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Die Stadt unter dem Eis

Die Stadt unter dem Eis

Titel: Die Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nur weiter
böse an. Nach ein paar Sekunden wurde ihm jedoch selbst klar,
wie albern dieses Benehmen war. Widerwillig zog er sich einen
Stuhl heran und setzte sich.
»Bist du hungrig?«, fragte Vom Dorff.
Mike wollte schon aus reinem Trotz den Kopf schütteln,
nickte aber dann. Schließlich hatte er nichts zu verlieren, wenn
er damit aufhörte, den Trotzkopf zu spielen.
»Das ist gut«, sagte Vom Dorff. »Ich nämlich auch.« Er
drückte einen Knopf auf seinem Schreibtisch. An der Wand
hinter ihm leuchtete ein winziger Bildschirm auf und ein ernst
dreinblickender Mann fragte nach Vom Dorffs Wünschen. Der
Attaché bestellte zwei Mahlzeiten und schaltete das Gerät dann
wieder ab. Grinsend wandte er sich an Mike.
»Diese atlantische Technik ist schon etwas Tolles«, sagte er.
»Unvorstellbar, dass dieses Volk trotz seiner Macht so einfach
untergegangen ist, findest du nicht auch?«
»Vielleicht geht es Deutschland ja auch so«, sagte Mike böse.
»Dem Kaiserreich?« Vom Dorff lächelte nachsichtig. »Du
verstehst offenbar immer noch nicht, wie? Wir haben nichts mit
dem Kaiserreich zu schaffen.«
»Aber die >U37< und die PRINZ FERDINAND –«
»Kapitänleutnant Berghoff und Hansen sind gute alte Freunde
von mir«, unterbrach ihn Vom Dorff.
»Die Regierung in Berlin hat keine Ahnung von alledem
hier.«
Mike starrte ihn mit offenem Mund an. »Die Regierung –?«
»Weiß nichts davon«, wiederholte Vom Dorff. »Und das
sollte auch noch eine ganze Weile so bleiben. Aus diesem
Grund hoffe ich ja auch, dass wir uns auf einer vernünftigen
Basis einigen.«
»Und wie ... soll diese Basis aussehen?«, fragte Mike
stockend. Er war vollkommen perplex. Er hatte mit allem
gerechnet – aber nicht damit. »Ich will ganz ehrlich zu dir sein«,
antwortete Vom Dorff. »Wir haben gewisse Schwierigkeiten,
diese erstaunliche Technik in allen Einzelheiten zu verstehen.
Wir könnten uns sozusagen gegenseitig von Nutzen sein.«
»Ich soll Ihnen helfen, atlantische Technologie zu
verstehen?«, vergewisserte sich Mike. »Warum sollte ich das
wohl tun?«
»Zum Beispiel, um die Bedingungen deines Aufenthaltes hier
zu verbessern«, antwortete Vom Dorff. »Und natürlich das
deiner Freunde.«
»Abgesehen von Trautman sind sie nicht einmal hier«,
antwortete Mike. »Und Trautman würde mir den Kopf abreißen,
wenn ich seinetwillen die anderen verrate.«
»Was mich gleich zur nächsten Frage bringt«, sagte Vom
Dorff ungerührt. »Wo ist die NAUTILUS?«
»Weg«, antwortete Mike. »Trautman und ich sind auf eigene
Faust losgezogen.«
Vom Dorff machte sich nicht einmal die Mühe, auf diese
lächerliche Ausrede zu reagieren. »Früher oder später erwischen
wir sie ja doch«, sagte er. »Wenn du deinen Freunden einen
Gefallen tun willst, dann solltest du eher dafür sorgen, dass es
ihnen nicht so ergeht wie dem alten Trautman.«
Diese Wortwahl kam Mike irgendwie seltsam vor, aber er war
über Vom Dorffs Vorschlag viel zu empört, um mehr als einen
einzigen flüchtigen Gedanken daran zu verschwenden. Mike
ließ alle Vorsicht fahren und gab Vom Dorff die scharfe
Antwort, die ihm gebührte. »Ich will Trautman sehen«, endete
er. »Vorher rühre ich mich nicht hier weg.«
»Dann dürfte es dir schwer fallen, mich in die Krankenstation
zu begleiten«, antwortete Vom Dorff lächelnd.
»Die Krankenstation?«
»Natürlich. Du wolltest doch Trautman sehen, oder?«
    Vom Dorff hielt tatsächlich Wort. Die beiden Soldaten, die
Mike abholten, brachten ihn nicht sofort in eine Gefängniszelle,
sondern eskortierten ihn zur Krankenstation der Stadt, wo er
Trautman fand, aber er konnte nicht mit ihm reden. Trautman
schlief und Mike wollte ihn nicht eigens wecken. Aber
immerhin überzeugte er sich mit eigenen Augen davon, dass
Trautman tatsächlich die beste Pflege bekam, die hier möglich
war.
Nicht dass ihn diese Erkenntnis irgendwie sanfter stimmte.
Vom Dorff würde ihm wahrscheinlich jeden Wunsch erfüllen,
bis er ihm gesagt hatte, was er wissen wollte.
    Nach seinem Abstecher zu Trautman brachten ihn die
Soldaten in den Keller des Gebäudes, wo die Gefängniszellen
lagen – und die entsprachen nun wirklich voll und ganz Mikes
Erwartungen. Es waren winzige, fensterlose Löcher mit
vergitterten Türen, die kaum Platz für zwei Gefangene geboten
hätten, im Allgemeinen aber mit vier oder auch fünf Männern
belegt waren. Mikes Befürchtungen, in eine dieser überfüllten
Zellen gesteckt zu werden, erfüllten sich allerdings nicht. Er
wurde vorbei an einer

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