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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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nur langsam begriffen.
    »Wohin geht das Kind denn?« flüsterte Keith, der Befehlshaber über die Maclaurin-Männer, laut genug, daß es niemand überhören konnte.
    »Sie geht weg, MacBain«, rief ein anderer.
    »Es scheint wirklich, daß sie fortgeht«, warf Vater MacKechnie ein. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    Nicholas machte Anstalten, seiner Schwester hinterherzulaufen, aber MacBain packte ihn am Arm und schüttelte den Kopf. Er drückte dem Baron den Blumenstrauß in die Hand, murmelte irgend etwas Unverständliches und ging dann seiner Braut nach.
    Sie hatte fast schon den Rand der Lichtung erreicht, als MacBain sie einholte. Er packte sie an den Schultern und drehte sie zu sich um. Sie wollte ihn nicht ansehen, doch er hob ihr Kinn mit der Hand hoch.
    Sie wappnete sich innerlich gegen seinen Zorn. Bestimmt würde er sie nun schlagen, aber dann sagte sie sich, daß sie eine starke Frau war. Sie würde ihm die Stirn bieten.
    »Wirst du denn versuchen, zu gehorchen?«
    Er klang erschöpft, was sie so erstaunte, daß sie lächeln mußte. Also war sie doch nicht ein solcher Schwächling. Sie hatte sich gegen den Clansherrn behauptet und immerhin erreicht, daß er zum Verhandeln bereit war. Sie war sich nicht sicher, ob sie viel gewonnen hatte, verloren hatte sie aber definitiv nichts.
    »Ja, versuchen will ich es«, versprach sie. »Je nach Situation«, fügte sie hastig hinzu.
    Er verdrehte seine Augen zum Himmel. Er fand, er hatte diesem Thema jetzt genug Zeit zugestanden, ergriff ihre Hand und zog sie zum Altar zurück. Sie mußte laufen, um mit ihm Schritt halten zu können.
    Nicholas’ Stirn glättete sich wieder, als er das Lächeln seiner Schwester sah. Er war natürlich überaus neugierig, was die beiden besprochen hatten, wußte aber, daß er wohl oder übel bis nach der Zeremonie würde warten müssen, um herauszufinden, was geschehen war.
    Er mußte keinesfalls warten. Johanna nahm den Strauß von ihrem Bruder zurück und wandte sich wieder dem Priester zu.
    »Bitte vergebt mir die Unterbrechung, Vater«, flüsterte sie.
    Der Geistliche nickte. Wieder verlangte er von ihr das Versprechen, ihren Mann zu lieben und zu ehren und ihm zu gehorchen. Dieses Mal fügte er das Wort bitte hinzu.
    »Ich werde meinen Mann lieben und ehren und versuchen, ihm je nach Situation zu gehorchen«, antwortete sie.
    Nicholas begann zu lachen. Jetzt verstand er, worüber die beiden gesprochen hatten. Die Maclaurins und die MacBains keuchten kollektiv auf. Sie waren schlichtweg entsetzt.
    Ihr Clansherr blickte über die Menge und brachte sie mit einem wilden Funkeln der Augen zum Schweigen. Dann wandte er sich mit finsterer Miene wieder an seine Braut. »Gehorsam und Unterwerfung müssen nicht zwingend dasselbe sein«, fauchte er.
    »Man hat es mir aber so beigebracht«, verteidigte sie sich.
    »Dann hat man dich etwas Falsches gelehrt!«
    Seine Miene war so furchterregend, daß sie schon wieder zu zittern begann. Lieber Gott, sie konnte das wirklich nicht durchstehen. Sie hatte nicht die Kraft dazu.
    Sie streckte MacBain wieder den Strauß entgegen und wandte sich erneut zum Gehen. Der Clansherr knallte die Blumen in Nicholas’ bereits ausgestreckte Hand und packte Johanna, bevor sie zwei Schritte entfernt war.
    »O nein, nicht schon wieder«, murmelte er. »Wir werden das nicht noch einmal durchexerzieren.«
    Um zu beweisen, wie ernst er es meinte, schlang er seinen Arm um sie herum und preßte sie an seine Seite. »Wir werden die Zeremonie vor Einbruch der Nacht hinter uns bringen, Johanna.«
    Sie kam sich reichlich lächerlich vor. Der Priester sah sie mit einer Miene an, die besagte, daß sie vermutlich den Verstand verloren haben müsse. Sie atmete tief ein, nahm die Blumen wieder von ihrem Bruder entgegen und sagte dann: »Bitte vergebt mir, daß ich schon wieder unterbrochen habe, Vater.«
    Der Priester wischte sich die Stirn mit einem Leintuch, dann wandte er sich an den Bräutigam. Johanna hörte kaum zu, als Vater MacKechnie ihren Zukünftigen über die Pflichten eines guten Ehemannes belehrte. Sie hatte genug damit zu tun, ihre Verlegenheit zu überwinden. Und außerdem hatte sie es satt, sich über alles Sorgen zu machen. Sie hatte eine Entscheidung getroffen, jawohl. Also sprach sie ein kurzes Gebet, um ihre Ängste in Gottes Hände zu legen. Sollte Er sich den Kopf zerbrechen.
    Sie fand, daß das eine gute Idee war. Dennoch wünschte sie, Er würde ihr ein Zeichen geben, um ihr zu versichern, daß

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