Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt unter dem Eis

Die Stadt unter dem Eis

Titel: Die Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
als Trautman und auch ein gutes Stück größer. Er
hatte einen dichten schwarzen Vollbart und schulterlanges Haar,
aber abgesehen davon hätte er eine dreißig Jahre jüngere
Version Trautmans sein können. Wie sein jüngerer Bruder.
Oder ...
Und endlich begriff Mike. Mit einem Mal ergab alles einen
Sinn.
»Kennen wir uns?«, fragte der Schwarzhaarige.
»Nein«, stotterte Mike. »Ich dachte nur ... Es war ein Irrtum.
Bitte entschuldigen Sie. Ich habe Sie verwechselt.«
»Mit jemandem, der genauso aussieht wie ich?«, fragte der
andere zweifelnd. »Und zufällig auch genau so heißt? Wer soll
dir das wohl glauben?«
»Wer bist du überhaupt?«, fragte der Mann, der ihn zuerst
angesprochen hatte. »Lässt Berghoff jetzt schon Kinder
kidnappen?«
»Ich bin freiwillig hier«, antwortete Mike. »Na ja, beinahe ...«
»Das ist keine Antwort«, sagte Trautman. Trautman?
Trautman ..
»Das stimmt«, gestand Mike. »Aber ich bin ... überrascht.
Und es ist nicht so leicht, die Sache zu erklären.«
»Oh, das macht nichts«, antwortete der Mann, dessen Namen
er nicht kannte. »Wir haben viel Zeit.«
»Oder hast du etwas vor?«, fügte der Mann mit Trautmans
Gesicht hinzu.
»Wir sind hier, weil wir Sie gesucht haben«, antwortete Mike.
»Sie und Ihre Freunde.«
»Wer ist wir?«, fragte Trautman rasch.
Der andere fügte hinzu: »Und was glaubst du, wer wir sind?«
»Sie gehören zu der Expedition, die letztes Jahr aus
Sadsbergen aufgebrochen ist, um das Geheimnis des Berges zu
ergründen.«
»Das stimmt«, antwortete der Mann verblüfft. »Aber woher
wisst ihr davon? Wir haben es niemandem gesagt. Ganz im
Gegenteil. Die ganze Expedition war streng geheim.«
»Wir haben euren Funkspruch aufgefangen«,
antwortete
Mike. »Vor ungefähr einer Woche.«
»Was für einen Funkspruch?«, fragte der andere Mann.
»Siehst du hier irgendwo ein Funkgerät?«
»Wir haben einen SOS-Ruf empfangen«, beharrte Mike.
»Allerdings verstümmelt. Und auf Norwegisch.«
»Auf Norwegisch?«
»Sörensen«, sagte Trautman. »Das muss Sörensen gewesen
sein. Sieht so aus, als hätten wir ihm unrecht getan.« In Mikes
Richtung gewandt fügte er hinzu: »Nicht alle von uns sitzen im
Gefängnis, musst du wissen. Einige haben sich mit Vom Dorff
und Berghoff zusammengetan. Jedenfalls dachten wir das bis
jetzt ... Also gut. Jetzt wissen wir, wie ihr hierher kommt. Aber
wir wissen immer noch nicht, wer ihr seid.«
»Mein Name ist Mike«, antwortete Mike. »Ich gehöre zur
Besatzung der NAUTILUS. Und ich glaube, ich bin zusammen
mit Ihrem Vater hier.«
Es wurde sehr still. Nicht nur Trautman starrte ihn fassungslos
an. Für drei, vier Atemzüge war es so ruhig, dass man die
sprichwörtliche Stecknadel hätte fallen hören können.
»Was ... sagst du da?«, murmelte Trautman schließlich.
»Jedenfalls glaube ich, dass es Ihr Vater ist«, sagte Mike. »Er
muss es sein. Er hat Kopf und Kragen riskiert, um hierher zu
kommen. Wir konnten uns gar nicht erklären, warum. Bis jetzt.«
»Ist er hier?«, fragte Trautman. »Mein Vater ist hier? Hier in
der Stadt?«
»In der Krankenstation«, sagte Mike und fügte hastig hinzu:
»Keine Angst. Er ist verletzt, aber ich glaube, nicht allzu
schlimm.«
»Und die anderen?«, fragte Trautman. »Ich meine, ihr seid
doch bestimmt nicht allein gekommen.«
»Du hast von der NAUTILUS gesprochen«, erinnerte der
andere.
Mike schwieg. Statt die Frage zu beantworten, warf er einen
bezeichnenden Blick in die Runde. Sie waren nicht allein.
»Sprichst du Französisch?«, fragte Trautman, wobei er bereits
zu dieser Sprache wechselte.
Mike nickte. »Oui«, sagte er. »Un petit.«
Trautman junior machte ein Gesicht, als hätte er plötzlich
Zahnschmerzen bekommen. »Autsch«, sagte er, fuhr aber
trotzdem in derselben Sprache fort: »Es wird schon irgendwie
gehen. Die Typen hier sprechen jedenfalls kein Wort
Französisch, da bin ich ziemlich sicher.«
Mike war ganz und gar nicht sicher, ob er dieser Sprache
mächtig genug war, um wirklich eine Unterhaltung führen zu
können. Nach einigen Minuten jedoch und unter Zuhilfenahme
von Händen und Füßen gelang es ihnen tatsächlich, eine
entsprechende Basis zu finden.
Das Gespräch dauerte sehr lange. Natürlich wollten Trautman
und die anderen haarklein wissen, wie sie hergekommen waren
und wie ihre Chancen aussahen, vielleicht doch noch von hier
wegzukommen. Aber Mike erfuhr auch eine Menge über
Trautman und sein Verhältnis zu seinem Sohn. Wie sich
herausstellte, hatten sich die beiden

Weitere Kostenlose Bücher