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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Logik zu versuchen. »Gabriel. Wenn Stehlen eine Sünde ist, was, glaubst du, ist dann Töten?«
    »Notwendig«, antwortete er.
    »Das ist nicht wahr.«
    Sie begann sich schrecklich aufzuregen, und er mußte sie unbedingt beruhigen, daß der Nase kein Leid zugefügt werden würde, aber, Himmel, sie war so süß, wenn sie wütend war. Hatte er sie wirklich für schüchtern gehalten? Er dachte daran, wie er sie am ersten Tag gesehen hatte. Sie war schüchtern gewesen, ja, und verschreckt. Seine sanfte, kleine Frau hatte in kurzer Zeit große Fortschritte gemacht, und es gefiel ihm, zu denken, daß er zum Teil dafür verantwortlich war. Sie hatte sich nicht sicher gefühlt, als sie herkam, nun tat sie es aber gewiß. Außerdem vertraute sie ihm. Sie würde mit ihm jetzt nicht so respektlos umgehen, wenn sie immer noch Angst vor ihm hätte.
    »Ich kann nicht glauben, daß du tatsächlich grinst, Gabriel. Hast du den Verstand verloren?«
    »Du bist schuld, Johanna. Du hast dich ziemlich verändert, seit wir geheiratet haben. Natürlich war das Potential vorhanden, aber du hast diese Züge gut hinter deiner Gleichgültigkeit versteckt. Bei Gott, du machst mich so stolz, wie du gegen mich angehst.«
    Sie konnte nicht fassen, daß er ihr inmitten einer hitzigen Auseinandersetzung, die sie unbedingt gewinnen wollte, Komplimente machte. Er wollte sie übers Ohr hauen, überlegte sie. Ja, das mußte es sein. Er versuchte, sie mit seinem Lob abzulenken.
    Aber sie dachte nicht daran, sich ablenken zu lassen. »Du machst mich auch stolz«, fauchte sie. »Deswegen wirst du die Nase aber trotzdem nicht umbringen. Ich bestehe darauf, und du solltest wirklich tun, was ich sage. Ich gebe nicht eher auf, bist du es mir versprichst.«
    Sie sah aus, als wollte sie jemanden umbringen, und er befürchtete, ihr Opfer könnte durchaus er sein. Gabriel konnte einfach nicht widerstehen, sie noch ein bißchen mehr zu reizen. »Ich habe mich entschieden, dir den Gefallen zu tun, um die nötigen Waren zu handeln, aber ich werde garantiert keinen Schritt von der Sache mit der Nase abgehen.«
    Einige Grunzer der Zustimmung ertönten.
    »Wir können den Mann nicht nach Hause zurückkehren lassen. Er wird mit einer Armee zurückkommen, um sich die Fässer zu stehlen«, erklärte Keith, als ihr wütender Blick ihn traf.
    »Eben, das geht doch nicht«, brüllte ein anderer Maclaurin.
    »Sie steht ja schon wieder«, platzte Bryan dazwischen.
    »Bei allen …«
    Murrend standen die Männer auf. Johanna ignorierte sie. »Gabriel, wenn die Nase nicht weiß, wo die Höhle ist und wenn er den Weg dorthin nicht sehen kann, dann wird er wohl auch niemanden dorthin führen können, richtig? Also …«
    Sie ließ ihren Mann selbst seine Schlüsse ziehen. Sicher, er war ein Barbar, aber wenigstens ein intelligenter. Er würde ja wohl begreifen können, was sie ihm vorschlug.
    Calum schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte. »Bei Gott, sie hat einen vernünftigen Plan, Clansherr.«
    »Ein bißchen gemein vielleicht«, bemerkte Keith. »Ich würde mich wahrscheinlich lieber umbringen lassen. Aber wenn unsere Herrin darauf besteht, ihn am Leben zu lassen, ist das eine gute Alternative.«
    »Ja, sie ist schon ziemlich klug«, verkündete Auggie voller Stolz.
    Johanna begriff nicht, worüber die Männer jetzt wieder sprachen. Ihr Blick war auf ihren Mann gerichtet. Er starrte sie eine lange Weile an und sagte dann: »Du wirst ihn mich unter keinen Umständen umbringen lassen, nicht wahr, Frau?«
    Er klang richtig enttäuscht. Johanna war entnervt.
    »Ganz richtig, das werde ich nicht!«
    Sein Seufzer war lang und dramatisch. »Verdammt.«
    Sie interpretierte seine Blasphemie dahin, daß sie gewonnen hatte. »Danke«, flüsterte sie. »Ich wußte, daß du vernünftig sein kannst.«
    Dann ließ sie sich erleichtert in den Stuhl sinken. Die Männer setzten sich wieder.
    »Wir werden deinen Vorschlag annehmen«, verkündete Gabriel.
    »Er ist zwar gemein, aber fair«, sagte Keith in einem Ton, daß es sich wie ein großes Lob anhörte.
    »Gemein?« Sie verstand überhaupt nichts. Und das Funkeln in Gabriels Augen verstand sie noch weniger. Freute er sich etwa darüber, daß er in dem Streit unterlegen war?
    Sie warf Vater MacKechnie einen Blick zu und fand, daß er sich über den Sieg wenigstens ein Lächeln abringen konnte. Statt dessen blickte er schon wieder besorgt.
    Augenblicklich war ihr Mißtrauen wieder erwacht. »Keith, was genau haltet Ihr denn für

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