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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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aussah.
    »Räumt den Tisch ab«, rief er. »Wir legen sie darauf.«
    Niall und Lindsay wischten mit ihren Armen über die Leinendecken, und Bretter und Fleisch flogen auf den Boden. Megan riß das Tuch herunter.
    »Hol doch jemand einen Heiler, um Gottes willen«, bellte Niall. »M’lady braucht Hilfe!«
    »Sie ist unser Heiler«, fauchte Calum.
    »Warum ist sie denn umgekippt?«
    »Wahrscheinlich sind wir schuld«, vermutete Lindsay. »Sie hat sich so über uns aufgeregt, daß es zuviel für sie war.«
    Gabriel war der einzige, der nicht sonderlich beunruhigt schien. Sie war wirklich sehr blaß, aber er glaubte nicht, daß sie ernsthaft krank war.
    Es war nicht zu übersehen gewesen, wie sehr es sie aufregte, als die Männer begonnen hatten, sich anzubrüllen. Wie er wußte, haßte sie Kämpfe, und so vermutete er, ihre Ohnmacht sei nur ein gerissener Schachzug gewesen, die Männer abzulenken.
    Allerdings hatte sie es etwas übertrieben, fand er, und genau das würde er ihr auch sagen, wenn sie allein waren.
    »Ja, es ist wirklich unsere Schuld, daß sie mit Schüsseln wirft und all das«, sagte Niall zerknirscht. »Sie will uns Manieren beibringen, und obwohl ich keine Ahnung habe, wozu, könnten wir ihr doch ein bißchen entgegenkommen.«
    »Aye«, sagte ein Maclaurin namens Michael. »Es geht ja nicht an, daß sie dauernd in Ohnmacht fällt. Vielleicht ist unser Clansherr beim nächsten Mal nicht so schnell zur Stelle, um sie aufzufangen.«
    »Tretet zurück, Männer«, befahl Vater MacKechnie. »Gebt dem Kind doch die Chance, zu atmen.«
    »Sie atmet doch noch, oder?«
    »Ja, Calum, sie atmet noch«, antwortete der Priester. »Eure Sorge um Eure Herrin ist sehr lobenswert.«
    »Heute ist sie unsere Herrin«, bemerkte Lindsay. »Sie trägt unser Plaid.«
    »Heute ist Samstag«, warf Keith ein. »Sie trägt das falsche Plaid.«
    »Sie scheint es einfach nicht hinzukriegen, nicht wahr?« sagte Calum.
    »Warum zögert Ihr, Clansherr? Legt das Mädchen auf den Tisch«, sagte der Priester. »Männer, geht aus dem Weg.«
    Die Soldaten traten zurück. Sobald MacBain Johanna auf den Tisch gelegt hatte, kamen sie wieder heran. Mindestens zwanzig Gesichter beugten sich über sie, sämtliche mit besorgter Miene.
    Gabriel konnte sich das Lächeln kaum verkneifen. Die Soldaten waren bestimmt sehr unterschiedlich, aber in Sorge um Ihre Herrin waren sie plötzlich vereint. Johanna war weder als eine Maclaurin noch ein MacBain geboren. Sie war eine Engländerin. Wenn die Männer ihr Loyalität bewiesen, dann sollten sie, verdammt noch mal, auch miteinander auskommen können.
    »Warum öffnet sie denn ihre Augen nicht?« fragte Niall.
    »Sie scheint noch nicht fertig mit ihrer Ohnmacht zu sein«, antwortete der Priester.
    »Werdet Ihr ihr die Letzte Ölung geben, Vater?«
    »Ich glaube, das ist nicht nötig.«
    »Sollten wir nicht irgendwas tun?« fragte Calum und warf seinem Clansherrn einen düsteren Blick zu. Es war deutlich, daß er von Gabriel eine Entscheidung verlangte, wie seine Frau wieder auf die Beine gebracht werden konnte.
    Gabriel schüttelte den Kopf. »Sie wacht gleich wieder auf.«
    »Was hat sie denn nur so plötzlich in den Ar … Arm gepiekst?« Lindsay ersetzte schnell das Wort, daß er ursprünglich benutzen wollte, als der Priester ihn grimmig anfunkelte.
    »Unser Benehmen hat sie fertiggemacht«, rief Bryan der Gruppe in Erinnerung.
    »Aber wieso denn ausgerechnet jetzt?« fragte Lindsay verständnislos. »M’lady schien sich doch sonst nicht daran zu stören.«
    »Ihre Mutter kommt zu Besuch«, verkündete der Clansherr, und ein kollektives »Aaah« ertönte.
    »Kein Wunder, daß sie uns Manieren beibringen will«, meinte Michael mit einem Nicken.
    »Armes Mädchen«, flüsterte Keith. »Sie muß befürchtet haben, wir könnten sie vor ihrer Mutter beschämen.«
    »Ja, das ergibt einen Sinn«, stimmte Calum zu.
    »Na, dann sollten wir uns ein paar Manieren zulegen«, schlug Lindsay vor. Er stieß einen lauten Seufzer aus. »Immerhin hat sie ›Liebling‹ umgebracht.«
    »Und drei andere«, setzte Keith hinzu.
    Gabriel begann sich gerade zu fragen, wie lange Johanna ihre Ohnmacht wohl noch hinauszögern wollte, als sie plötzlich die Augen öffnete.
    Fast hätte sie aufgeschrien. Sie faßte sich noch rechtzeitig, stieß statt dessen aber ein lautes Keuchen aus. Sie blickte in die Gesichter der Soldaten, die sie anstarrten, während sie mit ihrem Schock kämpfte.
    Sie brauchte gut eine Minute, um zu

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