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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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augenblicklich.
    Johanna sah wieder aus, als würde sie gleich ohnmächtig werden. Nicholas wußte, daß sie ein wenig Zeit brauchte, um sich zu sammeln. Also trat er einen Schritt vor und fragte: »Warum durften meine Männer und Vater MacKechnie nicht weiter als Rush Creek mitkommen?«
    »Eure Schwester und ich müssen uns erst einig werden, bevor der Priester hier erwünscht ist. Und Eure Männer werden niemals Zutritt zu diesem Land bekommen, Nicholas. Habt Ihr meine Bedingungen vergessen? Wir haben alle Einzelheiten besprochen, als Ihr das letzte Mal hier wart.«
    Nicholas konnte nur nickend zustimmen. Nun fiel ihm auch nichts mehr ein.
    »Vater MacKechnie war sehr verärgert, daß er zurückbleiben mußte«, sagte Johanna.
    MacBain schien nicht besonders betroffen darüber, einen Priester vor den Kopf gestoßen zu haben, und er zuckte die Schultern. Johannas Augen weiteten sich. In den Jahren ihrer Ehe mit Raulf hatte sie gelernt, die Priester zu fürchten – die, die sie kennengelernt hatte, waren mächtige, unversöhnliche Männer. Vater MacKechnie jedoch war anders. Er war ein gutherziger Mann, der sein Leben riskiert hatte, um nach England zu kommen und für die Maclaurins zu bitten.
    Sie konnte nicht zulassen, daß er nun beleidigt wurde. »Vater MacKechnie ist erschöpft von der Reise, M’lord, und würde sicher Essen und Trinken zu schätzen wissen. Bitte gewährt ihm Eure Gastfreundschaft.«
    MacBain nickte. Er wandte sich zu Calum. »Kümmere dich darum«, befahl er.
    Er hatte ihrer Bitte entsprochen, und nun mußte sie ihm doch gewiß ein wenig mehr vertrauen. Hatte er nicht eben gezeigt, wie umgänglich er sein konnte? Dennoch wirkte sie immer noch so, als würde sie gleich in die Knie gehen. Sie war aber auch ein verdammt zartbesaitetes Ding! Sein Haustier trug auch nichts zur Besserung bei. Immer wieder wanderte ihr furchtsamer Blick zu dem Hund, und jedesmal, wenn das Tier es spürte, entrang sich ein tiefes Knurren seiner Kehle.
    MacBain überlegte, sie zu packen, über die Schulter zu werfen und hineinzuschleppen, besann sich dann aber. Der Gedanke amüsierte ihn, aber er lächelte nicht. Er faßte sich in Geduld, streckte die Hände nach ihr aus und wartete ab, was sie tun würde.
    Aus dem Ausdruck in seinen Augen schloß sie, daß er ihre Furcht vor ihm spürte, und daß er es amüsant fand. Sie bemühte sich, tief Atem zu holen und legte dann ihre Hand in die seine.
    Er war überall riesig. Seine Hand war mindestens doppelt so groß wie ihre, und bestimmt hatte er ihr Zittern gespürt. Dennoch: Er war Clansherr, und sie nahm an, er hätte diese Machtposition niemals erreicht, wenn er nicht zumindest ein paar Manieren eines Gentlemans besaß, die es ihm verboten, ihre schändliche Konstitution zu erwähnen.
    »Warum zitterst du?«
    Sie versuchte, die Hand wegzuziehen. Er ließ sie nicht los. Nun hatte er sie einmal an der Hand, und er dachte nicht daran, sie wieder loszulassen.
    Bevor Johanna sich eine passende Erklärung einfallen lassen konnte, drehte er sich um und zog sie die Stufen hinauf und durch den Eingang hinter sich her.
    »Wegen Eures untypischen Wetters«, platzte sie heraus.
    »Unser was?« Er sah sie verwirrt an.
    »Schon gut, Clansherr.«
    »Erklär mir, was du meinst«, forderte er sie auf.
    Sie seufzte. »Nicholas hat mir gesagt, daß es hier das ganze Jahr über warm ist … Ich dachte, er hätte Euch von seiner …« Sie wollte »Lüge« sagen, besann sich dann aber eines Besseren. Wahrscheinlich würde dieser Mann nicht verstehen, daß sie das Märchen über die Highlands, das Nicholas sich zusammengestrickt hatte, inzwischen amüsierte.
    »Seiner was?« fragte MacBain, den ihr plötzliches Erröten neugierig gemacht hatte.
    »Er meinte, es wäre untypisch, daß hier zu dieser Zeit so kalte Winde herrschen«, erklärte sie.
    MacBain wäre fast in Gelächter ausgebrochen, aber er konnte sich noch rechtzeitig beherrschen. In Wirklichkeit war es momentan ungewöhnlich warm für diese Jahreszeit.
    Er lächelte nicht einmal. Das Mädchen hatte schon bewiesen, wie zart ihre Gefühle waren, und er nahm an, daß es nicht zu ihrem Wohlbehagen beitragen würde, wenn er sie wegen ihrer Naivität auslachte.
    »Und du glaubst alles, was dein Bruder dir sagt?« fragte er.
    »Ja, natürlich«, antwortete sie, damit er wußte, daß sie ihrem Bruder durch und durch ergeben war.
    »Aha.«
    »Die Kälte ist der Grund dafür, warum ich zittere«, erklärte sie, weil ihr keine bessere

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