Die Stahlkönige
Gründen der Staatsräson unumgänglich wäre, sondern weil es ihrer primitiven Natur entspricht.
Die Königin ist mit deinen Vorschlägen für das Treffen auf der Insel Xata einverstanden. Sie zeigt keinerlei Misstrauen, was ich aber eher ihrer Arroganz als einem vertrauensseligen Gemüt zuschreibe. Sie wird nur ihre aus hundert ungewöhnlichen Kriegern bestehende Leibgarde mitbringen. Du musst Graf Kahlberg mitnehmen. Er liebt hübsche junge Männer und ich habe nie zuvor ansehnlichere Knaben als diese Krieger gesehen.
Königin Larissa deutete an, dass sie die Abtretung von Land als Gegenleistung für ein Bündnis erwartet. Es geht um unsere Gebiete am westlichen Ufer des großen Flusses. Obwohl der Name König Haels nicht einmal erwähnt wurde, bin ich sicher, dass sie genau weiß, dass wir ein Bündnis gegen den Stahlkönig planen. Nichts anderes würde den Anspruch auf unsere Ländereien rechtfertigen. Dennoch liegt es in der Natur dieser Barbaren, unverschämte Forderungen zu stellen, und sie halten es für ihr gutes Recht, alle anderen Völker zu unterjochen und zu versklaven.
Bis jetzt hatten sie großen Erfolg und bezwangen alle Gegner, bis auf das zivilisierte und mächtige Königreich Neva und die berittene Armee König Haels – wenn man eine Horde reitender Barbaren als Armee bezeichnen kann. Wie ich mit eigenen Augen sehe, sind die Reiche des Südens den Wilden dank ihrer eigenen Überheblichkeit und Dekadenz zum Opfer gefallen. Die Länder sind riesig, aber schwach, die Armeen und Offiziere korrupt, die Könige wenig mehr als schwachsinnige Narren. Wenn es den Barbaren auch an Feingefühl mangelt, so besitzen sie doch eine Tapferkeit, die sie jene schwächlichen Länder im Sturm erobern lässt.
Ich glaube, es ist sehr weise von dir, die Wilden als Verbündete gegen Hael zu suchen. Keiner von beiden hätte die geringste Chance, sich gegen unsere disziplinierte, mit modernen Feuerwaffen ausgerüstete Armee zu behaupten, aber es ist ungleich klüger, wenn sie sich im gegenseitigen Kampf aufreiben. Anschließend müssen wir nur noch die Überlebenden beseitigen und sichern die Vorherrschaft unseres Landes für viele zukünftige Generationen.
König Gasam bin ich noch nicht begegnet. Anscheinend ist er mit der Belagerung der Hauptstadt von Gran beschäftigt, da der König von Gran und seine Adeligen hartnäckigen, aber vergeblichen Widerstand leisten. Wieder stieß Gasam auf eine schwache Armee, die von unfähigen Edelmännern angeführt wurde, die blind den Taktiken vergangener Zeiten folgten. Die Schlachten auf freiem Feld gewann Gasam mit Leichtigkeit. Die Belagerung befestigter Städte ist schwieriger, aber in seiner Armee dienen Männer aus eroberten Völkern, darunter erfahrene Pioniere und Belagerungsfachleute. Seine zweitklassige Infanterie – damit sind alle Soldaten gemeint, die nicht von den Inseln stammen – quält sich mit der mühseligen Arbeit herum, während die Elitekrieger nur herumlungern und die Früchte des Sieges genießen, wie es ihrem primitiven Gemüt entspricht.
Hier, denke ich, kommt der Kern der Insulaner zum Vorschein. Sie haben die halbe Welt erobert, besitzen aber noch immer die Instinkte der Hirten, die sie einst waren. Nur während des Krieges zeigen sie Begeisterung. In jeder anderen Beziehung sind sie unbeschreiblich faul. Nachdem die Schlacht gewonnen ist, genügt es ihnen, die neuen Sklaven alles, was auch nur im Entferntesten an Arbeit erinnert, ausführen zu lassen. Gasam ist bloß ein gewöhnlicher Inselkrieger mit mehr Ehrgeiz als die übrigen. Larissa ist in der Lage, sich Regierungsgeschäften zu widmen, aber eine Frau, die sich den ganzen Tag nackt auf einem Diwan wälzt, kann nicht als hart arbeitende Herrscherin betrachtet werden.
Werter Graf, ich möchte noch einmal betonen, dass sich alles hervorragend anlässt. Keineswegs will ich die Klugheit und Gerissenheit dieser beiden Menschen unterschätzen. Dennoch halte ich sie für die besten Werkzeuge, um unser geliebtes Mezpa mächtig zu halten und über alle anderen Nationen zu erheben.
Ich unterzeichne als dein treuer Gefolgsmann,
Graf Dreiturm
Als die Tinte getrocknet war, rollte Dreiturm die Blätter zusammen und schob sie in eine offizielle Botenrolle, deren Ende er mit heißem Wachs verschloss und mit seinem persönlichen Siegel versah. Auf seinen Ruf hin eilte ein Mann in Kurieruniform herbei. Dreiturm reichte ihm die Rolle, die der Bote in der Gürteltasche verstaute.
»Reite wie
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