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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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nur die Aussage von Clansherr MacInnes, daß Clare sich unehrenhaft verhalten hat, und wir können ja wohl kaum irgend etwas glauben, was dieser Mann sagt, ist es nicht so? Ich erwarte, daß Clare mit Würde und Respekt behandelt wird. Bitte entschuldige mich jetzt. Dumfries und ich gehen zum Rush Creek. Einen schönen Tag, Glynis.«
    Johanna packte den Strick fester und ging weiter, wobei sie zu zählen begann. Sie konnte die Frauen hinter sich flüstern hören. Sie hatte starke Zweifel, daß Glynis ihre Neugier für mehr als ein oder zwei Minuten beherrschen konnte.
    Sie irrte sich. Die Maclaurin-Frau rief ihr hinterher, als sie gerade bei zehn war.
    »Welchen Spitznamen habt Ihr denn gehört, M’lady?«
    Johanna drehte sich langsam um. »Nanu, Glynis? Ich dachte, du wüßtest es: Sie nennen dich die Gerechte! «
    Glynis schnappte nach Luft und wurde sichtlich weißer. Johanna hätte wegen ihrer Lüge ein schlechtes Gewissen haben sollen, konnte sich aber nicht dazu durchringen. Diese Frau hielt sich für so unheimlich klug mit ihren versteckten Beleidigungen.
    »Dumfries«, flüsterte sie. »wir lassen sie bis morgen auf kleiner Flamme köcheln. Bis dahin wird sie begriffen haben, wie grausam ihr Spiel ist. Dann kann ich ja zugeben, daß ich ihren Spitznamen bloß erfunden habe.«
    Ihr schlechtes Gewissen ließ es natürlich nicht zu, daß sie so lange wartete. Ihr Unbehagen wuchs, und als sie den Hund schließlich gebadet hatte, fühlte sie sich elend. Sie war sicher, daß sie jeden Augenblick vom Blitz getroffen werden und direkt zur Hölle fahren würde.
    Sie beschloß, zu Glynis’ Hütte zu gehen und ihre Sünde zu gestehen. Dank Dumfries’ Getobe im Fluß war sie von Kopf bis Fuß durchnäßt und bekam auf ihrem Rückweg zum Brunnen einige seltsame Blicke zugeworfen.
    »M’lady, was ist denn mit Euch passiert?« fragte Leila, die vor dem Hund zurückwich, ohne ihn aus den Augen zu lassen, während sie auf die Antwort ihrer Herrin wartete.
    »Ich habe Dumfries gebadet. Er hat mich in den Fluß geschubst«, erklärte Johanna. »Zweimal, um es genau zu sagen. Wo wohnt Glynis? Ich muß mit ihr sprechen.«
    Leila zeigte auf eine Hütte. Johanna schleifte den Hund neben sich her, wobei sie unablässig murmelnd auf seine Widerspenstigkeit schimpfte. Sie erreichte die Hütte, zögerte nur kurz, während sie sich das Haar aus dem Gesicht strich und hämmerte dann an die Tür.
    Glynis öffnete und riß die Augen bei Johannas Anblick auf. Ihre Augen wirkten tränenverschleiert. Himmel, hatte ihre Bemerkung das etwa verursacht? Johannas schlechtes Gewissen wurde nur noch stärker. Und sie war etwas überrascht, denn da Glynis so eine große, stämmige Frau war, wirkte sie nicht wie jemand, der auch weinen konnte.
    Dann entdeckte sie Glynis’ Mann, der am Tisch saß. Sie wollte nicht, daß er hörte, was sie zu sagen hatte.
    »Kannst du einen Augenblick deiner Zeit erübrigen? Ich würde gerne unter vier Augen mit dir sprechen!«
    »Ja, natürlich«, antwortete Glynis, warf einen Blick über die Schulter und wandte sich dann mit betroffener Miene wieder zu ihrer Herrin um. Auch sie schien nicht zu wollen, daß ihr Mann etwas mitbekam.
    Man stellte einander vor. Glynis’ Mann war gut einen Kopf kleiner als seine Frau. Er hatte rotes Haar, Sommersprossen auf Gesicht und Armen und schöne weiße Zähne. Sein Lächeln schien ehrlich.
    Johanna wurde hereingebeten. Sie lehnte so anmutig wie möglich ab und benutzte ihren jämmerlichen Zustand als Ausrede. Sie bat Glynis, statt dessen nach draußen zu kommen. Als die Maclaurin-Frau die Tür hinter sich zugezogen hatte, winkte Johanna sie näher heran.
    Glynis trat einen Schritt vor und blieb dann stehen. Dumfries Knurren verunsicherte sie sichtlich.
    Johanna befahl dem Hund, keine Schau abzuziehen. Dann faßte sie sich ein Herz.
    »Ich wollte dir sagen, daß ich mir den Spitznamen nur ausgedacht habe. Niemand nennt dich die Gerechte« ,verkündete sie. »Ich habe das aus Wut gesagt, Glynis, und es tut mir leid. Ich habe dir unnötigen Kummer bereitet, aber zu meiner Verteidigung muß ich sagen, daß ich dir eine Lektion erteilen wollte. Es tut weh, wenn man einmal die andere Seite erlebt, nicht wahr?«
    Glynis antwortete nicht, aber sie wurde blaß. Johanna nickte. »Ich weiß, daß du diejenige warst, die mir meinen Namen verpaßt hat. Ich weiß auch, daß du genau das Gegenteil von mutig meinst.«
    »Das war davor, M’lady«, stammelte Glynis.
    »Wovor?«
    »Bevor wir

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