Die standhafte Witwe
erklären. »Wenn wir anstoßen, soll ein bißchen Ale in den Kelch des anderen schwappen. Sollte in einem Kelch Gift sein, wird der andere auf diese Art auch sterben. Versteht Ihr, M’lady? So verhindern wir Verrat.«
Sie konnte es nicht glauben. Trauten die Maclaurins und die MacBains sich so wenig?
Die Maclaurins wagten es, ihr wieder den Rücken zuzukehren. Johanna wurde nun langsam ernsthaft wütend. Zudem waren sie so unhöflich, sie mit absichtlich lauten Stimmen zu übertönen.
»Megan?«
»Ich geh schon eine holen, M’lady.«
Johanna hob den Krug hoch, drehte sich zum Maclaurin-Tisch und wollte gerade werfen, als ihr das Porzellan aus der Hand gerissen wurde. Sie drehte sich um und sah Gabriel direkt hinter sich. Keith und Vater MacKechnie befanden sich an seiner Seite.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange die drei schon hinter ihr waren, aber der verblüffte Ausdruck auf Vater MacKechnies Gesicht verriet ihr, daß es lange genug gewesen sein mußte.
Sie spürte, wie sie rot wurde. Welche Frau ließ sich schon gern als keifende Furie, die mit Geschirr schmeißt, von ihrem Mann erwischen? Dennoch dachte Johanna nicht daran, sich von ihrer Verlegenheit behindern zu lassen. Sie hatte diese Sache angefangen, und bei Gott, sie würde sie zu Ende bringen.
»Was in Gottes Namen tust du hier, Frau?«
Seine tiefe, drohende Stimme und sein finsterer Blick verursachten ihr Bauchschmerzen. Sie holte tief Atem und sagte: »Du hältst dich da raus. Ich bin gerade dabei, den Männer Anweisungen zu erteilen.«
»Es scheint keiner zuzuhören, M’lady«, bemerkte Keith.
»Hast du mir gerade gesagt, ich solle mich da raushalten …?« Gabriel war viel zu sehr vor den Kopf geschlagen, um fortfahren zu können.
Sie begriff, was ihn so empörte. »Ja, genau das will ich«, sagte sie, bevor sie sich wieder an Keith wandte. »Sie werden mir zuhören, oder ich werde wütend«, versprach sie.
»Was geschieht denn, wenn Ihr wütend werdet?« wollte der Soldat wissen.
Johanna fiel zuerst keine passende Antwort ein, doch dann erinnerte sie sich an Gabriels Worte.
»Ich bringe wahrscheinlich jemanden um«, sagte sie.
Sie war sicher, daß sie den Maclaurin-Soldaten beeindruckt hatte. Sie nickte zur Bekräftigung, damit er ja nicht dachte, sie machte nur Witze.
Seine Reaktion war nicht die erwartete. »Ihr tragt das falsche Plaid, M’lady. Heute ist Samstag.«
Plötzlich verspürte sie das Bedürfnis, Keith zu würgen. Ein lautes Rülpsen erklang hinter ihr. Sie zuckte zusammen, als hätte man ihr ein Messer in den Rücken gestoßen. Sie sog scharf den Atem ein, riß ihrem Mann den Krug aus der Hand und wandte sich zu den Soldaten um.
Gabriel packte sie, bevor sie Schaden anrichten konnte. Er drückte Keith den Krug in die Hand und drehte Johanna zu sich um.
»Ich habe gesagt, du sollst dich nicht einmischen«, flüsterte sie.
»Johanna …«
»Das ist mein Zuhause, richtig?«
»Richtig.«
»Danke.«
»Warum bedankst du dich?« fragte er, nun verärgert. Sie hatte irgend etwas vor. Das Funkeln in ihren Augen sagte genug.
»Du hast gerade eingewilligt, mir zu helfen«, erklärte sie.
»Nein, hab’ ich nicht.«
»Das solltest du aber.«
»Warum das?«
»Weil es mein Zuhause ist, richtig?«
»Hatten wir das eben nicht schon?«
»Gabriel, ich möchte bei der Führung meines Haushaltes freie Hand haben. Bitte!« flüsterte sie.
Er stieß einen Seufzer aus. Verdammt, aber es war ihm unmöglich, ihr irgend etwas zu versagen. Er hatte keine Ahnung, wozu er seine Einwilligung gab, aber er nickte dennoch.
»Wie viele Schüsseln und Krüge gedenkst du zu zertrümmern?«
»So viele, wie nötig sind.«
Sie drehte sich um und ging zum Tisch der Maclaurins, an dessen Kopfende sie sich aufstellte.
»Keith, wenn Ihr das eine Ende anheben würdet, und Vater MacKechnie so gut ist, das andere zu nehmen, halte ich Euch die Türen auf. Meine Herren«, sagte sie zu den Maclaurin-Soldaten gewandt, »bitte tragt Eure Stühle selbst. Dann sind wir ganz schnell fertig.«
»Was habt Ihr denn vor?« fragte Keith.
»Den Tisch nach draußen zu tragen natürlich.«
»Warum?«
»Ich möchte, daß die Maclaurins zufrieden sind«, erklärte sie. »Sie sind ein Teil meines Clans, und sie sollen hier glücklich sein.«
»Wir wollen aber nicht nach draußen«, widersetzte sich Lindsay. »Wie kommt Ihr denn auf die Idee? Ich habe erst seit kurzem die Ehre, mit meinem Clansherrn zu speisen. Ich will hierbleiben.«
»Nein, wollt Ihr
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