Die standhafte Witwe
sagen, ob er verärgert oder erfreut war. Sein Blick war auf sie gerichtet, aber als sie nun auf ihn zukam, löste er seine verschränkten Arme und berührte den Scheitel seines Sohnes.
Nicholas fungierte als Brautführer. Sie wehrte sich nicht, als er ihre Hand in die des Clansherrn legte, und er war verdammt stolz auf seine Schwester. Er wußte, wie nervös sie sein mußte, aber sie klammerte sich nicht an ihn. Sie stand zwischen den beiden Kriegern, ihr zukünftiger Gatte zu ihrer Rechten, ihr Bruder links von ihr. Johanna hielt sich aufrecht, hatte den Kopf hoch erhoben und sah geradeaus.
Sie trug ein knöchellanges Chainse. dazu ein passendes Bliaut, ein kostbares Oberteil in Knielänge. Auf den eckigen Halsausschnitt ihres Hochzeitsgewandes waren mit blaßrosa und grünen Fäden Rosenknospen gestickt.
Auch sie duftete nach Rosen. Der Geruch war schwach, kaum wahrnehmbar, aber für MacBain sehr anziehend. Vater MacKechnie nahm einen kleinen Blumenstrauß von einer Ecke des Altars und reichte ihn ihr, bevor er um das Holzbrett herumgehastet kam, um mit der Messe zu beginnen.
MacBain hielt den Blick auf seine Braut geheftet. Sie war ein ausgesprochen weibliches Geschöpf, und in Gottes Namen, er hatte keine Ahnung, was er mit ihr anstellen sollte. Seine Hauptsorge lag darin, daß sie nicht kräftig genug sein würde, um diesem rauhen Leben etwas entgegenzusetzen und darin zu überleben. Doch dann verdrängte er seine Befürchtungen aus seinem Kopf. Schließlich war es ab jetzt seine Pflicht, dafür zu sorgen, daß sie überlebte. Er würde sie vor Gefahren beschützen, und wenn sie ein wenig verhätschelt werden wollte, nun gut, dann würde er sie, bei Gott, eben verhätscheln. Er hatte nicht die leiseste Vorstellung, wie man das machte, aber er war ein intelligenter Mann. Er würde es schon herausfinden. Er würde nicht erlauben, daß sie ihre Hände schmutzig machte oder irgendwelche schwere Arbeit verrichtete, sondern würde verlangen, daß sie sich den lieben langen Tag ausruhte und entspannte. Für sie zu sorgen war das wenigste, was er für den Gegenwert des Landes tun konnte, und ganz gewiß war das auch der einzige Grund, warum er sich in diesem Moment Gedanken über ihre Bequemlichkeit machte.
Der Wind blies ihr eine Haarsträhne ins Gesicht. Sie ließ seine Hand los, um das Haar wieder über ihre Schulter zurückzustreichen – eine reizende, sehr weibliche Geste. Die lockige Masse von Gold schien über ihren Rücken zu fließen.
Sie nahm seine Hand nicht wieder. Das machte ihn so betroffen, daß er die ihre ergriff und Johanna fest an seine Seite zog. Nicholas sah die besitzergreifende Geste und lächelte still in sich hinein.
Die Zeremonie verlief recht glatt und freundlich, bis Vater MacKechnie von ihr das Versprechen hören wollte, ihren Ehemann zu lieben, zu ehren und ihm zu gehorchen. Sie grübelte eine lange Weile über sein Ansinnen nach. Dann schüttelte sie den Kopf und wandte sich an den Bräutigam.
»Ich werde versuchen, Euch zu lieben, M’lord, und ganz sicher will ich Euch ehren, denn Ihr werdet mein Mann sein, aber ich denke nicht, daß ich Euch sehr oft gehorchen werde. Ich finde, daß die totale Unterwerfung überhaupt nicht zu meinem Charakter paßt.«
Sie zupfte die Blättchen von den Stengeln der Blumen, während sie ihren Standpunkt darlegte. Sie mochte ihm auch nicht in die Augen sehen, sondern starrte sein Kinn an, während sie auf eine Reaktion wartete.
MacBain war viel zu verdutzt von ihrem Einwand, um zu bemerken, wie nervös sie war. Er mußte sich zwingen, nicht laut herauszulachen.
»Machst du Witze?«
Er hatte die Frage nicht gerade geflüstert. Aber da er sich um die Menge an Zuhörern nicht zu scheren schien, beschloß sie, es ihm gleichzutun. Ihre Stimme kam also genauso laut wie seine, als sie ihm eine Antwort gab.
»Während der Gelübde Witze machen? Wohl kaum, M’lord. Ich meine es sehr ernst. Das sind meine Bedingungen! Könnt Ihr sie akzeptieren?«
Nun lachte er doch. Er konnte sich einfach nicht beherrschen, und ihr Anflug von Tapferkeit war rasch gestorben. Sie fühlte sich gedemütigt und verlegen, aber die Sache war einfach zu wichtig, um darüber hinwegzugehen.
Sie hatte nur noch eine Möglichkeit. Sie straffte ihre Schultern, schüttelte seine Hand ab und drückte ihm den Blumenstrauß in die Hand. Dann knickste sie höflich vor dem Priester, drehte sich um und ging.
Die Botschaft war deutlich. Dennoch gab es ein paar Maclaurin-Soldaten, die
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