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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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deren Mittelpunkt die liebliche Königin Larissa stand, verblüffte die Besucher maßlos. Niemand weilte hier für längere Zeit, ohne das Grauen zu spüren, das hinter der hübschen Fassade lauerte. Hier lebten Menschen, für die andere nichts als eine vorübergehende Zerstreuung waren, die sie auslöschten, wenn sie ihrer überdrüssig wurden, und augenblicklich vergaßen, dass sie je existiert hatten. Wahrscheinlich war das am schrecklichsten an Gasam und Larissa: Für sie waren Menschen nur Werkzeuge, die sie benutzten und zu ihren Zwecken einsetzten. Ansonsten waren sie nicht wichtiger als Insekten. Unter Monarchen war diese Einstellung nicht ungewöhnlich, aber bisher hatte noch keiner gewagt, sie bis an ihre Grenzen zu treiben. Diese beiden eroberten und mordeten mit kindlicher Freude, und ihr leidenschaftliches Töten wirkte ansteckend, sodass ihre Soldaten fast glücklich in den Tod gingen, um den blutbefleckten Glorienschein der Herrscher noch heller strahlen zu lassen.
    Diese Gedanken hegte Graf Dreiturm, der dieser ungewöhnlichen Königin einen Brief Todesmonds überbrachte. Während sie den Brief, der in nevanischer Schrift abgefasst war, aufmerksam las, beobachtete er sie. Unglaublich, dass diese schöne Kreatur, die kaum älter als seine zwanzigjährige Tochter aussah, die entsetzliche Königin sein sollte. Sie räkelte sich auf einem Diwan, mit wenig mehr als Juwelen und einem Seidenruch bekleidet, und sah wie eine besonders kostspielige Hure aus.
    Die Wächter, jene schlanken jungen Männer mit den goldenen Haaren, die überall im Palast herumlungerten, erinnerten ihn an Tänzer. Schwer zu glauben, dass es sich um die gefährlichen Shasinn handelte, auch wenn man ihre Jugend in Betracht zog. Anfangs hatte er an dem Ruf, der ihnen vorauseilte, gezweifelt, aber vor knapp einer Stunde hatte sich ein Zwischenfall ereignet, der ihm den Schleier von den Augen riss und ihm die wahre Natur der Königin und ihrer Krieger enthüllte.
    Man hatte ihn zu ihr gebracht. Larissa begrüßte ihn freundlich, ließ ihn Platz nehmen und bestand darauf, dass er eine Erfrischung zu sich nahm, ehe sie von ernsthaften Angelegenheiten sprachen. Dreiturm überreichte ihr sein Beglaubigungsschreiben und den Brief, den sie beiseite legte. Zunächst plauderten sie über belanglose Dinge, als der entsetzliche Zwischenfall geschah.
    Der Raum hatte eine große Terrasse, auf der Arbeiter damit beschäftigt waren, Steinplatten für einen Gehweg rings um einen neu erbauten Springbrunnen zu verlegen. Die Männer waren Einheimische, vor kurzer Zeit gefangen genommen worden und vom üblichen Schlag: gedrungen, stämmig und mit dunklen, breiten Gesichtern. Ohne Vorwarnung hob einer der Burschen seinen Hammer und rannte auf die Königin zu. Er brüllte Worte in einer Sprache, die Dreiturm nicht verstand. Das breite Gesicht war wutverzerrt und Schaum quoll aus dem aufgerissenen Mund. Es ging so schnell und kam so unerwartet, dass Dreiturm wusste: Die Königin war verloren.
    Larissa warf dem Mann nur einen flüchtigen Blick zu, aber die Wachen reagierten so schnell, dass der Graf zuerst an eine Sinnestäuschung glaubte. Im Bruchteil eines Augenblicks verwandelten sich die schwatzenden lässigen Knaben in bronzene Maschinen. Ein Dutzend Arme hob sich und schnellte vor. Die langen Speere durchbohrten den verrückten Arbeiter aus zwölf verschiedenen Richtungen. Sie steckten so tief im Körper, dass er nicht vornüberfiel, sondern durch die Speere gestützt zusammensackte. In dem Moment, in dem die Waffen durch die Luft flogen, fühlte Dreiturm eine Berührung auf den Schultern. Zwei Speerspitzen kreuzten sich unter seinem Kinn; die messerscharfen Klingen berührten seinen Hals.
    Die Königin sah die hinter ihm stehenden Wachen zornig an. »Er hat mich nicht bedroht, ihr dummen Kerle! Nehmt die Waffen weg!« Sie gehorchten sofort, und das Herz des Grafen begann wieder zu schlagen. Larissa hatte befohlen, den Aufseher und alle anderen Arbeiter im Hof auf Pfählen aufzuspießen, und ließ die Sklaven das Blut aufwischen, ehe die Fliegen sich im Zimmer ausbreiteten.
    Dann wandte sie sich wieder ihrem Gast zu. »Tut mir leid. Ein paar Einheimische haben unsere Art des Regierens noch nicht ganz begriffen.« Die ganze Zeit über war sie so vergnügt geblieben wie eine Hausfrau, die ein fröhliches Schwätzchen mit ihrer Nachbarin hält.
    Jetzt beobachtete er sie, während sie den Brief las, und wusste, dass er daheim berichten konnte, dass alle

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