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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Anweisungen, dann machen sie sich wieder an ihre Arbeit, ohne sich einen Deut um das zu kümmern, was ich gesagt habe. Die Maclaurins sind schon beschämend unhöflich. Sie ignorieren mich vollkommen.«
    »Was sagt unser Clansherr denn zu solchem Verhalten?«
    »Ich habe ihm nichts gesagt. Und das werde ich auch nicht, Auggie. Das ist mein Problem, nicht seins.«
    Auggie ergriff Johannas Arm und führte sie den steilen Hügel hinunter. »Wie lange bist du nun hier?«
    »Fast zwölf Wochen.«
    »Die erste Zeit warst du zufrieden, nicht wahr?«
    Sie nickte. »Ich war zufrieden, ja.«
    »Warum?«
    Die Frage überraschte sie. Sie zuckte die Schultern. »Hierherzukommen machte mich … frei. Und ich war auf einmal sicher«, fügte sie hastig hinzu.
    »Du warst wie eine Taube mit einem gebrochenen Flügel«, sagte Auggie und tätschelte ihre Hand. »Und so verschüchtert, wie man nur sein kann.«
    »Das bin ich aber jetzt nicht mehr«, entgegnete sie. »Jedenfalls nicht mit dir zusammen.«
    »Ich sehe die Veränderung in dir. Die anderen aber nicht. Mit der Zeit werden auch sie begreifen, daß du ein bißchen Köpfchen hast.«
    Sie wußte nicht, ob das als Lob oder als Dämpfer gedacht war. »Aber der Diebstahl, Auggie. Was soll ich dagegen tun?«
    »Laß es im Augenblick auf sich beruhen«, schlug er vor. »Tatsächlich kann ich mich nicht über ein bißchen Klauerei aufregen. Mein Clansherr hat mir versprochen, Gerste mitzubringen, und Sünde oder nicht – ich hoffe, ich kriege sie. Ich brauche sie für mein Gebräu«, fügte er mit einem Nicken hinzu. »Die Engländer haben meine Vorräte weggesoffen, Kind.« Er lachte schnaubend, beugte sich näher zu ihr und flüsterte: »Die Fässer mit dem flüssigen Gold haben sie aber nicht bekommen.«
    »Was ist flüssiges Gold?«
    »Erinnerst du dich an die Lücke zwischen den Pinien jenseits des Hügelkamms?«
    »Ja.«
    »Direkt dahinter befindet sich eine Höhle«, sagte er. »Und die ist voll mit Eichenfässern.«
    »Aber was ist denn in den Fässern?«
    »Das Wasser des Lebens«, antwortete er. »Gebräu, das zehn, ja sogar fünfzehn Jahre lagert. Es muß inzwischen schmecken wie Gold. Demnächst werde ich dich einmal dort mit hinnehmen, daß du es dir ansehen kannst. Der einzige Grund, warum das Zeug noch unberührt ist, ist der, daß die Engländer nicht wußten, daß es vorhanden war.«
    »Weiß mein Mann von der Höhle?«
    Auggie dachte eine lange Weile über die Frage nach. »Ich kann mich nicht erinnern, es ihm gesagt zu haben«, gab er zu. »Und ich bin bestimmt der einzige, der noch weiß, daß die alten Maclaurin-Häuptlinge ihre Fässer dort gelagert haben. Natürlich haben sie es mir nicht erzählt, aber ich bin ihnen eines Nachmittags gefolgt, ohne daß sie es wußten. Ich kann sehr leise sein, wenn ich mich darauf konzentriere«, setzte er mit einem Nicken hinzu.
    »Wann bist du das letzte Mal in der Höhle gewesen?«
    »Das ist ein paar Jahre her«, antwortete Auggie. »Hast du schon bemerkt, Johanna, daß du vernünftig spielst, sobald du das MacBain-Plaid trägst, aber kaum einen Stein triffst, sobald du die Maclaurin-Farben anhast?«
    Natürlich redete er Unsinn. Er wollte sie nur necken, wie er es so gerne tat. Wahrscheinlich war das seine Art, seine Zuneigung zu äußern.
    Sobald sie den Rand des Vorplatzes erreicht hatten, machte Auggie kehrt und ging den Hügel hinunter. Sie entdeckte Keith, neigte kurz ihren Kopf und hastete dann schnell vorbei. Sie fühlte sich in der Nähe des Maclaurin-Soldaten unbehaglich, seitdem er ihr die wahre Bedeutung des Spitznamens gesagt hatte, den die Frauen ihr verpaßt hatten.
    Zudem wollte sie sich die Hände waschen, bevor ihr Mann nach Hause kam und den Dreck sehen würde. Er konnte sehr empfindlich reagieren, wenn es um ihre äußere Erscheinung ging, aber da er wenig genug von ihr verlangte, wollte sie es ihm wenigstens recht machen, wann immer sie konnte.
    Johanna hatte gerade den Fuß auf die Stufen gesetzt, als ein lauter Ruf hinter ihr ertönte. Sie drehte sich um und sah Soldaten auf sie zurennen. Einige hatten ihre Schwerter gezogen.
    Sie hatte keine Ahnung, was der ganze Aufruhr plötzlich bedeuten sollte. »Geht hinein, M’lady! Zieht die Tür fest hinter Euch zu«, rief Keith ihr zu. Johanna hatte nicht die Absicht, mit ihm zu streiten oder seine Anweisung in Frage zu stellen. Sie nahm an, daß irgendwelche Eindringlinge angriffen, und beeilte sich nun, Keiths Befehlen zu folgen.
    Dann hörte sie ein

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