Die Stahlkönige
übermitteln. Ein paar unserer Leute waren als Händler an Haels Hof, wo sie ihm begegneten. Man sah, wie er die Grenzen Mezpas mit einer Karawane überschritt. Die Karawane reiste ohne ihn zurück.«
»Unsinn! Es war bloß ein Krieger, der noch länger verweilen und sich eure Städte anschauen wollte.«
»Ich selbst habe ihn nie gesehen, hörte aber seine Beschreibung. Er ist ein auffallender Mensch und kaum zu verwechseln. Der Beschreibung nach sieht er so ähnlich aus wie du.«
Ein kalter Schauder überlief Kairn. »Das stimmt nicht. Ich sehe wie alle Männer meines Stammes aus. Die Steppenkrieger, die du kennst, waren sicher Amsi, die dunklen Männer aus dem Süden.«
»Vielleicht hast du Recht. Wenn du ihn findest – du suchst doch nach ihm? – solltest du deinem König von meinem Vorschlag berichten. Bestimmt wird er mir einen Besuch abstatten, ehe er Mezpa verlässt.«
Mit einem gespielt reumütigen Blick fügte er hinzu: »Ach, was bin ich für ein schrecklicher Gastgeber! Du bist sicher schon halb verhungert. Ich rede und rede und lasse dich gar nicht essen! Verzeih mir bitte. Ich treffe selten so bemerkenswerte Fremde.« Er wandte sich einer der Frauen zu. »Wolke, bitte bring unserem Gast eine heiße Mahlzeit. Sein Frühstück ist kalt geworden.«
Den Rest des Morgens drängte ihn Edelstein nur, von seinen Reisen zu erzählen. Über Macht und Politik wurde nicht mehr geredet. Er wollte alles über Gasam und dessen Krieger wissen, und Kairn fand nichts dabei, ihm mitzuteilen, was überall im Westen bekannt war. Er verschwieg die Katastrophe, die der Auslöser für seine Mission war.
Ehe die Sonne den Zenit erreicht hatte, verabschiedete sich Edelstein von ihm, nachdem er ihn mit frischem Proviant und einem Führer ausgerüstet hatte, der ihm die versprochene Abkürzung zeigen sollte.
»Das Letzte, was ich über deinen König hörte, war die Nachricht, dass er sich auf der Straße nach Felsenstein befand. Da ich mir kaum vorstellen kann, wohin er sich sonst wenden will, solltest du dort nach ihm suchen. Denke an das, was ich dir erzählte.«
»Ich sage es ihm«, meinte Kairn gelassen. »Aber ich verspreche dir nicht, dass ich ihm dazu rate.«
Edelstein lachte. »Du bist so vorsichtig wie ein Diplomat, aber wenigstens machst du keine falschen Versprechungen. Gute Reise und viel Erfolg! Vergiss nicht: Mezpaner sind niemals deine Freunde, egal, wie höflich sie auch sind. Sie sind Feinde der ganzen Welt.«
Kairn dankte seinem Gastgeber und verließ die Lichtung, von seinem Begleiter gefolgt. Am Abend befand er sich auf der Straße nach Felsenstein.
KAPITEL SIEBEN
H ael suchte seine besten Kleidungsstücke für das Festmahl heraus. In der Hoffnung, mit vornehmen Menschen zusammmenzutreffen, hatte er höfische Gewänder mitgenommen. Sie waren schlicht gehalten, denn er wusste, dass sein ungewöhnliches Äußeres sein schönster Schmuck war. Hael war nicht eitel, aber schon zu viele Menschen hatten es ihm bestätigt, sodass kein Zweifel daran bestand.
Er zog eine Hose und ein schwarzes Hemd aus glänzendem chiwanischen Stoff an, der aus der Seide von Riesenspinnen gewebt wurde. Dieser Stoff knitterte nie und war so leicht wie Luft. Anschließend stieg er in kniehohe Amsistiefel mit weichen Sohlen, deren Schäfte mit bunten Stickereien verziert waren. Zuletzt legte er einen kurzen Umhang aus Spinnenseide an, der mit zahlreichen Goldfäden durchwirkt war. Eigentlich war die Aufmachung ein wenig zu schwer für das warme Klima, aber Adlige schätzten kostbare Kleidung höher ein als Bequemlichkeit.
Nach einigem Nachdenken schmückte er sich noch mit ein paar Ringen und einer Halskette, an der ein großer Rubin hing. Es handelte sich um Geschenke anderer Könige und er trug sie daheim nicht. Zufrieden mit seinem Aussehen wartete er auf einen Diener, der ihn bat, sich der Gesellschaft anzuschließen.
Als es klopfte, stand jedoch kein Diener vor ihm, sondern Morgenvogel selbst.
»Unsere Gäste sind eingetroffen. Wenn du mich begleiten willst, erzähle ich dir ein wenig über sie.«
Hael erhob sich, zupfte sich noch einmal die Kleider zurecht und nahm ihren Arm.
»Du siehst wundervoll aus, mein Lieber«, sagte Morgenvogel.
»Genau wie du, werte Dame«, antwortete er galant. Sie war ähnlich gekleidet wie bei ihrem ersten Treffen, trug aber mehr Schmuck. Die freizügig zur Schau gestellte Haut war dick gepudert.
»Morgenröte ist eine Schlampe und wird dir nachstellen, aber sie hat einen
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