Die standhafte Witwe
Augenlid zuckte. O ja, seine Geduld war wirklich am Ende. Johanna wappnete sich dagegen und sagte: »Ich habe das erste Mal nicht gespielt, und heute nachmittag bin ich ebenfalls in Ohnmacht gefallen.« Bevor er wieder zu brüllen anfangen konnte, setzte sie hastig hinzu: »Trotzdem bin ich nicht krank. Glynis hat mir gesagt, was mit mir los ist.«
»Du gehst ins Bett!«
»Ich wußte ja, daß du überreagieren würdest!« schrie sie.
Er packte ihre Hand und wollte sie durch die Halle hinauszerren. Johanna zog dagegen in die andere Richtung. »Wie lange muß ich denn im Bett bleiben?«
»Bist du dich von dem erholt hast, was auch immer du hast«, befahl er. »Verdammt noch mal, ich wußte ja, daß du nicht kräftig genug bist, um ein Jahr zu überstehen.«
Ihr empörtes Aufkeuchen tönte durch die Halle. Die Männer hatten alle zugesehen und zugehört, und als sie nun sahen, wie wütend Johanna über die Bemerkung ihres Mannes wurde, mußten alle grinsen.
»Wenn du glaubst, daß ich so schwächlich bin, dann hättest du mich nicht heiraten dürfen!«
Nun grinste Gabriel. Sie riß sich los und wich ein paar Schritte zurück, damit er sie nicht wieder packen konnte.
»Ich schätze, gleich wird sie wieder gemein«, sagte Lindsay.
Vater MacKechnie schüttelte den Kopf. »Nicht unserem Clansherrn gegenüber. Sie hat eine Schwäche für MacBain.«
»Für mich sieht sie im Moment überhaupt nicht so aus, als hätte sie eine Schwäche für ihn«, sagte Bryan. »Im Gegenteil.«
Johanna achtete nicht auf das Gemurmel der Männer. Sie konzentrierte sich ganz auf ihren starrsinnigen Ehemann. »Es tut dir leid, daß du mich geheiratet hast, nicht wahr?«
Er antwortete ihr nicht schnell genug. »Du hast mich nur genommen, um das Land zu bekommen, und wenn ich tot und begraben bin, dann vergiß nicht, möglichst eine Riesin von Frau zu nehmen, vorzugsweise eine, die genauso laut rülpsen kann wie deine Männer.«
Seine Miene ließ sie verstummen.
»Du stirbst nicht! «
Er hatte seinen Befehl geflüstert, und es klang rauh und voller Angst. Johanna war verblüfft.
»Ich werde dich nicht verlieren!«
»Nein, du wirst mich nicht verlieren!«
Sie ging zu ihm und nahm seine Hand. Tränen standen in ihren Augen, als sie zu diesem wunderbaren Mann aufschaute, der ihr mit seinem finsteren Blick Vernunft beibringen wollte.
Er liebte sie. Er hatte es ihr noch nicht gesagt, aber der Beweis lag in seinen Augen. Johanna war überwältigt.
Sie gingen gemeinsam zur Treppe, und sie konnte spüren, wie er zitterte. Sie wollte nicht, daß er sich noch länger sorgte, und so hielt sie am Fuß der Treppe an und drehte sich ihm zu.
Die Männer verrenkten sich ihre Hälse, um zu sehen, was geschah, aber sie konnten von der Unterhaltung nichts hören.
»Gabriel, weißt du noch, was mir vor unserer Hochzeit Sorgen gemacht hat?«
»Dir hat zuviel Sorgen gemacht, als daß ich mir alles hätte merken können, Frau. Und schieb meine Hände nicht weg, ich will dich nach oben tragen. Siehst du nicht ein, daß du dir den Hals brechen kannst, wenn du auf der Treppe ohnmächtig wirst? Vielleicht machst du dir um deine Gesundheit keine Sorgen, ich aber, verdammt noch mal, schon!«
Er wußte, daß er seinen Seelenzustand offenbarte. Er haßte es, sich so verletzlich zu zeigen. »Was soll denn deine Mutter sagen, wenn sie kommt und ihre Tochter tot vorfindet?« brummelte er.
Sie lächelte. »Mama wird dich mögen, Gabriel.«
Ihr Mann wirkte plötzlich entnervt. Er hob sie auf die Arme, und sie küßte ihn sofort.
»Du gehst trotzdem ins Bett«, befahl er.
»In unserer Hochzeitsnacht habe ich dir erzählt, daß ich unfruchtbar bin.«
»Nein, hast du nicht. Nicholas hat es mir gesagt!«
Sie nickte. »Das stimmt«, sagte er. »Einige Male, um es genau zu sagen.«
Er machte sich an den Aufstieg. Sie legte ihren Kopf an seinen Schulter und streichelte unablässig seinen Nacken.
Ob ihr Baby wohl die Haarfarbe ihres Mannes bekommen würde? Sie überlegte, ob sie lieber ein Mädchen haben wollte, entschied sich aber dann, daß sie mit einem kleinen Jungen genauso glücklich werden würde.
»Ich bin es nicht«, flüsterte sie seufzend.
Sie wartete auf seine Reaktion, aber Gabriel sagte nichts, bis sie die Schlafkammer erreicht hatten.
»Hast du gehört, was ich gesagt habe? Ich bin es nicht«, wiederholte sie.
»Was bist du nicht?«
»Ich bin nicht unfruchtbar.«
Er öffnete die Tür, zögerte an der Schwelle aber. Sein Blick war ganz auf
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