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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Kiefer verrieten ihr, daß es keinen Zweck hatte. Dennoch war sie viel zu verärgert, um es einfach so hinzunehmen. »Das ist doch unsinnig. Ich will nicht den ganzen Tag im Bett bleiben. Wie soll ich denn dann nachts noch schlafen können?«
    Gabriel hob sie vom Pferd, griff ihre Hand und zerrte sie zum Haupthaus hinauf. »Ich erlaube dir, in der Halle am Feuer zu sitzen. Du kannst ja nähen, wenn du Lust dazu hast.«
    Das Bild, das er in seinem Kopf zeichnete, gefiel ihm. Er lächelte nur bei dem Gedanken, Johanna bei solchen weiblichen Aufgaben sehen zu können.
    Sie starrte ihn düster an. Diese Reaktion auf seinen Vorschlag überraschte ihn so, daß er lachen mußte.
    »Du hast ja sehr klare Vorstellungen von meinem Tagesablauf, M’lord. Ich frage mich nur, wie du darauf gekommen bist. Hat deine Mutter oft nähend am Feuer gesessen?«
    »Nein.«
    »Wie hat sie denn ihre Tage verbracht?«
    »Mit schwerer Arbeit. Sie starb sehr jung.«
    Seine Miene und sein Tonfall verrieten ihr, daß er das Thema nicht vertiefen wollte. Er war anscheinend etwas empfindlich, was seine Kindheit betraf. Allerdings hatte seine knappe Antwort ihr einiges über seine Gedanken verraten. Schwere Arbeit hatte seine Mutter umgebracht … wahrscheinlich wollte er deswegen, daß seine Frau ihre Zeit mit Ausruhen vertrödelte.
    Sie wußte, sie sollte nicht weiter nachhaken, aber die Neugier war stärker als ihre Vorsicht. »Hast du deine Mutter geliebt?«
    Er gab ihr keine Antwort, also versuchte sie es mit einer anderen Frage. »Wer hat dich aufgezogen, nachdem sie gestorben war?«
    »Niemand und alle.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Er hatte seinen Schritt beschleunigt, als versuchte er, ihrem Verhör damit zu entgehen. Dann plötzlich hielt er an und wandte sich ihr zu.
    »Du brauchst nicht zu verstehen. Geh jetzt rein, Johanna.«
    Ihr Mann konnte sehr grob sein, wenn es ihm gefiel. Er entließ sie aus seinen Gedanken und wandte nicht mal einen Blick zurück, ob sie seinem Befehl nachkam.
    Johanna stand einige Minuten lang auf der Treppe und dachte über ihren Mann nach. Sie wollte ihn so gerne verstehen. Sie war nun seine Frau, und es war wichtig zu wissen, was ihn glücklich machte und was seinen Zorn herausforderte. Wenn sie das erst einmal herausgefunden hatte, würde sie auch wissen, was sie in den jeweiligen Situationen zu tun hätte.
    »Warum blickt Ihr so finster, M’lady?«
    Johanna machte vor Schreck einen Satz zur Seite, dann wandte sie sich lächelnd an Keith. »Ihr habt mich erschreckt«, gab sie unnötigerweise zu.
    »Das war nicht meine Absicht«, erwiderte der Maclaurin-Soldat. »Ich habe nur gesehen, daß Ihr nicht besonders glücklich aussaht und fragte mich, ob ich Euch irgendwie aufheitern kann.«
    »Ich habe über unseren Clansherrn nachgedacht«, antwortete sie. »Er ist nicht leicht zu verstehen.«
    »Aye, das ist wahr«, bestätigte Keith.
    »Ich würde so gerne verstehen, wie er denkt.«
    »Warum?«
    Sie hob die Schultern. »Direkte Fragen bringen keine Antwort«, bemerkte sie. »Nun, schließlich führen immer mehrere Wege in eine Burg.«
    Keith verstand nicht richtig. »Aye, es gibt zwei Eingänge, drei, wenn Ihr den Pfad zum Keller mitzählt.«
    »Ich meinte nicht diese Burg«, erklärte sie. »Ich wollte sagen, daß es immer mehrere Möglichkeiten gibt, zu bekommen, was man möchte. Versteht Ihr?«
    »Es gibt aber trotzdem zwei Eingängen zum Haus«, beharrte Keith stur auf der Tatsache.
    Sie stieß einen Seufzer aus. »Vergeßt es, Keith.«
    Der Soldat wechselte das Thema. »Wollt Ihr heute nachmittag mit Auggie Spazierengehen?«
    »Vielleicht«, antwortete sie. Dann eilte sie die Stufen hinauf. Keith überholte sie, um ihr die Tür aufzuhalten.
    »Heute ist Donnerstag, M’lady.«
    Sie lächelte ihn an. »Ja, stimmt«, sagte sie. »Bitte entschuldigt mich jetzt. Ich will nach Dumfries sehen«, fügte sie hinzu, als der Soldat hartnäckig an ihrer Seite blieb. Wahrscheinlich wollte er herausfinden, was sie plante. Sie mußte Gabriel wirklich davon überzeugen, daß sie nicht ständig eine Eskorte brauchte. Keith und Calum machten sie langsam wahnsinnig damit, ihr überall hinterherzulaufen. Sie hatte sich heute morgen heimlich hinausschleichen müssen, um ausreiten zu können, aber sie wußte, es würde kein zweites Mal funktionieren. Nun paßten sie doppelt auf. Im übrigen war es nicht besonders ehrenhaft, durch Täuschung zu bekommen, was sie wollte.
    Johanna streifte den Riemen von der Schulter und

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