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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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sollen, daß sie verheiratet werden würde – und fertig. Dieses Gespräch sollte einfach nicht stattfinden. Verdammt, sie sollten jetzt mitten in der Hochzeitszeremonie sein und ihre Gelübde sprechen.
    »Ich mag keine ängstlichen Frauen.«
    Johannas Gestalt straffte sich. »Ich bin nicht ängstlich«, verkündete sie. »Ich habe gelernt, vorsichtig zu sein, M’lord, aber ich bin noch nie ängstlich gewesen.«
    »Aha.« Er glaubte ihr nicht.
    »Ich mag keine großen Männer, selbst wenn sie gut aussehen.«
    »Du findest mich gutaussehend?«
    Wie war es ihm gelungen, ihre Worte zu einem Kompliment zu drehen? Allerdings schien er auch erstaunt, als wäre er sich seiner äußerlichen Anziehungskraft nicht bewußt. »Ihr mißversteht mich, Sir«, sagte sie. »Euer gutes Aussehen spricht gegen Euch.« Sie ignorierte seine ungläubige, verdutzte Miene und wiederholte: »Und große Männer mag ich überhaupt nicht.«
    Sie wußte, wie albern sie sich anhörte. Aber es kümmerte sie nicht. Sie würde jetzt keinen Rückzug mehr antreten. Sie blickte ihm finster und mit gerunzelter Stirn direkt in die Augen, während sie die Arme trotzig vor ihrer Brust kreuzte. Ihr Hals wurde vom ewigen Aufschauen schon langsam steif.
    »Was haltet Ihr von meiner Meinung, M’lord?«
    Ihre herausfordernde Haltung und ihr Blick waren nicht zu übersehen. Sie hatte sich ihm tapfer entgegengestellt. Plötzlich hatte er erneut das Bedürfnis, laut aufzulachen.
    Statt dessen seufzte er. »Deine Meinung ist dumm«, antwortete er und war absichtlich so direkt wie möglich.
    »Vielleicht«, stimmte sie zu. »Aber das ändert nichts an meinen Gefühlen.«
    MacBain fand, er hatte genug Zeit mit Geplauder verschwendet. Es war höchste Zeit, daß sie begriff, was geschehen würde.
    »Es ist eine Tatsache, daß du hier nicht mehr weggehen wirst. Du bleibst bei mir, Johanna. Wir werden morgen getraut werden. Das ist übrigens keine Meinung. Das ist eine Feststellung!«
    »Ihr würdet mich gegen meinen Willen heiraten?«
    »Das würde ich.«
    Hölle, nun war sie wieder entsetzt. Diese Reaktion gefiel ihm überhaupt nicht. Also versuchte er es wieder mit Vernunft, um sie für diese Ehe zu gewinnen. Er war ja schließlich kein tumber Zyklop. Er konnte vernünftig argumentieren.
    »Hast du denn in den vergangenen Minuten deine Meinung geändert und willst nach England zurückkehren? Nicholas hat mir gesagt, du würdest dein Land nur zu gerne verlassen.«
    »Nein, nein, ich habe meine Meinung nicht geändert, aber …«
    »Kannst du denn das Bußgeld aufbringen, das der König verlangt, wenn du unverheiratet bleibst?«
    »Nein.«
    »Liegt es an Baron Williams? Nicholas erwähnte, daß der Engländer dich haben will.« Er ließ ihr keine Zeit für eine Antwort. »Aber das ändert auch nichts. Ich lasse dich nicht mehr fort. Kein anderer Mann wird dich bekommen.«
    »Ich ziehe Baron Williams bestimmt nicht vor.«
    »Ich schließe aus dem Ekel in deiner Stimme, daß dieser Baron ebenfalls ein gutaussehender Riese ist.«
    »Er sieht nur dann gut aus, wenn man Schweine hübsch findet, M’lord, und er ist klein von Gestalt und noch kleiner im Geist. Für mich steht er vollkommen außer Frage.«
    »Ich verstehe«, sagte MacBain gedehnt. »Also magst du weder kleine noch große Männer. Habe ich das richtig begriffen?«
    »Ihr macht Euch über mich lustig.«
    »Nein, ich mache mich nur über Eure dummen Bemerkungen lustig. Nicholas ist genauso groß wie ich«, rief er ihr in Erinnerung.
    »Ja, aber mein Bruder würde mir niemals wehtun.«
    Nun hatte sie es gesagt. Die Worte waren ihr herausgerutscht, bevor sie es verhindern konnte. MacBain hob eine Augenbraue, als er die vielsagende Feststellung aufnahm.
    Johanna schlug die Augen nieder, doch er hatte schon gesehen, daß sie rot geworden war.
    »Bitte versucht, mich zu verstehen, Clansherr. Wenn ein Welpe mich beißt, kann ich mich wehren. Aber wenn mich ein Wolf beißt, habe ich überhaupt keine Chance mehr.«
    Sie versuchte verdammt angestrengt, tapfer zu erscheinen, und scheiterte kläglich. Ihre Angst war echt und entstammte, wie MacBain annahm, der Erfahrung der vergangenen Jahre.
    Lange Minuten verstrichen schweigend. MacBain starrte sie an. Sie starrte den Boden an.
    »Hat dein Mann …«
    »Ich will nicht über ihn reden.«
    Jetzt hatte er seine Antwort. Er trat einen Schritt auf sie zu. Sie wich nicht zurück. MacBain legte ihr die Hände auf die Schultern und befahl ihr, ihn anzusehen. Sie ließ sich

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