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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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war.
    Mit ihren feuerroten Wangen bot seine Frau einen schönen Anblick. Er lächelte dennoch nicht, denn sie sah absolut beschämt aus. Plötzlich stellte er fest, daß Johanna schon sehr viel geschafft hatte, seit sie mit ihm verheiratet war. In nur knapp drei Monaten hatte sie ihre Angst vor ihm besiegt, sie zitterte nicht mehr, wenn sie ihn sah. Für seinen Geschmack war sie immer noch viel zu schüchtern, aber er hoffte, mit Zeit und Geduld würde sie auch diese Schwäche überwinden.
    »Wolltest du etwas Bestimmtes, lieber Mann?«
    Er nickte. »Wir haben keinen Heiler hier, Johanna. Da du bereits gezeigt hast, daß du mit Nadel und Faden umgehen kannst, will ich, daß du Calum nähst. Ein unerfahrener Soldat, mit dem er übte, hat ihm den Arm verletzt.«
    Johanna eilte schon die Treppen hinauf. »Ich bin froh, helfen zu können. Ich hole nur schnell die Sachen, die ich brauche, und bin gleich wieder unten. Armer Calum. Er hat sicher starke Schmerzen.«
    Ihre Annahme war falsch. Als sie wieder in die große Halle hinunterkam, wartete Calum schon auf sie. Er saß auf einem der Stühle und badete in der Aufmerksamkeit der Frauen um ihn herum.
    Johanna bemerkte, daß Leila über Calums Zustand sehr besorgt schien. Sie stand auf der anderen Seite des Tisches und tat so, als würde sie die Blumen arrangieren, die sie gepflückt hatte. Ihre Augen jedoch waren verschleiert, und immer wieder blickte sie zu dem Soldaten hinüber. Calum dagegen ignorierte sie.
    Die Maclaurin-Frau hatte offensichtlich einiges für den MacBain-Krieger übrig, und gab sich die größte Mühe, ihre Gefühle zu verbergen. Johanna fragte sich, ob es daran lag, daß Calum kein Interesse an ihr zeigte, oder daß sie eine Maclaurin war und er ein MacBain. Eine Sache jedoch stand fest: Leila fühlte sich elend. Johanna wußte, daß es nicht an ihr sein sollte, sich einzumischen, aber Leila war eine so liebe Person, daß sie ihr unbedingt helfen wollte.
    Plötzlich stürzte eine anderen Maclaurin-Frau an Johanna vorbei.
    »Ich nähe Euch gerne, Calum«, rief Glynis laut. Die Frau, die Johanna den Spitznamen »die Mutige« gegeben hatte, lächelte Calum an. »Es macht mir nichts aus, daß Ihr ein MacBain seid. Ich werde meine Arbeit genauso gut machen.«
    Johanna straffte sich und eilte durch die Halle. »Bitte tritt zur Seite«, befahl sie. »Ich kümmere mich um Calum. Leila? Bring mir einen Stuhl.«
    Nun kam auch Gabriel in die Halle zurück, sah die Menge, die sich angesammelt hatte, und schickte die Leute augenblicklich fort.
    Johanna musterte die Verletzung. Es war ein langer, schmaler Schnitt, der sich von der Schulter bis zum Ellenbogen zog und tief genug war, um ein paar Stiche für eine vernünftige Heilung zu erfordern.
    »Tut es weh?« fragte sie voller Mitgefühl.
    »Nay, M’lady, überhaupt nicht.«
    Sie glaubte ihm kein Wort. Johanna legte ihre Sachen auf den Tisch und setzte sich auf den Stuhl neben dem Soldaten. »Warum schneidet Ihr dann solche Grimassen, Sir?«
    »Weil ich meinem Clansherr Schande gemacht habe«, erklärte Calum mit rauhem Flüstern. »Die läppische Wunde beweist ihm, daß ich nicht aufgepaßt habe.«
    Nach diesen Worten warf er einen Blick über die Schulter zu Leila, die augenblicklich ihre Augen senkte. Konnte es sein, daß der Soldat die Maclaurin-Frau für seine Unachtsamkeit verantwortlich machte?
    Calum zuckte nicht einmal mit der Wimper, während sie an seiner Verletzung arbeitete. Sie brauchte lange, die Wunde zu säubern, das Nähen selbst ging sehr schnell. Leila half ihr, aus Baumwolle lange Streifen zu reißen, die sie als Verband benutzten.
    »So«, sagte Johanna, als sie fertig war. »Ihr seid so gut wie neu, Calum. Seht zu, daß der Verband nicht naß wird, und bitte, belastet die Nähte nicht damit, daß Ihr etwas Schweres hebt. Ich werde den Verband jeden Morgen wechseln«, fügte sie abschließend hinzu.
    »Das kann ich machen.«
    Gabriel ging zur Feuerstelle hinüber und bückte sich, um seinen Hund zu begrüßen.
    »Mir wäre es lieber, wenn ich es tue, M’lord«, rief Johanna. Sie trat zurück, damit Calum aufstehen konnte, und ging dann um den Tisch herum. Leila hatte die Blumen in einem Bündel auf dem Tisch liegengelassen. Johanna wollte sie in Vasen stellen, bevor sie zu welken begannen.
    »Widersetze dich nicht meinen Befehlen, Frau.«
    Gabriel stand auf und wandte sich an seinen Soldaten. Seine Stimme klang wütend, als er ihm befahl, die Halle zu verlassen. »Geh zurück an die

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