Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
Vom Netzwerk:
die Welt über sie hereingebrochen – und nicht nur sie, sondern auch das Universum.
    Und sofort hatte sich der Rat verändert. Nicht weniger als fünf seiner ständigen Mitglieder fehlten. Sie hatten die Pro bleme und die Verantwortung nicht ertragen können, vor die sie sich gestellt sahen, und den Weg gewählt, den bereits Khedron vor ihnen gewählt hatte. Ein Beweis mehr für das Versagen Diaspars, dachte Jeserac, wenn so viele seiner Bür ger vor der ersten Herausforderung nach Jahrmillionen die Flucht ergriffen. Viele Tausende hatten sich bereits in das kurze Vergessen der Gedächtnisanlagen geflüchtet, in der Hoffnung, bei ihrem Erwachen Diaspar in seinem wohlver trauten Gefüge wiederzufinden. Sie würden enttäuscht sein.
    Jeserac war auf einen der freigewordenen Ratsplätze gewählt worden. Obwohl er aufgrund seiner Stellung als Lehrer Alvins eigentlich verdächtig war, war seine Anwesenheit doch so wichtig, dass niemand für seinen Ausschluss gestimmt hatte. Er saß dort, wo das Hufeisen auf einer Seite auf den Tisch der Gäste traf – eine Position, die ihm mehrere Vorteile bot. Er konnte nicht nur die Profile der Besucher sehen, sondern auch die Gesichter seiner Ratskollegen beobachten – und ihre Mienen waren sehr aufschlussreich.
    Es bestand kein Zweifel mehr daran, dass Alvin Recht gehabt hatte, und langsam begriff auch der Rat diese schwer verdauliche Wahrheit. Die Abgeordneten aus Lys konnten wesentlich schneller denken als selbst die klügsten Köpfe Diaspars. Das war übrigens nicht der einzige Punkt, der ihnen zum Vorteil geriet, denn sie zeigten auch einen hohen Grad an Kooperationsfähigkeit, was nach Jeseracs Vermu tung mit ihren telepathischen Fähigkeiten zusammenhing. Er fragte sich, ob sie wohl die Gedanken der Ratsmitglieder lasen, entschied dann aber für sich, dass sie die feierliche Versicherung, ohne welche die Konferenz unmöglich zustandegekommen wäre, nicht verletzen würden.
    Große Fortschritte waren nach Jeseracs Ansicht noch nicht erzielt worden; er hatte sie übrigens auch nicht erwartet. Der Rat, der mit Mühe die Existenz von Lys begriffen hatte, schien überfordert zu sein, alles andere auch zu begreifen. Aber eines war klar – er empfand Furcht, genauso wie die Besucher, obwohl sie diese Tatsache geschickter zu verbergen wussten.
    Jeserac selbst war nicht so bestürzt, wie er angenommen hatte; seine Ängste existierten noch, aber er hatte sich ihnen endlich gestellt. Ein Quäntchen von Alvins Unbekümmertheit – oder war es Mut? – hatte seine Auffassung verändert und ihm neue Horizonte erschlossen. Er glaubte nicht, dass er sich jemals getrauen würde, seinen Fuß vor die Tore Diaspars zu setzen, aber er begriff den Impuls, der Alvin dazu geführt hatte.
    Die Frage des Präsidenten traf ihn unerwartet, aber er fasste sich schnell.
    »Ich glaube«, antwortete er, »dass nur durch reinen Zufall eine ähnliche Situation nicht schon früher eingetreten ist. Wir wissen, dass es vierzehn Einzigartige gab, und bei ihrer Schaffung muss ein bestimmter Plan Pate gestanden haben. Dieser Plan sollte meiner Ansicht nach gewährleisten, dass Lys und Diaspar nicht für immer voneinander getrennt blieben. Alvin hat dafür gesorgt, aber er hat außerdem etwas getan, das sicher nicht im ursprünglichen Plan vorgesehen war. Kann das Zentralgehirn das bestätigen?«
    Die körperlose Stimme antwortete sofort.
    »Die Räte wissen, dass ich nichts zu den Anweisungen sagen kann, die mir von meinen Erbauern gegeben wurden.«
    Jeserac nahm den milden Tadel hin.
    »Was auch die Ursachen sein mögen, über die Tatsachen lässt sich nicht streiten. Alvin ist im Weltraum. Wenn er zurückkommt, werden Sie ihn vielleicht daran hindern, wieder abzufliegen – obwohl ich bezweifle, dass es Ihnen gelingt, denn er hat dann wahrscheinlich noch eine Menge mehr dazugelernt. Auch wenn das, was Sie befürchten, eingetreten ist – wir können nichts dagegen tun. Die Erde ist völlig hilflos – wie seit Millionen von Jahrhunderten.«
    Jeserac machte eine Pause und sah die Männer der Reihe nach an. Seine Worte gefielen keinem; er hatte nichts anderes erwartet.
    »Aber ich sehe trotzdem nicht ein, warum wir beunruhigt sein sollten. Die Erde befindet sich nicht in größerer Gefahr als vorher. Warum sollten zwei Männer in einem einzigen, kleinen Raumschiff den Zorn der Invasoren wieder auf uns lenken? Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass die Invasoren unsere Welt schon vor langer Zeit hätten

Weitere Kostenlose Bücher