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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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mir denn damit sagen?«
    »Ein egoistischer Mann würde zunächst an seine eigene Bequemlichkeit denken, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Siehst du eine neue Burg?«
    »Nein.«
    »Calum ist MacBains erster Befehlshaber, Johanna, und er hat mir erzählt, die Hütten seien für die Älteren im Clan. Sie kommen zuerst, weil sie am nötigsten warme Feuer und Dächer über ihren Köpfen brauchen. MacBain setzt sich selbst ans Ende der Reihe. Denk mal darüber nach, Johanna. Ich habe herausgefunden, daß im Haus an der Ostseite über der Treppe zwei erhaltene Schlafräume sind, die das Feuer verschont hat. MacBain hat keine einzige Nacht darin verbracht. Er schläft draußen bei seinen Soldaten. Sagt dir das nicht ein paar Dinge über den Charakter dieses Mannes?«
    Ihr Lächeln war die Antwort, die er sehen wollte.
    Die Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück. Nicholas nickte zufrieden.
    Sie hatten fast den Rand des Hofes erreicht, als sie anhielten, um die Männer und Frauen zu beobachten, die sich damit beschäftigten, alles für die Zeremonie vorzubereiten. Da die Kapelle vom Feuer zerstört worden war, würde die Hochzeit auf dem Platz stattfinden. Ein Holzbrett, das auf zwei leeren Alefässern lag, diente als provisorischer Altar. Eine Frau bereitete ein weißes Leintuch darüber, und Vater MacKechnie stellte einen wunderschönen, goldenen Kelch und einen Teller in die Mitte. Zwei weitere Frauen knieten vor den Fässern und arrangierten Blumensträuße vor dem Altar.
    Johanna setzte sich wieder in Bewegung, aber Nicholas griff nach ihrer Hand, um sie aufzuhalten.
    »Es gibt da noch etwas, das du wissen mußt«, begann er.
    »Ja?«
    »Siehst du das Kind da auf der obersten Stufe?«
    Sie drehte sich um. Ein kleiner Junge, kaum mehr als vier oder fünf Sommer alt, saß allein auf der Treppe. Seine Ellenbogen ruhten auf den Knien, und seine Hände stützten den Kopf. Er sah den Hochzeitsvorbereitungen zu. Und er wirkte schrecklich unglücklich.
    »Ich sehe ihn«, sagte Johanna. »Er sieht ziemlich verloren aus, findest du nicht, Nicholas?«
    Ihr Bruder lächelte. »Aye, das kann man sagen.«
    »Wer ist er?«
    »MacBains Sohn.«
    Sie wäre fast gestolpert. »Sein was?«
    »Nicht so laut, Johanna. Ich will nicht, daß irgend jemand zuhört. Der Junge gehört zu MacBain. Es gibt gewisse Spekulationen, daß er nicht sein Sohn ist, aber MacBain hat deutlich gemacht, daß er ihn annimmt.«
    Sie war zu erstaunt, um etwas zu erwidern.
    »Er heißt Alex«, bemerkte Nicholas, weil ihm nichts Besseres einfiel. »Du siehst aus, als hätte ich dich reichlich schockiert.«
    »Warum hast du mir das nicht eher gesagt?« Sie ließ ihm keine Zeit zur Verteidigung. »Wie lange war MacBain verheiratet?«
    »Gar nicht.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Oh, doch, du verstehst schon. Alex ist illegitim.«
    »Oh.«
    Sie wußte nicht recht, was sie davon halten sollte. »Die Mutter des Kindes starb bei seiner Geburt«, fügte Nicholas hinzu. »Du kannst genauso gut alles wissen, Schwester. Die Frau war eine Dirne. Es gibt mindestens drei andere Männer, die Vater sein könnten.«
    Ihr Herz flog dem Kleinen zu. Sie wandte sich noch einmal zu ihm um. Er war ein hübsches Kind mit dunklem, lockigem Haar. Aus der Entfernung, die sie trennte, konnte sie die Farbe seiner Augen nicht erkennen, aber sie konnte sich gut vorstellen, daß sie grau waren wie die seines Vaters.
    »Johanna, es ist wichtig für dich, daß MacBain den Sohn als seinen Nachkommen anerkannt hat.«
    Sie wandte sich zu ihrem Bruder um. »Ich habe es verstanden, Nicholas. Du hast es jetzt zweimal erwähnt.«
    »Und?«
    Sie lächelte. »Und was, Nicholas?«
    »Wirst du ihn anerkennen?«
    »O Nicholas, wie kannst du so etwas fragen? Natürlich werde ich ihn anerkennen. Wie könnte ich nicht?«
    Nicholas stieß einen Seufzer aus. Seine Schwester verstand einfach nicht, welche Mechanismen in dieser rauhen Welt regierten. »Das ist ein wunder Punkt bei den Maclaurins«, erklärte er. »MacBains Vater war der Clansherr der Maclaurins. Er verschied, ohne seinen Sohn jemals anerkannt zu haben.«
    »Dann ist der Mann, den ich heirate, ebenfalls illegitim?«
    »Ja.«
    »Und dennoch haben die Maclaurins ihn zum Clansherrn gemacht?«
    Nicholas nickte. »Es ist etwas kompliziert«, gab er zu. »Sie brauchten seine Stärke, seine Kraft. Schließlich fließt das Blut seines Vaters in seinen Adern, und so haben sie im passenden Moment vergessen, daß er als Bastard geboren wurde. Dieser Junge dagegen …«
    Er

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