Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Wenigstens hatte sie etwas unternommen. Larissa wusste nicht, warum sie sich so unbehaglich fühlte. In ihrem Reich duldete sie keine Geheimnisse. Sie ertrug es nicht, im Ungewissen zu sein, was im Reich geschah. Sie musste alles beherrschen: Menschen, Orte, Ereignisse. Gasam wollte nur herrschen. Das machte die beiden zu einem so mächtigen Paar.
    Was mochte geschehen sein? Lag es wirklich nur am Wetter? Das wäre die einfachste Erklärung und war dem Nevaner ebenfalls eingefallen. Ein Aufstand der Einheimischen? Sie hatten Besatzungstruppen in den neuen Gebieten zurückgelassen. Falls es Schwierigkeiten gab, warum hatte man ihnen dann keine Botschaft geschickt?
    Noch seltsamer als das Ausbleiben der Kuriere war das Ausbleiben der Schiffe. Plötzlich auftretende gefährliche Stürme waren nicht ungewöhnlich, aber noch nie war die Schifffahrt mehr als ein paar Tage lang lahm gelegt gewesen. Es war möglich, dass ein schrecklicher Wirbelsturm die im Hafen liegenden Schiffe zerschmettert hatte. Nun, wenn das der Fall war, war es nicht schlimm. Der Verlust von Menschen und Schiffen bedeutete ihr nichts.
    Aber etwas anderes beunruhigte sie. Sie vertraute ihrem Instinkt, nicht nur ihrem Verstand, und sie hütete sich, den Instinkt zu ignorieren.
     
    Die nächsten Tage waren von hektischer Betriebsamkeit erfüllt. Die Inselkrieger des Königs und die besten Festlandtruppen wurden aus verschiedenen Gebieten in Gran und Basca abkommandiert, wo sie noch immer kämpften. Sie eilten herbei und überließen weniger guten Regimentern die letzten Gefechte. Gasam freute sich auf einen schnellen und harten Kampf mit den Thezanern.
    »Ich versichere dem König seit Monaten meine brüderliche Liebe und Zuneigung«, erzählte Gasam grinsend. »Aber er ist nicht dumm und wird uns erwarten.«
    »Nicht alle Herrscher sind Narren«, meinte Larissa. »Wie schade.«
    »Nein, es ist besser so. Wenn meine Leute niemals gegen einen würdigen Gegner kämpfen, werden sie so unfähig wie die Festlandsoldaten. Das ist es, was uns Shasinn so kriegerisch und geschickt machte! Wir haben einander immer bekämpft und sind die besten Krieger der Welt. Uns steht eine Herausforderung bevor: Ein zäher, erfahrener Feind, der uns einen guten Kampf liefern wird, aber nicht zahlreich genug ist, um eine wirkliche Gefahr darzustellen. Ich stelle die jungen Krieger in die erste Reihe. Bisher haben sie nur unwürdige Festlandsoldaten getötet. Es ist an der Zeit, sie zu prüfen.«
    »Wie du meinst, Geliebter. Es gefällt mir nicht, dass du die Insulanerregimenter in Sono gelassen hast. Jetzt könnten wir sie gut gebrauchen.«
    »Ich habe nach ihnen geschickt. Sie werden zwar nicht rechtzeitig eintreffen, aber für diesen Feldzug brauchen wir sie auch nicht. Wenn wir Mezpa angreifen, sind sie längst hier.«
    »Sehr gut.« Larissa starrte nachdenklich vor sich hin. Sie zählte die Jahre an den Fingern ab und achtete nicht auf die Krieger, die singend zum Dröhnen der Trommeln marschierten.
    »Mir fällt gerade etwas ein«, sagte sie schließlich. »Es wird Zeit, in unserer Heimat neue Knaben als Jungkrieger zu rekrutieren. Wenn du Schiffe nach Hause schickst, können die Jungen rechtzeitig zur Invasion hier sein.«
    Er grinste zufrieden. »Wunderbar! Dann können alle unsere jungen Krieger ihre Zöpfe lösen und in die Reihen der Erwachsenen aufgenommen werden! Das wird sie noch begieriger auf die Invasion machen!« Jungkrieger durften keinen Besitz haben und waren deshalb nicht an der Beute beteiligt.
    »Die Neuankömmlinge dürfen beim ersten Blutvergießen gleich an einer richtigen Schlacht teilnehmen«, fügte Larissa hinzu.
    »Und ich habe eine viel größere Elitetruppe.«
    In den alten Zeiten, gemäß den strengen Gesetzen der Shasinn, wurden die Knaben in die Reihen der Jungkrieger aufgenommen, die ehemaligen Jungkrieger wurden zu älteren Kriegern und die älteren Krieger zu Ältesten, die ihre Waffen an Jüngere abgaben und sich nur noch um die eigenen Kaggaherden kümmerten. Manche dieser Männer waren erst Anfang Dreißig. In Gasams Augen war es absurd, dass Männer im besten Alter den Krieg aufgaben, und so schuf er die neue Gruppe der Elitekrieger. Alle, die lange genug überlebten, um diesen Rang zu erreichen, waren besonders angesehen und von den lästigen Pflichten anderer Krieger befreit. Während der Schlacht bildeten sie Gasams strategische Reserve und waren die Gruppe, aus der er seine Offiziere auswählte. Genau wie die älteren Krieger

Weitere Kostenlose Bücher