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Die Stadt unter dem Eis

Die Stadt unter dem Eis

Titel: Die Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lautete: »U37«.
Er wartete, bis die beiden Männer wieder außer Hörweite
waren, dann wandte er sich mit grimmigem Gesichtsausdruck
an Kanuat. »Da haben Sie Ihre Geister«, sagte er. »Die Männer
kommen von Berghoffs Schiff. Wahrscheinlich haben sie diese
Stadt schon vor einer ganzen Weile entdeckt. Kein Wunder,
dass sie sich solche Mühe geben, dieses Geheimnis um jeden
Preis zu bewahren!«
»Warum?«, fragte Kanuat.
»Sie haben die NAUTILUS doch gesehen«, antwortete Mike.
»Die alten Atlanter waren technisch viel weiter als wir!
Unvorstellbar, wenn sie hier auch so etwas gefunden hätten!«
»Wer sagt dir, dass sie es nicht haben?«, fragte Kanuat.
»Die Tatsache, dass wir noch am Leben sind«, antwortete
Mike. »Kommen Sie! Die Kerle sind weg! Vielleicht finden wir
ja heraus, wo sie Trautman hingebracht haben.«
Nach einem letzten, sichernden Blick in die Runde verließen
sie ihr Versteck und bewegten sich vorsichtig auf das Zentrum
der Stadt zu; genauer gesagt das, was Mike dafür hielt.
Zuerst trafen sie auf keine weiteren Menschen, aber ihre
Spuren waren unübersehbar. Hier und da lagen Papierfetzen,
leere Konservendosen oder achtlos liegen gelassene
Ausrüstungsteile, leere Zigarettenschachteln und abgebrannte
Streichhölzer, einmal sogar ein Paar Schuhe, das jemand
einfach in einem Winkel abgestellt und offensichtlich vergessen
hatte. Mike fand den Anblick aber weniger komisch, als dass er
ihn regelrecht wütend machte. Diese Stadt hatte zehntausend
Jahre unberührt im Eis gelegen und sie hatte diese unendlich
lange Zeit nahezu schadlos überstanden. Und wie es schien, zu
dem einzigen Zweck, den deutschen Soldaten als Müllkippe zu
dienen.
Was er für das Stadtzentrum gehalten hatte, das mochte es
früher auch einmal gewesen sein. Nun aber konzentrierten sich
die meisten Lichter und die Quelle der größten Aktivitäten auf
einen Bereich am anderen Ende der Stadt. Der Weg dorthin
betrug sicher eine Viertelstunde und sie würden schon
verdammt viel Glück brauchen, um nicht einem deutschen
Soldaten in die Arme zu laufen oder auf irgendeine andere
Weise aufzufallen. Trotzdem zögerte Mike nicht einmal eine
Sekunde. Sie mussten irgendwie hier heraus und sie mussten
Trautman finden und beides war nur möglich, wenn sie sich erst
einmal einen Überblick verschafften, wo sie waren und mit
wem sie es überhaupt zu tun hatten. Eines wurde Mike schon
bald klar: In dieser Stadt hielt sich nicht nur die Besatzung von
Berghoffs »U37« auf. Der Ort musste einmal Platz für Tausende
von Menschen geboten haben. Jetzt standen zwar die meisten
Gebäude leer, aber Mike schätzte, dass immer noch mindestens
zwei- bis dreihundert Menschen hier lebten; eine Menge
Soldaten, aber auch viele Zivilisten. Einige davon waren mit
Dingen beschäftigt, die Mike zwar nicht ganz verstand, aber
einen irgendwie wissenschaftlichen Eindruck machten.
Offenbar nutzte das Kaiserreich diese Station nicht nur zu
militärischen Zwecken.
Aber ein großer Trost war das nicht.
Im Großen und Ganzen durchquerten sie die Stadt unbehelligt.
Einige Male mussten sie sich verstecken, um nicht entdeckt zu
werden. Aber schließlich hatten sie die im Eis eingeschlossene
Stadt zur Gänze durchquert.
Mike war kein bisschen überrascht, als sie auf der anderen
Seite auf einen künstlich angelegten Hafen stießen; ein lang
gestrecktes, rechteckiges Becken, das vor einer Wand aus
schimmerndem Eis endete. Oder etwas, was wenigstens wie Eis
aussah.
Was ihn hingegen wie ein Faustschlag traf und ihn für einen
Moment selbst das Atmen vergessen ließ, das war der Anblick
der beiden Schiffe, die darin lagen. Eines davon war die »U37«,
Berghoffs Unterseeboot, das sie schon im Hafen von
Sadsbergen gesehen hatten. Das Schiff ragte jetzt ein gutes
Stück weiter aus dem Wasser, sodass Mike seine erstaunliche
Größe und die wuchtige Form deutlicher erkennen konnte. Das
Schiff war viel größer, als er bisher geglaubt hatte.
Trotzdem wirkte es wie ein Zwerg gegen den graugrünen,
bizarr geformten Koloss, der unmittelbar daneben aus dem
Wasser ragte, riesig, glotzäugig und von einem gezackten
Stahlkamm gekrönt, der von dem gefährlichen Rammsporn am
Bug bis zu der an einen Haifischschwanz erinnernden
Heckflosse reichte.
»Großer Gott!«, flüsterte Mike. »Aber das ist doch...
unmöglich!«
»Das ist euer Schiff«, sagte Kanuat verwirrt.
Mike starrte das gigantische U-Boot aus weit aufgerissenen
Augen an. Seine Gedanken rasten, überschlugen sich

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