Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
auszukommen. Nach den Jahren mit Raulf glaubte Johanna aus tiefstem Herzen, daß es sie glücklich machen würde, wenn man sie in Ruhe ließ.
    Sie beschloß, als erstes die Schlafkammer aufzuräumen. Sie machte das Bett, wischte den Boden und packte ihre Sachen aus, die sie in der Truhe verstaute, dann schob sie die drei Taschen unter das Bett. Sie war begierig darauf, hinauszukommen, denn es war ein herrlicher Tag. Als sie das Fell vor dem Fenster zurückband, strömte helles Sonnenlicht in die Kammer. Der Duft der Highlands erfüllte die Luft, und der Ausblick war atemberaubend. Die Wiese unten leuchtete grün wie ein Smaragd, die Hügel darum waren dicht mit Pinien und Eichen bewachsen. Die Landschaft war mit Farbflecken gesprenkelt: rote, rosafarbene und purpurne Wildblumen wuchsen in dicken Büscheln und säumten einen Pfad, der sich direkt in den Himmel hinaufzuwinden schien.
    Nach einer kleinen Mahlzeit beschloß Johanna, Alex zu einem Spaziergang über die Wiese und den Pfad hinauf mitzunehmen. Sie wollte Blumen pflücken, die sich auf dem Kaminsims gut machen würden.
    Den Jungen zu finden, war allerdings keine leichte Aufgabe. Sie ging die Treppe hinunter und blieb im Eingang zur großen Halle stehen, wo sie darauf wartete, daß einer der Soldaten sie bemerkte. Vier Männer arbeiteten an der gegenüberliegenden Wand, drei andere befanden sich oben auf den Balken im Dach.
    Jeder schien sie sofort gesehen zu haben, denn das Hämmern hörte schlagartig auf. Da alle sie anstarrten, machte sie einen Knicks zur Begrüßung und fragte dann, wo sie Alex finden konnte.
    Keiner gab eine Antwort. Sie wiederholte die Frage, heftete ihren Blick jedoch auf den Soldaten, der vor der Feuerstelle stand. Er grinste, kratzte sich den Bart und zuckte dann mit den Schultern.
    Schließlich erklärte ihr Gabriels erster Befehlshaber: »Sie verstehen Euch nicht, M’lady.«
    Sie wandte sich zu ihm um und lächelte. »Sie sprechen nur Gälisch, M’lord?«
    »Aye«, gab er zurück. »Sie sprechen nur Gälisch. Bitte, Ihr braucht mich nicht M’lord zu nennen. Ich bin bloß Soldat, Calum wird es auch tun.«
    »Wie Ihr wünscht, Calum.«
    »Ihr seht sehr bonny aus in dem Plaid.«
    Er wirkte sehr verlegen, als er ihr das Kompliment machte. »Vielen Dank«, gab sie zurück, während sie überlegte, was er mit bonny meinte.
    Sie wandte sich wieder den anderen Männern zu und stellte ihre Frage auf Gälisch, wobei sie vor lauter Konzentration die Stirn in Falten legte, denn diese Sprache war so unglaublich schwer und schien ihr die Zunge zu verdrehen. Zudem war sie schrecklich nervös. Doch als sie den Satz ausgesprochen hatte, wagte es nur einer der älteren Männer, zu lachen. Die anderen grinsten nur.
    Dennoch antwortete keiner. Statt dessen starrten sie stumm auf den Saum ihres Kleides. Johanna sah an sich hinunter, ob ihr irgend etwas fehlte, dann wandte sie sich fragend zu Calum um. Dessen Augen funkelten vor Vergnügen.
    »Ihr habt sie gefragt, ob sie Eure Füße gesehen haben, M’lady.«
    »Ich wollte sie aber fragen, ob sie Gabriels Sohn gesehen haben«, erklärte sie. Calum half ihr mit der richtigen Aussprache aus, und sie stellte erneut ihre Frage. Diesmal schüttelten die Männer den Kopf.
    Johanna dankte ihnen für ihre Aufmerksamkeit und wandte sich zum Gehen. Calum eilte ihr voraus, um die Tür für sie zu öffnen.
    »Ich muß etwas gegen meinen Akzent tun«, kündigte sie an. »Nach der Miene des einen Gentleman muß ich mich ziemlich albern anhören.«
    Aye, sie hört sich ziemlich albern an, dachte Calum bei sich. Er würde es ihr jedoch ganz gewiß nicht bestätigen, denn schließlich wollte er ihre Gefühle nicht verletzen.
    »Die Männer wissen es zu schätzen, daß Ihr es versucht, M’lady.«
    »Es ist dieses Gutturale«, befand Johanna. »Ich habe es einfach noch nicht raus. Es ist eine sehr schwierige Sprache«, fügte sie hinzu. »Ihr könntet mir helfen, wenn Ihr mögt.«
    »Wie denn?« fragte er.
    »Sprecht einfach von jetzt an nur noch Gälisch mit mir. Bestimmt lerne ich es viel besser, wenn ich es oft höre.«
    »Bestimmt«, sagte Calum auf Gälisch.
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte bestimmt, M’lady.«
    Sie lächelte. »Habt Ihr Alex gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Er könnte unten bei den Ställen sein«, antwortete er. Er sprach wieder Gälisch, wies aber in die Richtung der Ställe, damit sie sich zusammenreimen konnte, was er gesagt hatte.
    Johanna konzentrierte sich so sehr darauf, zu hören und

Weitere Kostenlose Bücher