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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Frauen zu seinen ergebensten Anhängern.
    Larissa bewunderte die Kriegerinnen, die auf groteske Weise schön waren. Im natürlichen Zustand wären sie gutaussehende Frauen gewesen, mit dunkelbrauner Haut, dichtem braunen Haar und hellen Augen, aber sie hatten keinen Teil ihres Körpers unberührt gelassen, um kriegerisch und unheimlich auszusehen. Die Haut war mit einem Netz aus Narben übersät. Sie rieben Fett und Ruß in die komplizierten Muster, um wulstige blau-rote Schwellungen hervorzurufen. Die Zähne wurden spitz gefeilt und mit Bronze überzogen. Pflöcke aus Jade oder Gold steckten in den Unterlippen und zogen sie herab, um die Bronzespitzen der Zähne zu enthüllen. Schmuck zierte die durchstochenen Brustwarzen und der unermüdliche Waffengebrauch stählte die muskulösen Körper.
    Selbst die Shasinn fühlten sich in Gegenwart der Frauen unwohl, und das Grauen, das ihr Auftauchen verursachte, trug dazu bei, dass sie im Kampf mehr Gegner besiegten, als aufgrund ihrer Zahl oder Kraft zu vermuten war. Ihr Ruf war entsetzlich, denn sie liebten ausgeklügelte Foltermethoden und feierten Siege mit schrecklichen Kannibalenfesten. Larissa hatte an einigen Feiern teilgenommen und sie ausgesprochen anregend empfunden, da sie etwas Primitives im tiefsten Inneren ihrer Seele berührten. Dass Gasam solche Menschen nicht nur benutzte, sondern auch noch in Ehren hielt, verlieh seinem Namen noch mehr Ansehen.
    Eine der Frauen trat vor und verneigte sich leicht; die einzige Unterwerfung, welche die Kriegerinnen zeigten. Sie war mit Narben aus Schlachten und eigenen Ritualen übersät. Außer einem Gürtel, in dem ein Dolch und eine Axt mit stählernem Kopf steckten, war sie nackt. In der Hand hielt sie einen Kurzspeer.
    »Was gibt es, Schlitzerin?«, fragte Larissa.
    »Unser Gott und König wünscht, dass du dich so rasch wie möglich zu ihm gesellst, Majestät«, antwortete die Frau.
    Larissa lag auf dem Rücken und griff nach dem blutroten Rubin, der an der rechten Brustwarze der Kriegerin baumelte. Sie hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger und zog daran. Anfangs vorsichtig, dann immer fester. Zögernd, aber ohne Widerspruch ließ sich die Frau neben dem Sofa auf ein Knie nieder. Jetzt zog Larissa den Rubin noch näher heran, bis sich das braune Gesicht nur noch drei Zoll von ihrer Nase entfernt befand.
    »Und warum wünscht er meine Anwesenheit?« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Es gab einen Sieg, Majestät«, sagte Schlitzerin, deren Gesicht nichts von ihrem Schmerz verriet. »Die letzte Grenzfestung ist gefallen.«
    »Aha. Wird es ein Fest geben?« Sie drehte das Juwel hin und her. Schlitzerin erblasste, aber sie lächelte, was ihr durch die Bronzezähne und den Lippenpflock ein furchterregendes Aussehen verlieh.
    »Ja, meine Königin«, antwortete sie mit einer Stimme, die vor Lust oder Schmerzen rau klang. Beides lag für die Frau dicht beieinander.
    »Wunderbar. Weißt du, Schlitzerin, ich finde deine Unverschämtheit beinahe unerträglich.« Sie riss an dem Rubin und wurde mit einem Zusammenzucken belohnt. »Wenn ihr Kriegerinnen meinem Gemahl nicht so treu ergeben wärt, würde ich euch alle pfählen lassen wie die Sklaven dort draußen. Das weißt du, nicht wahr?«
    »Ja, meine Gebieterin«, flüsterte Schlitzerin.
    »Dann lerne, ohne meine Unterstützung vor mir zu knien. Und bewache meinen Gemahl gut, sonst wirst du eines Tages auf dem Pfahl reiten.« Sie ergriff den zweiten Rubin und zog die Frau noch dichter heran, starrte ihr unentwegt in die Augen und küsste sie. Der Lippenpflock und die Metallzähne ließen den Kuss zu einem prickelnden Erlebnis werden.
    Dann versetzte sie der Frau mit beiden Händen einen Stoß. Die Kriegerin landete rücklings auf dem Marmorboden, und Larissa erhob sich vom Sofa.
    »Komm, der König wartet. Euch steht ein harter Ritt bevor, der euren Appetit anregen wird.« Ihre Wachen und die Frauen folgten ihr. In Schlitzerins Augen glühte eine Leidenschaft und Hingabe, die bisher ausschließlich dem König vorbehalten war.

 
KAPITEL DREIZEHN
     
    N achdem der erste Teil des freudigen und tränenreichen Wiedersehens vorüber war, verließ Kairn seine Eltern, um das riesige Lager zu erkunden. Seine Willensstärke Mutter hatte befohlen, dass der halbjährliche Markt der Stämme diesmal weit im Osten stattfinden sollte, damit sie sich in der Nähe des Ortes befanden, an dem Hael verschwunden war. Beim Anblick seines hager gewordenen Gesichts hatte sie geweint und

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