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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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geschlagen geben musste.
    Die Ausrüstung, die sie trugen, sah geradezu gewaltig aus, aber trotz ihres Umfanges wog sie praktisch nichts. Sie war in Behältern verpackt, die die Schwerkraft aufhoben und das Gewicht neutralisierten, so dass man nur noch mit ihrer Trägheit fertigwerden musste. Solange sich Alvin geradeaus vorwärtsbewegte, kam ihm überhaupt nicht zu Bewusstsein, dass er eine Last trug. Aber der Umgang mit diesen Behältern verlangte etwas Übung, denn wenn er einen plötzlichen Richtungswechsel unternahm, schien sein Packen eine eigensinnige Persönlichkeit zu entwickeln und ihn um jeden Preis in der bisherigen Richtung halten zu wollen, bis er seine Schwungkraft überwunden hatte.
    Nachdem Hilvar alle Gurte befestigt und sich vergewissert hatte, dass alles in Ordnung war, gingen sie langsam das Tal hinauf. Alvin sah sich wehmütig um, als der Bodengleiter seine Spur zurückverfolgte und verschwand; er fragte sich, wie viele Stunden wohl vergehen würden, eh er es sich wieder auf dem Sessel bequem machen konnte.
    Trotzdem war der Aufstieg, mit der milden Sonne im Rücken, ein Vergnügen. Sie nahmen einen Pfad, der von Zeit zu Zeit verschwand, dem aber Hilvar folgen konnte, auch wenn Alvin keine Spur mehr von ihm bemerkte. Er fragte Hilvar nach der Entstehung des Pfades und erfuhr, dass es in diesen Bergen viele kleine Tiere gab – manche Einzelgänger, andere in einfachen Gemeinschaften lebend. Einige hatten sogar den Gebrauch von Werkzeugen und Feuer erlernt. Alvin kam gar nicht auf den Gedanken, dass solche Wesen ihnen gegenüber unfreundlich sein könnten. Er und Hilvar jedenfalls gingen davon aus, denn seit langen Zeiten schon hatte niemand mehr die Überlegenheit des Menschen in Frage gestellt.
    Sie waren eine halbe Stunde aufgestiegen, als Alvin zum ersten Mal den schwachen Widerhall eines fernen Donners hörte. Er konnte seinen Ursprung nicht entdecken, weil er nicht aus einer bestimmten Richtung zu kommen schien. Er wurde immer lauter, je mehr sich die Landschaft um sie herum öffnete. Er hätte Hilvar gern nach der Ursache gefragt, aber er brauchte seinen Atem für wichtigere Dinge.
    Alvin war gesundheitlich in bester Verfassung, ja, er war in seinem ganzen Leben noch nicht eine Stunde krank gewesen. Aber körperliches Wohlbefinden, so wichtig und notwendig es auch sein mochte, genügte nicht für die Aufgabe, vor der er jetzt stand. Er hatte den Körper, aber nicht die erforderliche Geschicklichkeit und Erfahrung dazu. Hilvars leichte Schritte, sein müheloses Vorwärtsstre ben, erfüllten Alvin mit Neid und der Entschlossenheit, nicht aufzugeben, solange er noch einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Er wusste ganz genau, dass ihn Hilvar prüfen wollte, und nahm ihm das nicht übel. Es war ein gutmütiges Spiel, und er beteiligte sich daran, obwohl sich langsam Müdigkeit in seinen Beinen ausbreitete.
    Hilvar hatte Mitleid mit ihm, als sie zwei Drittel des Aufstiegs zurückgelegt hatten; sie rasteten eine Weile, und an eine Böschung gelehnt, ließen sie sich von der warmen Sonne bescheinen. Das donnernde Geräusch ertönte jetzt sehr laut, und obwohl ihn Alvin danach fragte, weigerte sich Hilvar, eine Erklärung abzugeben. Er sagte, er würde die Überraschung verderben, wenn Alvin wüsste, was ihn am Ende der Kletterei erwartete.
    Sie liefen jetzt gegen die Sonne, aber glücklicherweise war der Rest des Weges nicht sehr steil. Die Bäume wurden lichter, als seien sie zu müde, gegen die Schwerkraft anzukämpfen; auf den letzten paar Hundert Metern war der Boden mit kurzem, federndem Gras bedeckt, auf dem es sich sehr gut laufen ließ. Als der Gipfel in Sicht kam, rannte Hilvar in einem plötzlichen Energieausbruch die Steigung hinauf. Alvin beschloss, die Herausforderung nicht anzunehmen; aber er hatte auch gar keine andere Wahl. Er war es zufrieden, langsam und gleichmäßig vorwärtszustapfen und, als er Hilvar erreicht hatte, in befriedigter Erschöpfung neben ihm zu Boden zu sinken.
    Erst als er wieder zu Atem gekommen war, konnte er die Ansicht genießen und den Ursprung des unaufhörlichen Donners sehen, der jetzt die Luft erfüllte. Der Berg vor ihm fiel steil ab – so steil, dass er bald zu einer senkrechten Wand wurde. Und hoch über diese Wand herausspringend, glitzerte ein mächtiges Band aus Wasser, das sich hoch in den Raum hinein ergoss, um dreihundert Meter tiefer auf den Fels zu treffen. Dort verlor es sich in einem schimmernden Sprühnebel, während aus der Tiefe

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