Die Stahlkönige
zu streben.«
»König Hael ist anders als andere Könige«, beharrte Kairn.
»Das hörte ich bereits. So eine Art mystischer Heiliger, nicht wahr?«
Kairn lachte. »So ähnlich, aber es ist schwer zu erklären. Wir haben keine Erbfolge. Er ist der Häuptling der Häuptlinge, ein Geistersprecher und der beste Krieger der Welt.«
»Eine wundervolle Verbindung. Das heißt aber nicht, dass ihm das Streben nach mehr Land fremd ist.«
»Unser Volk ist klein, unser Land hingegen groß. In fremden Ländern gibt es kaum etwas, was unseren König reizt. Was er möchte, erhält er durch Handel. Er machte uns stark, damit wir in Frieden leben können. Auch wir haben Feinde, die unser Land gerne erobern würden. König Hael hat sie dazu gebracht, solche Pläne zu verwerfen.« Er stützte sich auf die Ellbogen und beugte sich vor. »Mir fällt auf, dass du für einen unwichtigen Baron, dem daran liegt, der Regierung aus dem Weg zu gehen, sehr viel Interesse daran zeigst, welche Pläne ein weit entfernt lebender König hat.«
Edelstein lehnte sich zurück und lachte. »Wilder Nomade! Magst keine Titel, wie? Wer bist du, Kairn? Ein Häuptling? Ein in Ungnade gefallener Prinz? Einfache Krieger verstehen nichts von Politik. Entweder loben oder verfluchen sie den König, aber sie kümmern sich nicht um seine Beziehungen zum Rest der Welt, wenn nicht gerade ein Krieg bevorsteht. Stimmt, ich interessiere mich sehr für König Hael. In diesem einfachen Haus habe ich schon viele Reisende und Kaufleute beherbergt, um etwas über ihn zu erfahren. Aber abgesehen von ein paar Kriegern, die als Karawanenwächter reisten, bist du der erste Steppenbewohner, den ich treffe. Die Krieger waren Männer mit engen Horizonten. Für sie war Hael ein heiliger König und der Rest der Welt ein Gewirr seltsamer Ausländer. Du aber bist ein Mann von Welt.«
Kairn hütete sich, die Schmeichelei ernst zu nehmen. Er war gebildeter als die meisten Krieger, wusste aber genau, dass er seine Grenzen hatte.
»Warum interessierst du dich so sehr für König Hael?«, fragte Kairn.
»Was ich dir jetzt erzähle, könnte mir als Verrat ausgelegt werden. Wenn du nach Felsenstein reitest und davon berichtest, werde ich alles bis zum letzten Atemzug leugnen.«
Kairn zuckte die Achseln. »Eure einheimische Politik geht mich nichts an.«
»Gut. Ich hörte, dass euer König Hael eine unvergleichliche Armee zusammengestellt hat. Die Krieger sind beritten und mit großen Bögen bewaffnet, wie auch du einen besitzt. Mit dieser Armee besiegte er jeden Feind, auch damals, als er noch keine Stahlmine besaß.«
»Das stimmt«, sagte Kairn.
»Dann gibt es in der ganzen Welt nur seine Armee, die Mezpa besiegen kann!« Edelstein stieß die Worte förmlich aus.
»Das mag sein, aber warum sollte er? Wieso sollte er Krieg mit einem Land beginnen, das ihn niemals bedrohte oder ihm schadete?«
»Im Süden und im Osten wird Mezpa von der See begrenzt. Es hat sich so weit nach Norden ausgebreitet, wie man es für günstig hielt. Vor einer Generation überquerte Mezpa den Fluss und regiert jetzt unter dem Namen Groß-Mezpa sämtliche Länder entlang des Westufers. Nun lockt der ferne Westen.«
»Warum?«, wollte Kairn wissen. »Braucht Mezpa Weideland? Pelze?«
»Der Vorsitzende der Versammlung des Rates ist Graf Todesmond, und er sehnt sich danach, eine Stahlmine zu besitzen.«
Kairn hoffte, sich nicht anmerken zu lassen, wie verzweifelt er war. »Erzähle mir mehr.«
»Was würde mehr Sinn ergeben? Die Mezpaner stellen wundervolle Dinge aus Porzellan und den Metallen her, die sie in die Hände bekommen – wie Gold und Bronze. Aber Stahl ist das wertvollste Metall der Welt und sie könnten mehr damit anfangen als jedes andere Volk. Für den Rest der Welt bedeutet Stahl Waffen und Werkzeuge. Für Mezpa bedeutet Stahl Maschinen und Dinge, die sich die meisten Menschen nicht einmal vorstellen können!«
»Die Lage der Mine ist ein streng gehütetes Geheimnis«, gab Kairn voller Unbehagen zu bedenken.
»Man wird sie finden«, erwiderte Edelstein. »In jedem Land gibt es Verräter. Aber da ist noch etwas.«
»Was?«
»Ich versuche, mich auf dem Laufenden zu halten über das, was in der Welt vorgeht, obwohl ich weit vom Mittelpunkt der Macht entfernt lebe. In der Ratsversammlung würde es mir viel leichter fallen. Wie jede Regierung, so hat auch Mezpa Spione in jedem Land. Man weiß, dass weit im Westen ein neuer König herrscht, ein skrupelloser Eroberer.«
»Ja, Gasam. Wir
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