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Die Stadt unter dem Eis

Die Stadt unter dem Eis

Titel: Die Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Eis bestehenden Höhle, deren Decke an ihrem
höchsten Punkt sicher hundert oder mehr Meter über ihnen war.
Und diese Höhle war keineswegs leer.
Rings um sie herum erhoben sich mächtige, uralte Gebäude
aus gewaltigen Steinquadern. Ihre Architektur war unheimlich,
durch und durch fremd und bizarr und doch auf sonderbare
Weise vertraut. Viele der Gebäude glichen wuchtigen
Steinpyramiden, aber es gab auch Türme, gewaltige,
quadratische Bauten und Gebäude von einer Form, die er nicht
einmal in Worte fassen konnte, geschweige denn schon einmal
gesehen hatte. Und trotzdem hatte er das unheimliche Gefühl,
dass ihm diese Stadt nicht fremd war.
»Bei den Geistern des Nordwinds«, flüsterte Kanuat
erschüttert. »Was ist das?«
Statt zu antworten – was er ohnehin nicht wirklich gekonnt
hätte – stand Mike ganz auf und sah sich ein zweites Mal um.
Die riesigen, rechteckigen Steinquadern, aus denen die Gebäude
bestanden, mussten jeder für sich mindestens eine Tonne
wiegen und waren von unheimlicher, dunkelgrüner Farbe.
Früher einmal mussten ihre Oberflächen kunstvoll gearbeitete
Reliefs und Bilder aufgewiesen haben, aber die Zeit hatte die
Schriftzeichen und Verzierungen nahezu unkenntlich gemacht.
Die Stadt musste unvorstellbar alt sein. Viele Gebäude lagen
trotz ihrer massiven Bauweise in Trümmern, viele andere waren
halb vom Eis eingeschlossen oder ragten gar nur noch zu
kleinen Teilen aus den Wänden. Mehr als einmal konnte Mike
nicht mit Sicherheit sagen, ob er nun Stein oder Eis betrachtete.
Das vielleicht Unheimlichste überhaupt aber war, dass diese
Stadt keineswegs leer und verlassen war, sondern ganz
offensichtlich Bewohner hatte. Ein Teil des Lichtes, das die im
ewigen Eis eingeschlossene Stadt erhellte, kam direkt aus den
Wänden, die zwar dick waren, das Sonnenlicht aber doch nicht
vollkommen verscheuchten. In zahlreichen Gebäuden brannte
aber auch Licht. Außerdem war es erstaunlich warm. Mike hatte
schon nach einigen Augenblicken das Bedürfnis, seine Jacke
auszuziehen.
»Unglaublich«, murmelte Kanuat. »Das ist ... Zauberei. Kein
Mensch hat so etwas je gesehen!«
»Das stimmt nicht«, antwortete Mike. Plötzlich wusste er es.
Als hätten seine eigenen Worte die Erinnerungen
heraufbeschworen, wusste er jetzt, wo er diese Gebäude schon
einmal gesehen hatte. Sie waren nicht annähernd so gut erhalten
gewesen, sondern beinahe nur noch Trümmer, und es war sehr
lange her, aber es war dieselbe fremdartige Architektur.
»Atlantis«, sagte er.
Kanuat sah ihn fragend an. »Was soll das sein?«
»Das ist eine Stadt der Atlanter«, sagte Mike. »Genau so sah
es auf der Insel aus, auf der wir die NAUTILUS gefunden
haben. Würdest du glauben, dass diese Stadt mindestens
zehntausend Jahre alt ist?«
»Eine Stadt des Alten Volkes?«
»Ihr wisst davon?«, fragte Mike überrascht.
»So wie ihr auch«, antwortete Kanuat. »Jedes Volk kennt die
Legende von denen, die vor uns da waren. Auch eure.« Er
machte eine Geste, als Mike etwas sagen wollte. »Jetzt ist nicht
der Moment für alte Geschichten. Jemand kommt.«
Mike verschwendete keine Zeit damit, sich von der Wahrheit
dieser Behauptung zu überzeugen, sondern lief auf das nächste
Gebäude zu und huschte durch die Tür. Kanuat folgte ihm
dichtauf und sie pressten sich nebeneinander an die Wand. Mike
legte den Zeigefinger über die Lippen.
Das Innere des Gebäudes bot einen kaum weniger bizarren
Anblick als sein Äußeres. Sie befanden sich in einem sehr
großen, asymmetrisch geformten Raum ohne Decke, in dem
gleich mehrere Treppen in die Höhe führten. Oder auch nicht.
Jede dieser Treppen hatte unterschiedlich große und breite
Stufen und zumindest eine davon führte in eine Richtung, die er
einfach nicht benennen konnte. Mike sah allerdings auch nicht
sehr aufmerksam hin. Er hatte mehr als einmal erlebt, was die
atlantische Architektur einem menschlichen Geist antun konnte,
wenn man den Fehler beging, sie aufmerksam zu studieren.
Stattdessen konzentrierte er sich lieber auf das, was sich
draußen vor dem Gebäude abspielte. Er hörte Stimmen und
näher kommende Schritte. Einige Männer unterhielten sich auf
Deutsch. Nach einigen weiteren Augenblicken konnte sie diese
dann auch sehen.
Er war kein bisschen überrascht, als er erkannte, dass es sich
um deutsche Marinesoldaten handelte. Die Männer gingen ohne
Hast nebeneinander her und kamen ihrem Versteck dabei so
nahe, dass Mike sogar den Schriftzug auf ihren Schirmmützen
erkennen konnte. Er

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