trennte. Aber sie waren geduldig, und er half ihnen gerne, denn ihre Suche war auch die seine, und sie waren die Ersten, die ihm Gesellschaft leisteten.
    Solange er lebte, würde er nie mehr ein solch seltsames Erlebnis wie dieses stumme Gespräch haben, dachte Alvin. Kaum zu glauben, dass er wenig mehr als nur Zuschauer blieb, denn er wollte nicht einmal sich selbst gegenüber zugeben, dass Hilvars Verstand in mancher Hinsicht weitaus fähiger war als der seine. Er konnte nur warten und staunen, halb betäubt von dem Gedankenfluss, der knapp jenseits der Grenzen seines Begriffsvermögens dahinströmte.
    Bald darauf brach Hilvar, blass und angestrengt, die Verbindung ab und wandte sich an seinen Freund.
    »Alvin«, sagte er müde. »Das ist seltsam. Ich kann es überhaupt nicht begreifen.«
    Diese Worte richteten Alvins Selbstgefühl wieder ein wenig auf. Sein Gesicht musste es verraten haben, denn Hilvar lächelte plötzlich mitfühlend.
    »Ich kann nicht herausfinden, was dieses ›Vanamonde‹ ist«, fuhr er fort. »Es ist ein Wesen von gewaltigem Wissen, aber es scheint wenig Intelligenz zu besitzen. Natürlich«, fügte er hinzu, »mag sein Verstand von so völlig anderer Art sein, dass wir ihn nicht verstehen können – aber irgendwie glaube ich nicht daran.«
    »Nun, was hast du erfahren?«, fragte Alvin ungeduldig. »Weiß er etwas über die Sieben Sonnen?«
    Hilvars Geist schien immer noch abwesend zu sein.
    »Sie wurden von vielen Rassen geschaffen, einschließlich der unseren«, sagte er. »Er kann mir solche Dinge mitteilen, aber er scheint ihre Bedeutung nicht zu begreifen. Ich glaube, er kennt die Vergangenheit, ohne sie deuten zu können. Alles, was je geschehen ist, scheint sich in seinem Verstand in einem wilden Durcheinander zu befinden.«
    Er schwieg einen Augenblick nachdenklich, dann hellte sich seine Miene auf.
    »Wir können nur eines tun: Irgendwie müssen wir Vana monde zur Erde bringen, damit sich unsere Philosophen mit ihm beschäftigen können.«
    »Ist das nicht gefährlich?«, fragte Alvin.
    »Nein«, antwortete Hilvar. »Vanamonde ist uns wohlgesonnen. Ja, sogar mehr als das – er scheint uns sogar herzlich zugetan.«
    Und ganz plötzlich wurde Alvin etwas klar. Er dachte an Krif und alle Tiere, die zum Ärger von Hilvars Freunden ständig wegliefen. Und er rief sich das zoologische Interesse von Hilvar auf ihrer Expedition – war das wirklich erst vor kurzem gewesen? – nach Shalmirane in Erinnerung.
    Hilvar hatte einen neuen Schützling gefunden.

Zweiundzwanzig
    Zweiundzwanzig
    Eine solche Konferenz wäre noch vor wenigen Tagen völ lig undenkbar gewesen, dachte Jeserac. Die sechs Besucher aus Lys saßen dem Rat an einem Tisch gegenüber, mit dem man die übliche Hufeisenform der anderen Tische geschlossen hatte. Welche Ironie des Schicksals, dass vor nicht langer Zeit Alvin genau dort gestanden hatte, um den Beschluss des Rates entgegenzunehmen, wonach Diaspar wieder gegen die Außenwelt abzuriegeln sei. Jetzt war

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