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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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die Hände. Schließlich stieß sie einen Pfiff aus. Nicht ein einziger schaute auf.
    Sie war ausreichend diplomatisch gewesen. Also hob sie die Schüssel hoch und schleuderte sie durch die Halle. Megan keuchte erschreckt auf. Die Schüssel krachte gegen die steinerne Feuerstelle und zersprang in tausend Scherben.
    Der Effekt war, wie sie es erhofft hatte. Jeder Mann in der Halle sah nun zu ihr. Alle waren still und blickten sie ungläubig an. Johanna war ausgesprochen zufrieden.
    »Nun, da ich Eure Aufmerksamkeit besitze, möchte ich Euch einige Anweisungen geben.«
    Unterkiefer klappten herab. Calum machte Anstalten aufzustehen, aber sie bedeutete ihm, sitzenzubleiben.
    »Habt Ihr die Schüssel absichtlich geworfen?« fragte Lindsay.
    »Ja«, antwortete sie. »Hört mir bitte zu. Dies ist mein Haus, und ich würde es wirklich zu schätzen wissen, wenn Ihr Euch nach meinen Regeln richtet. Erstens und am wichtigsten: Niemand wird mit dem Essen anfangen, bevor der Clansherr sitzt und bedient worden ist. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Die meisten Soldaten nickten. Ein paar Maclaurins wirkten verärgert, aber Johanna ignorierte ihre finsteren Blicke. Calum grinste, aber auch das ignorierte sie.
    »Und was, wenn unser Clansherr nicht zum Essen erscheint?« fragte Niall.
    »Dann wartet Ihr, bis Eure Herrin sitzt und bedient worden ist«, erwiderte sie.
    Ein beträchtliches Geraune folgte ihrer Ankündigung. Johanna wartete geduldig.
    Dann wandten sich die Männer wieder ihren Hackbrettern zu. »Ich bin noch nicht fertig«, rief Johanna laut.
    Doch schon ertrank ihre Stimme wieder im neu einsetzenden Gebrabbel. »Megan, hol mir noch eine Schüssel.«
    »Aber M’lady …«
    »Bitte.«
    »Wie Ihr wünscht.«
    In weniger als einer Minute reichte Megan ihrer Herrin die nächste Schüssel, die Johanna augenblicklich gegen den Kamin schleuderte. Das laute Klirren brachte ihr wieder die volle Aufmerksamkeit der Männer. Einige Maclaurins warfen ihr jetzt mehr als verärgerte Blicke zu. Sie beschloß, daß eine kleine Drohung ihr die verdiente Genugtuung verschaffen würde.
    »Die nächste Schüssel fliegt nicht mehr in den Kamin«, versprach sie. »Sie trifft einen von Euren Köpfen, wenn Ihr mir nicht zuhört!«
    »Wir würden gerne essen, M’lady«, brüllte ein Soldat.
    »Zuerst werdet Ihr mir Euer Ohr leihen«, erwiderte sie. »Hört genau zu. Wenn eine Lady eintritt, stehen die Männer auf.«
    »Ihr habt unsere Mahlzeit unterbrochen, um uns das mitzuteilen?« rief Lindsay. Er lachte nervös auf und stieß seinen Nachbarn mit dem Ellenbogen an.
    Johanna stemmte die Hände in die Hüften und wiederholte ihre Anweisung. Zufrieden beobachtete sie, wie schließlich alle Männer zögernd aufstanden.
    Sie lächelte. »Ihr könnt Euch setzen.«
    »Ihr habt uns gerade befohlen, aufzustehen«, murmelte ein Maclaurin.
    Himmel, waren sie schwer von Begriff. Sie versuchte, sich ihre Verzweiflung nicht anmerken zu lassen. »Ihr steht auf, wenn eine Lady eintritt, und Ihr setzt Euch, wenn sie Euch die Erlaubnis gibt.«
    »Und was sollen wir tun, wenn sie reinkommt und gleich wieder geht?«
    »Ihr steht auf und setzt Euch wieder.«
    »Hört sich albern an«, bemerkte einer.
    »Ich werde Euch Manieren beibringen, und wenn es Euch umbringt!« sagte Johanna fest.
    Calum begann zu lachen, aber sie brachte ihn mit einem wütenden Funkeln ihrer Augen zum Schwelgen.
    »Warum?« fragte Niall. »Wozu brauchen wir Manieren?«
    »Weil ich es so will«, fauchte sie. »Ab jetzt wird am Tisch nicht mehr gerülpst!«
    »Wir können nicht mehr rülpsen?« fragte Calum erstaunt.
    »Nein, könnt ihr nicht mehr«, bestätigte sie ihm fast brüllend. »Und andere grobe Geräusche werden auch nicht mehr gemacht!«
    »Aber das ist doch ein Kompliment, M’lady«, erklärte Niall. »Wenn Speis und Trank gut waren, ist ein Rülpsen ein angemessenes Lob.«
    »Wenn es Euch geschmeckt hat, werdet Ihr Eurem Gastgeber einfach sagen, wie gut das Essen gewesen ist«, belehrte sie ihn. »Und wo wir schon beim Thema Mahlzeit sind: Ich finde es unmöglich, wenn einer von Euch vom Brett des Nachbarn einfach Fleisch abrupft. Das hört jetzt auf.«
    »Aber M’lady …«, begann Lindsay.
    Sie schnitt ihm das Wort ab. »Ihr werdet Eure Kelche auch nicht mehr gegeneinander rammen, wenn Ihr einen Trinkspruch ausbringt. Das Ale kleckert überall herum.«
    »Das machen wir absichtlich«, erklärte Calum.
    Sie riß die Augen entsetzt auf. Niall beeilte sich, es ihr zu

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