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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Euch anders erlebten und feststellen mußten, daß Ihr alles andere als feige seid.«
    Johanna dachte nicht daran, sich durch ein kleines Lob schmeicheln zu lassen. Glynis wollte sie bestimmt nur einlullen, um aus dieser Situation ungestraft herauszukommen.
    »Mich kümmern eure dummen Spiele nicht«, sagte sie. »Vater MacKechnie prahlt damit, daß Highlander ihre Gefühle niemals verschleiern. Sie benutzen keine List.«
    Sie zögerte kurz, dann fuhr sie fort: »Ich finde diesen Charakterzug bewundernswert, Glynis. Wenn du mich für einen Feigling hältst, dann hab den Mut und sag es mir ins Gesicht. Laß die dummen Spiele sein. So etwas tut weh … und sieht ganz dem ähnlich, was ein Engländer tun würde.«
    Wenn Glynis noch heftiger genickt hätte, wäre ihr Kopf heruntergekullert.
    »Habt Ihr unserem Clansherrn davon erzählt?« fragte sie.
    Johanna verneinte. »Das geht ihn nichts an.«
    »Ich werde Euch bestimmt keine Spitznamen mehr geben, M’lady«, sagte Glynis schließlich. »Und ich bitte um Verzeihung, wenn Ihr durch meine Grausamkeit verletzt wart.«
    »Warst du es durch meine?«
    Glynis antwortete eine lange Weile nicht. Dann nickte sie. »Ja«, flüsterte sie.
    »Dann sind wir quitt. Auggie ist übrigens überhaupt nicht dumm«, fügte sie hinzu. »Er ist sogar sehr klug. Wenn du dir einmal Zeit für ihn nehmen würdest, würdest du das erkennen.«
    »Ja, M’lady.«
    »So«, schloß Johanna. »Dann haben wir das Problem ja bereinigt. Einen schönen Tag noch, Glynis.«
    Sie machte einen Knicks und wandte sich zum Gehen. Glynis folgte ihr aber noch. »Wir nannten Euch nur die Mutige, bis Ihr Dumfries zusammengeflickt habt, M’lady. Danach haben wir Euren Namen geändert.«
    Johanna war wild entschlossen, nicht zu fragen, aber ihre Neugier siegte. »Und welchen Namen habt ihr mir dann gegeben?« Sie wappnete sich innerlich für die folgende Beleidigung.
    »Die Schüchterne. «
    »Die Schüchterne?«
    »Aye, M’lady.«
    Johanna hatte plötzlich ausgesprochen gute Laune. Den ganzen Weg zurück lächelte sie.
    Sie nannten sie die Schüchterne. Das war doch ein Anfang!

KAPITEL 13
    Als Johanna zum Abendessen hinunterkam, saßen die Männer bereits an den beiden Tischen, und natürlich stand niemand auf. Gabriel war noch nicht da, Keith und Vater MacKechnie fehlten ebenfalls. Die Diener waren damit beschäftigt, die fleischbeladenen Platten auf die Tische zu verteilen, und der Geruch von gebratenem Hammel erfüllte die Luft. Johanna überkam plötzlich ein Gefühl der Übelkeit. Sie nahm an, daß das Verhalten der Soldaten daran schuld war. Sie grapschten sich Händevoll Essen, bevor die Holzbretter noch vor sie hingestellt waren. Weder warteten sie auf ihren Clansherrn noch auf den Priester, der den Segen hätte sprechen können.
    Genug war genug! Mama würde eine Herzattacke erleiden, wenn sie bei Tisch solch schändliches Benehmen erleben müßte. Johanna würde sich bestimmt nicht vor ihrer Mutter derart beschämen lassen. Lieber würde sie sterben. Oder ein paar Maclaurins umbringen, setzte sie in Gedanken hinzu. Die Männer dieses Clans waren die übelsten Missetäter, obwohl die MacBains sich kräftig Mühe gaben, mit ihnen Schritt zu halten.
    Megan entdeckte ihre Herrin am Eingang. Sie rief sie an, erkannte, daß sie sie über das Getöse der Männer nicht hören konnte, und kam zu ihr herüber.
    »Wollt Ihr nichts essen?« fragte sie.
    »Doch, natürlich.«
    »M’lady, Ihr seht gar nicht gut aus. Fühlt Ihr Euch krank? Ihr seid so bleich wie Mehl.«
    »Mir geht es gut«, log Johanna. Sie holte tief Atem, um ihren Magen zu beruhigen. »Bitte hol mir eine Schüssel. Möglichst eine, die einen Sprung hat.«
    »Wozu denn das, M’lady?«
    »Ich werde sie wahrscheinlich zertrümmern müssen.«
    Megan dachte, sie müsse ihre Herrin falsch verstanden haben, und bat sie, ihre Antwort zu wiederholen. Johanna schüttelte den Kopf. »Du wirst schon früh genug verstehen«, versprach sie.
    Megan rannte in die Speisekammer, holte eine schwere Porzellanschüssel und kehrte zu Johanna zurück.
    »Die hier hat einen Riß«, sagte sie. »Ist sie richtig?«
    Johanna nickte. »Und jetzt tritt zurück. Hier fliegen gleich Scherben herum.«
    »Im Ernst?«
    Johanna rief die Soldaten zunächst an. Sie wußte genau, daß die Männer sie bei all dem Lärm nicht hören konnten, aber sie dachte, daß sie es zuerst wenigstens formell mit damenhaftem Benehmen versuchen müßte. Als nächstes klatschte sie ein paarmal in

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