Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Hunderten anderer Leute, die ebenfalls die Grenze überquert hatten. Wir blieben mehrere Tage dort und hielten Augen und Ohren offen. Die Steppenkrieger glaubten, wir würden ihre Sprache nicht verstehen, und wir belauschten ihre Unterhaltungen. Mein König, ich weiß, es klingt unglaublich, aber König Hael hat dein Reich erobert! Die Krieger durchquerten Chiwa und ritten dann nach Sono. Die Männer, die uns gefangen nahmen, gehören zu einer Spezialeinheit, die der Armee vorauseilt, um die Grenzen zu besetzen und zu verhindern, dass dir eine Warnung zukommt! Von Neva aus eroberten sie Chiwa und die Nevaner folgen ihnen mit Infanterie und Pionieren. Diese Steppenbewohner ziehen nicht im Trab in die Schlacht, wie du es tust, sondern im Galopp. Als Haels restliche Armee eintraf, war es dunkel und es entstand ein Durcheinander. Wir nutzten die Gelegenheit zur Flucht. Zum Glück wussten wir, wo die Cabos der Gefangenen standen, und holten unsere Tiere. Wir glaubten, einen großen Vorsprung zu haben, aber die ganze Zeit blieben sie dicht hinter uns! Ihre Späher müssen herausgefunden haben, wo sich deine Armee befindet, denn sie ritten auf schnellstem Wege durch Gran nach Basca.«
    »Wie groß ist euer Vorsprung?« Larissa schrie beinahe.
    »Meine Königin«, antwortete der Mann mit zitternden Lippen, »wenn du auf das Podest steigst, kannst du sie bestimmt schon sehen!«
    Larissa war nicht in der Lage, sich zu bewegen oder einen klaren Gedanken zu fassen. Das Blut des Geköpften bildete eine rote Lache zu ihren Füßen. Doch jetzt war Gasam ruhig und besonnen.
    »Idiot«, sagte er ruhig. »Sie hatten keine Späher. Sie ließen euch entkommen und folgten euch.« Mit einer beiläufigen Geste stieß er dem Mann den Speer ins Herz und drehte die Klinge beim Herausziehen herum. Ein gewaltiger Blutstrom quoll aus dem zerfetzten Herzen hervor, und der Spion brach zusammen wie eine Marionette, deren Fäden zerschnitten wurden.
    »Komm, kleine Königin«, sagte Gasam. »Sehen wir nach, ob er Recht hat.« Stumm folgte sie ihm die Treppen hinauf und hinterließ blutige Fußabdrücke.
    Am westlichen Horizont erhob sich eine Hügelkette und anfangs war nichts Ungewöhnliches zu sehen. Dann erspähten sie eine schwache Bewegung. Die Generäle hatten sich zu den Herrschern gesellt und einer von ihnen lief in Gasams Zelt. Er kehrte mit einem Fernrohr zurück. Der König zog es auseinander und sah hindurch.
    »Reiter«, sagte er nach einer Weile. »Es sind mehr, als ich zu zählen vermag.«
    »Wie konnte das nur geschehen?«, fragte Larissa benommen.
    »Hael!«, stieß Gasam hervor. »Er wurde geboren, um mich zu quälen, und daran hat sich nichts geändert. Er und Shazad! Die beiden Langhälse haben sich gegen mich verschworen. Was für eine Frechheit! Ich dachte, dass nur ich zu so etwas fähig wäre!«
    »Wie viele sind es?«, flüsterte Larissa.
    »Was schätzten deine Spione, über wie viele Krieger er verfügt? Bestimmt hat er sie alle mitgebracht.«
    »Sie gingen von sechzigtausend aus«, sagte sie allmählich weniger verängstigt, weil Gasam so ruhig blieb.
    »Er hatte Verluste und sie haben einen langen Weg und viele Kämpfe hinter sich. Gehen wir davon aus, dass es noch fünfzigtausend Reiter sind. Die Infanterie muss weit zurückliegen.«
    »Es könnte viel schlimmer sein, mein König«, bemerkte Luo. »Deine Elitetruppen sind an Ort und Stelle. Noch vor wenigen Tagen waren sie im Land verstreut.«
    »Das stimmt«, sagte Gasam.
    »Bisher haben sie nur gegen minderwertige Truppen gekämpft«, warf Pendu ein.
    »Ich ließ ein sehr gutes Regiment in Sono zurück«, meinte Gasam. »Es waren nicht genügend Krieger, um seine Leute zu besiegen, auch wenn es sich nur um elende feige Steppenkrieger mit Pfeil und Bogen handelt.«
    »Seht nur!«, rief Larissa. Die Abhänge der Hügel verdunkelten sich, als hätte sich eine Wolke vor die Sonne geschoben.
    »Wie Ameisen, die über den Kadaver eines Kaggas krabbeln«, bemerkte Gasam verächtlich.
    »Mein König, gib uns deine Befehle«, bat Luo. »Sie werden gleich hier sein.«
    »Die Männer sollen Aufstellung nehmen und sich im Laufschritt nach Osten zurückziehen«, befahl Gasam.
    »Wir sind noch nie vor einem Feind geflohen!«, rief ein Asasageneral.
    »Wir fliehen nicht«, erklärte Gasam. »Wir müssen mit dem Rücken zum Meer stehen. Sie dürfen uns auf keinen Fall umzingeln, denn das ist ihre übliche Taktik. Leider haben sie schon den Zeitpunkt der Schlacht bestimmt. Jetzt

Weitere Kostenlose Bücher