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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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es zu viele sich ausbreitende Mächte. Es wäre wenig ratsam, wenn sie alle blindlings gegeneinander anrennen würden. Man muss vernünftig und geordnet vorgehen, sonst leiden wir alle darunter.«
    Ihr fiel auf, dass er sehr vertraulich sprach, aber sie tat so, als bemerke sie es nicht. Alle Menschen waren ihre Sklaven und Gefangenen, auch wenn sie es noch nicht wussten. Alle Beleidigungen mussten bezahlt werden.
    »Natürlich möchten wir Missverständnisse vermeiden«, versicherte sie ihm. »Die unverschämten Südländer haben uns verärgert, und wir hatten keine natürlichen Grenzen, die uns vor ihnen schützten. Mit Mezpa haben wir keinen Streit und der große Fluss ist eine ausgezeichnete Grenze.«
    »Eigentlich gehört auch ein Teil des Landes auf der Westseite des Flusses zu Mezpa«, bemerkte Dreiturm vorsichtig.
    Larissa winkte ab. »Einzelheiten können wir bei dem Treffen vereinbaren. Ich bezweifele, dass Graf Todesmond etwas dagegen hat, uns ein wenig seines nicht so wichtigen Landes abzutreten, wenn es für freundschaftliche Beziehungen sorgt und ihm unsere Hilfe in Angelegenheiten gewährleistet, die ihm am Herzen liegen.«
    »Das ist richtig, Majestät. Sagt dir die Insel zu? Graf Todesmond legt großen Wert darauf, deinen Wünschen zu entsprechen. Wenn du einen anderen Ort vorziehst, musst du es nur sagen. Mein Herr würde dich auch mit Vergnügen in der Hauptstadt empfangen.«
    »Ich bedanke mich für diese große Ehre. Leider kann ich nicht so lange fortbleiben. Mein Gemahl verlässt sich in vielen Dingen ganz auf mich. Die Insel ist mir genehm.«
    »Wie groß wird deine Eskorte sein?«
    »Ich nehme nur die Leibwache mit – hundert Krieger.«
    »So wenige?«
    »Wir reisen nicht mit großem Gefolge«, antwortete Larissa. »Ich nehme auch ein paar Sklaven mit, die meinen Pavillon aufbauen und uns bedienen, aber mehr nicht. Wenn Graf Todesmond den ganzen Hofstaat mitnimmt, ist es mir recht. Ich weiß, dass andere Herrscher nicht so leben wie ich.«
    »Sehr wohl, Majestät. Wenn du möchtest, werde ich sämtliche Vorräte herbeischaffen lassen und für Unterhaltung und alles andere sorgen. Wir haben die kürzere Anreise. Da die Insel so nahe unserer wohlhabenden Provinz Delta liegt, wäre es unsinnig, dich damit zu belasten.«
    »Wie du wünschst.«
    »Gut, wir sind uns einig. Ich denke, das ist der Anfang einer wundervollen und für beide Teile vorteilhaften Beziehung zwischen Mezpa und dem Inselreich.«
    »Es muss heißen: das Reich Gasams«, verbesserte ihn Larissa. »Seit der Eroberung Chiwas vor etlichen Jahren waren wir nicht mehr auf den Inseln und haben auch nicht vor zurückzugehen.«
    »Das werde ich unserer Regierung berichten. In Zukunft werden alle Briefe entsprechend adressiert sein.«
    Dreiturm verabschiedete sich und kehrte in seine Unterkunft zurück. Seine Leibwache umringte ihn. Die mit Feuerwaffen ausgerüsteten Soldaten gaben vor, die bösen Blicke der Insulaner nicht zu bemerken. Auf dem Weg kamen sie an dem unglücklichen Aufseher und den Arbeitern vorbei, die stöhnend und schreiend auf angespitzten Pfählen saßen. Das Körpergewicht zog die Männer fortwährend tiefer. Manchmal dauerte es einen Tag und eine Nacht, ehe die Gefolterten am Blutverlust oder zerrissenen inneren Organen elend starben. Die Lektion war nicht vergeblich, denn die Sklaven, die an den Pfählen vorbeiliefen, vermieden es hinüberzusehen.
    In seinem Gemach, einem großen Zimmer mit schönem Ausblick in alle Richtungen, machte sich Dreiturm daran, den ersten Brief an Graf Todesmond zu schreiben. Zuerst ließ er seine Wachen Stellung beziehen, damit sich kein Spion nähern konnte. Das war eine Gewohnheit, die er sich im Laufe langer Dienstjahre zugelegt hatte. In diesem Fall war sie wahrscheinlich nicht nötig. Er würde einen einfachen, aber zuverlässigen Code wählen, und die Insulaner hatten keine Veranlassung, einen offiziellen Kurier zu belästigen. Wenn sie es taten, kam das einer Kriegserklärung gleich. Er legte Papier und Feder bereit und setzte sich an den Schreibtisch.
     
    Hochverehrter Graf Todesmond,
    Vorsitzender der Ratsversammlung!
     
    Am heutigen Tage lernte ich Königin Larissa von den Inseln kennen. Sie ist in der Tat so schamlos und grausam, wie die Gerüchte behaupten. Außerdem ist sie eine schlagfertige, sehr kluge Frau, obwohl sie – wie alle Angehörigen ihres Volkes – eine grässliche Barbarin ist. Diese Kreaturen lieben Grausamkeiten und Blutvergießen. Nicht, weil es aus

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